Eine Glosse von Matthias Popien

Die Schokolade ist geduldig. Sie erträgt Nüsse und Mandeln. Sie lässt sich, obwohl von Haus aus süß, mit Zartbitterem kombinieren. Sie besteht zwar aus Kakao, wehrt sich aber nicht dagegen, dass auch Kaffeebohnen hineingemischt werden.

Sie sah sich in jüngster Zeit mit einer weiteren Geschmacksverirrung konfrontiert, mit der Chilischote, aber umhüllte auch dieses Gemüse noch klaglos mit ihrem dunklen Mantel. Nun aber, so hören wir aus Schokoladenkreisen, ist man es leid, von durchgedrehten "Chocolatiers" missbraucht zu werden, die aus der Verwendung der französischen Berufsbezeichnung offenbar das Recht zu schokoladenpolitischen Amokläufen ableiten. Was kommt als nächstes? Schokolade mit Spinattrüffel? Eisbein-Schokolade? Knoblauch-Krokant? Weiße Rettichschokolade? Salami-Riegel? Hustensaft im Schokoladenmantel?

Klar ist: Ein Reinheitsgebot muss her. Was beim Bier dafür sorgt, dass es in Deutschland weder Weinbier noch Milchbier gibt, sollte auch bei der Schokolade verhindern können, dass dieser edle Stoff in immer neuen Gruselkombinationen erniedrigt und beleidigt wird. Zum Reinheitsgebotsminister könnte - so ist in der Hauptstadt Berlin zu hören - Peter Ramsauer ernannt werden. Erstens stammt er aus dem Bierland Bayern, zweitens ist er seit Ewigkeiten in der CDU/CSU aktiv - und kennt sich deshalb gut mit Dingen aus, die eigentlich nicht zusammengehören.