Der junge Mann, der die 16 Jahre alte Kim-Laura in Bargteheide totfuhr, bleibt auf Bewährung frei

Reinbek/Bargteheide. "Wir haben lebenslänglich bekommen und er kommt mit einer Bewährungsstrafe davon", sagt Cordula Fuß. Die Mutter der verstorbenen Kim-Laura ist über das milde Urteil gegen den Todesraser von Bargteheide entsetzt. Wie berichtet, musste sich der 21 Jahre alte Dennis T. (Name geändert) vor dem Jugendschöffengericht in Reinbek verantworten, weil er in betrunkenem Zustand den tödlichen Unfall verursacht hat. Nach neunstündiger Verhandlung stand das Urteil fest. Richterin Ute Schulze Hillert verhängte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten, ausgesetzt zur Bewährung. Zudem bekommt der Barsbütteler eine zweijährige Führerscheinsperre und muss 3000 Euro an eine gemeinnützige Institution in Hamburg zahlen.

"Dass die Eltern ein unendliches Leid tragen, ist gut nachvollziehbar. Doch egal, was für eine Strafe verhängt wird, das Mädchen wird nicht wieder lebendig", sagte die Richterin in ihrer Urteilsbegründung. Sie versuchte, das Strafmaß zu erklären: "Beim Jugendstrafrecht steht nicht die Strafe im Vordergrund, sondern der Erziehungsgedanke. Wir gehen von einer positiven Sozialprognose aus. Er hat eine abgeschlossene Ausbildung und einen festen Arbeitsplatz", sagte die Richterin. "Das Gericht geht auch davon aus, dass eine gleiche Tat nicht zu erwarten ist."

Der Anwalt der Eltern denkt über Berufung oder Revision nach

Für Rechtsanwalt Ulf-Diehl Dreßler, der die Eltern der Verstorbenen als Nebenkläger vertreten hat, ist das Urteil "nicht gerecht". Er plädierte dafür, Dennis T. nach dem Erwachsenenstrafrecht zu bestrafen und forderte drei Jahre Haft. Er wird sich jetzt mit den Eltern von Kim-Laura zusammensetzen und beraten, ob sie in Berufung oder Revision gehen. "Ich bin der Meinung, dass Verfahrensfehler gemacht wurden. Zum Beispiel ist eine wichtige Zeugin nicht gehört worden, eine junge Frau, die T. in der Tatnacht angeboten hatte, ihn nach Hause zu fahren."

Doch der Barsbütteler setzte sich in der Nacht zum 31. Oktober 2010 mit 1,8 Promille im Blut selbst ans Steuer seines BMW und raste mit mindestens Tempo 95, so das Ergebnis des Gutachters, durch Bargteheide. Auf der B 75 verlor er die Kontrolle über seinen BMW und töte die 16-Jährige Kim-Laura. Das Mädchen stand mit Freunden dort an einer Bushaltestelle.

"Er hatte die Wahl, ob er sich betrunken ans Steuer setzt - unsere Kimmi hatte keine Wahl", sagt ihr Vater Olaf Radeloff, der kein Verständnis für die Bewährungsstrafe aufbringen kann. "Was hat das denn für eine Signalwirkung auf andere junge Menschen? Diese denken jetzt, mir passiert doch eh nichts, wenn ich betrunken fahre."

Die Eltern von Kim-Laura waren nicht zur Verhandlung gekommen: "Dass hätten wir nicht geschafft", sagt Cordula Fuß. Die Großmutter der Verstorbenen war indes mit ihrem Mann von Lübeck nach Reinbek gekommen, um den Prozess zu verfolgen. Und um dem Menschen in die Augen zu sehen, der das Leben ihrer geliebten Enkelin auf dem Gewissen hat: "Kimmi fehlt uns so sehr. Es ist nur schwer zu ertragen, dass der Todesfahrer dieses Wochenende wieder auf Partys gehen kann und Kimmi dies nie mehr kann."