Der Verein Jordsand führt Besucher durch das frühere Munitionsdepot. Jahrzehntelang wurde dieser Ort akribisch bewacht.

Stapelfeld. So weit das Auge reicht Felder und Bäume. Eine einzige Betonstraße zerschneidet die Landschaft. Der Weg führt zu einem durch Zäune und hohe Eisentore gesichertem Areal. Jahrzehntelang wurde dieser Ort auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz und jetzigen Naturschutzgebiet Höltigbaum akribisch bewacht. Die Bundeswehr hatte dort ein Munitionsdepot. Inzwischen sind die Soldaten abgezogen, und Spaziergänger können das nur mit Mühen zu findende Gelände besichtigen. Der Ahrensburger Naturschutzverein Jordsand bietet regelmäßig Führungen an zu dem Ort, an dem immer noch Panzerspuren und Gefechtshügel von der militärischen Nutzung zeugen.

1937 machte die Wehrmacht aus dem vorher landwirtschaftlich genutzten Höltigbaum einen Standortübungsplatz. Unter anderem wurde ein großes Munitionsdepot mit 55 oberirdischen Bunkern gebaut. "Die Militärs haben anfangs Bäume gepflanzt, die im Winter nicht nadelten, damit die Bunker von der Luft aus nicht gesehen werden konnten", sagt Julia Weier vom Verein Jordsand. Das funktionierte aber nur bedingt. "Von oben sieht man ein perfektes Viereck mit Bäumen, die hier sonst nicht wachsen", sagt Weier und fügt hinzu: "Das ist schon ein bisschen auffällig." Die Bunkeranlage wurde aber trotzdem nie angegriffen.

Hinter dicken Betonwänden lagern jetzt Heu und Kanus

1958 übernahm die Bundeswehr das Höltigbaum-Areal. An den 55 Bunkern hat sich so gut wie nichts verändert. Allerdings stehen sie jetzt leer und werden von der Natur Schritt für Schritt zurückerobert. An den dicken Wänden sind aber immer noch Notfalltelefone zu finden. "Um der Gefahr von Explosionen zu entgehen, wurden auch die Sicherungen für das Licht außen angebracht", sagt Janine Strauß, die beim Verein Jordsand ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert.

Im Zuge der Bundeswehrreform wurde der Standort 1995 aufgegeben. Damals wurden mehrere sogenannte Fledermausbunker eingerichtet. Dort fanden die Flugkünstler für sie geeignete Höhlen. Jetzt sind die Fledermäuse aber wieder weg. "Das Gebiet ist mittlerweile zu dicht bewachsen, die Fledermäuse können nicht mehr gut jagen", sagt Janine Strauß, "außerdem ist der Eingang in der falschen Richtung. Fledermäuse mögen den Süden lieber." Einige Bunker dienen jetzt als Lager für Holz und Heu, in anderen stellen Pfadfinder ihre Kanus unter.

Seit 1998 ist der Höltigbaum Naturschutzgebiet. Viele bedrohte Amphibien haben dort ein Zuhause gefunden. Sie fanden gute Lebensbedingungen vor, weil das Areal von intensiver Landwirtschaft und Düngerverwendung verschont geblieben ist. Der Verein Jordsand betreut das Gebiet gemeinsam mit anderen Organisationen wie der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

In diesem Jahr gibt es noch zwei Führungen zu den Bunkern: am 10. und 24. November jeweils um 15 Uhr. Treffpunkt ist an der Westseite der Bunkeranlage an der Eingangspforte. Der Rundgang dauert etwa 60 Minuten. Die Teilnahme ist kostenlos, der Verein Jordsand bittet jedoch um eine Spende.