Eine Glosse von Walter Marsand

Da stand ich nun, ausgeschieden aus dem Beruf, keine Abfindung, kein Arbeitslosengeld. Mit 15 in die Lehre gegangen, 43 Jahre Beiträge gezahlt, ein Leben mit einer dauerhaften Rentenminderung bis zum Grabe.

Da dachte ich mir: Walter, was machst du jetzt? Du hast zwei Söhne in die Welt gesetzt, ihnen gemeinsam mit ihrer Mutter eine gute Ausbildung finanziert, sorgst für deine Enkeltochter. Im Dezember und im Januar kommen zwei Enkelsöhne hinzu, die du voller Freude unterstützen und fördern wirst. Aber willst du wirklich nur Goretex-Kleidung tragen und mit deinem Rucksack weltfremd über Fahrradwege latschen? Nein!

Du machst es wie viele andere ältere Menschen. Du gehst in eine Seniorenresidenz und liest dort Gedichte vor. Und dann gibt es hier ja auch die Kita, da spielst, wanderst, bastelst, singst du mit den Kindern. Natürlich erledigst du auch Einkäufe für ältere Leute.

Selbstverständlich wird im Winter frühmorgens bei den Witwen in der Nachbarschaft Schnee geschoben. So machst du bei den Alten etwas für die Generation, die dich groß gemacht hat, und in der Kita etwas für die kommende. Wenn du zu diesen Einrichtungen fährst, stolpern dir manchmal völlig weltfremde junge Menschen direkt vors Fahrrad. Dann klingelst du aber nicht, sondern lässt sie einfach vorbei. Dann denkst du dir, dass die junge Generation es schwer hat und freust dich, dass du noch gesund, sportlich und geistig rege bist. Auch wenn du immer öfter Beiträge liest über die "beste Rente aller Zeiten". Dann denkst du: Das kann nur ironisch gemeint sein.