Ahrensburger Geistlicher wertet erstes Gespräch mit Bischof Ulrich nur als Teilerfolg

Ahrensburg. Der Besuch von Bischof Gerhard Ulrich in Ahrensburg hat bei den Teilnehmern der Gesprächs-Runde offensichtlich unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.

Als "freundschaftlich und offen" bezeichnete das Kirchenamt in Kiel die Atmosphäre des Gesprächs, dass der Bischof wegen des 2010 aufgedeckten Missbrauchsskandals mit Vertretern von Kirchenleitung, -amt, -vorstand und Kirchenkreis führte.

Doch das haben nicht alle so empfunden. "Es bleibt sicherlich der individuellen Wahrnehmung eines jeden Gesprächsteilnehmers vorbehalten, hier eventuell schon von einer offenen Atmosphäre sprechen zu wollen", sagte Pastor Helgo Matthias Haak am Donnerstag. "Aber ohne Frage darf die Atmosphäre der Freundschaftlichkeit unter den Beteiligten als noch ausbaufähig bezeichnet werden." Zumindest seien die Teilnehmer bemüht gewesen, Konfliktfelder anzusprechen. "Immerhin war das Gespräch eine erste Gelegenheit für unseren Kirchenvorstand, mit dem leitenden Bischof und mit Vertretern des Nordelbischen Kirchenamtes in Ahrensburg zu sprechen." Dies sei - mehr als anderthalb Jahre nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle - als Fortschritt zu werten.

Das Kirchenamt kündigte an, der Kontakt solle zu "gegebener Zeit" fortgesetzt werden. Auch Pastor Haak sieht weiteren Gesprächsbedarf: "Zu vieles hat sich in der langen Zeit an Divergenzen angestaut, als dass es alles an einem Abend ausgeräumt werden könnte." Wie im Falle der zurückgetretenen Bischöfin Maria Jepsen, so habe sich auch im Gespräch mit Bischof Gerhard Ulrich gezeigt, dass geistliche Kirchenleitung durch den Bischof und juristische Kirchenverwaltung durch das Kieler Kirchenamt nicht miteinander gleichgesetzt werden könnten. "Das Kräfteverhältnis zwischen beiden muss kritisch hinterfragt werden."

Der Vorsitzende des Bezirksausschusses, Pastor Detlev Paschen, sagt, es habe gut getan, dass Bischof Ulrich nun mit dem gesamten Kirchenkreis ins Gespräch gekommen sei. "Wir werten den Besuch als ein Symbol der Solidarität." Der Bischof habe sein tiefes Mitgefühl vor den Ehren- und Hauptamtlichen Mitarbeitern des Kirchenvorstandes angesichts der belasteten Situation durch den Missbrauchsskandal zum Ausdruck gebracht. Paschen: "Es wurde deutlich, wie wichtig der Austausch aus den verschiedenen Perspektiven der kirchlichen Ebenen ist." Weiteres Thema des Gesprächs seien die gemeinsamen Anstrengungen zur Prävention gewesen. Paschen: "Kirchenleitung, Kirchenkreis und die Gemeinde sind heute anders auf den Umgang mit Missbrauchsverdacht eingerichtet."