Eine Glosse von Cornelia Putzbach

Die ersten Mitfahrer suchten sich bereits neue Sitzplätze, weil sie das unaufhörliche Geplapper nicht mehr aushalten konnten. Andere waren in lustige Gespräche mit ihren unbekannten Zugnachbarn geraten. Wieder andere hielten sich den Bauch vor Lachen: So eine Zug-Show hatten sie noch nie erlebt.

Als ich den Waggon betrat, war alles schon in vollem Gange. Eine streng wirkende, sehr aufrecht sitzende Dame telefonierte. In unnachahmlichem Hamburger Slang war sie in eloquent-regem Kontakt mit einem Menschen auf der anderen Seite ihres Telefonnetzes. Nach kurzer Zeit wussten wir alles. Dass Luise den Apfelsaft selbst herstellt, der Kinderlärm vorm Haus zwar unerträglich, aber auch normal ist. So seien die Zeiten heute. Und nein, in die Kirche gehe sie nicht mehr, dort sitzen neuerdings so viele Zugereiste. Onkel Erich? Den habe man verbrannt, war sein Wunsch gewesen.

Der Mann hinter mir hielt sich ein Taschentuch vors Gesicht, um sein Losprusten akustisch einzudämmen. Mit den Reisenden zur Linken verband mich die Suche nach dem Namen dieses Komikers, der keinen Satz zu Ende sprechen kann, dafür aber den nächsten nahtlos beginnt. Piet Klocke, tönte es aus der Reihe hinten rechts.

Unbeeindruckt von dem Trubel, plauderte die Dame lauthals von der neuen Matratze im Angebot. Dann kündigte sie vorsichtshalber schon mal an, dass sie das Gespräch demnächst beenden müsse. Die Endstation nahte.