Eine Glosse von Alexander Sulanke

Da denken Tausende von Verliebten, dass das heute ihr Tag sei. Ein Tag, ein Datum, sechs Einsen (in den kommenden Jahren immerhin noch fünf). Eine Kombination wie geschaffen für einen Hochzeitstag. Einmalig. Ein Tag, der in Erinnerung bleiben wird.

Aber in welcher! Geblendet von den sechs stolzen Einsen sind Tausende einem womöglich schweren Irrtum aufgesessen. Denn elfter Elfter, das sind nicht nur Kinder, die mit bunten Laternen vor dem Standesamt Spalier stehen und ein Liedchen trällern. Das ist nicht nur knusprig gebratene Gans am Abend.

Am 11.11. steht mitunter ein frierender Mensch am Straßenrand, zitternd. Und die Legende besagt, was dann zu tun ist. Mit einem einzigen Schwertschlag teilt der Bräutigam das Brautkleid in zwei Teile. Oder in drei: Heutzutage achtet der Tierschutzverein darauf, dass ein eventuell anwesendes Pferd auch etwas abbekommt vom wärmenden Stoff.

Noch schlimmer: Am 11.11. beginnt die närrische Zeit. Welcher Mann kann sich da sicher sein, dass die Frau an seiner Seite nicht nur als Braut verkleidet ist? Um 11.11 Uhr mag sie plötzlich nicht Ja sagen, stattdessen im Versmaß reimen: "Ehe er sich versah, war die Braut gar nicht mehr da. Taraaa, taraaa!"

Ja, es ist unvorstellbar, welchen Gefahren sich Menschen am heutigen Tage aussetzen, geblendet von sechs Einsen. Und natürlich von der Liebe, die alles überstrahlt.