Ahrensburger Schule startet eine Spendenaktion für die Opfer von Fukushima. Armbänder und eine Facebook-Seite weisen auf das Projekt hin

Ahrensburg. An seinem linken Handgelenk trägt der Sechstklässler Flemming ein weißes Stoffarmband. Leuchtend rot hebt sich das Sonnen-Symbol der japanischen Flagge darauf ab. In derselben Farbe ist der Schriftzug "Unesco-Projekt-Schulen" zu lesen. Um das Band zu bekommen, hat Flemming Geld gespendet. Geld, von dem für Kinder in Japan Schulsachen gekauft werden.

"Wir unterstützen mit dem Spendengeld die Einwohner der japanischen Kleinstadt Okuma, die nach dem Atomunglück evakuiert werden musste", sagt Thomas Gehrke, Lehrer an der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten in Ahrensburg. "Okuma ist ungefähr so groß wie Ahrensburg und liegt nur 20 Kilometer von den Atomkraftwerken Fukushima entfernt an der Ostküste Japans."

Thomas Gehrke hatte die Idee für die Spendenaktion. "Das Atomunglück in Fukushima steht jetzt nicht mehr in den Schlagzeilen. Allerdings handelt es sich um ein Thema, das uns mindestens für die nächsten drei Jahrzehnte beschäftigen sollte. Die Situation dort wird sich nicht so schnell ändern wie die Aufmerksamkeit vieler hier verfliegt." Deshalb wollte der 42-Jährige ein Zeichen setzen und startete das Projekt "1000 Hände für Japan". Jede Spende ab einem Euro ist willkommen. Die Verteilung des Geldes läuft über die Unesco, die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur.

Der Gedanke, Armbänder als Erkennungszeichen an die Spender zu verteilen, kam Gehrke bei einem Konzert. "Dort liefen ja alle Besucher mit so einem Band als Eintrittsnachweis herum. Kids finden das schick. Manche Schüler tragen solche Armbänder jahrelang."

Um auf die Aktion aufmerksam zu machen, richtete der Lehrer eine Seite auf dem Internetportal Facebook ein. Dort ist jetzt alles nachzulesen. Vor allem werden auf der Seite aber Fotos der Spender hochgeladen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen sind oft auch nur ihre Arme mit den angelegten Bändern abgebildet. "So kam dann der Name 1000 Hände für Japan zustande", erzählt Gehrke. Facebook grassiere momentan geradezu bei den Schülern, sagt er. "Für die Jugendlichen ist es toll, sich dort wiederzufinden."

Den Kontakt zu der Kleinstadt Okuma stellten die Ahrensburgerin Hisako Wallraven, eine seit 42 Jahren in Deutschland lebende Japanerin, und ihre Tochter Mira her. "Die Stadt wurde gleich dreimal von der Katastrophe getroffen", sagt Hisako Wallraven. "Erst wurde Okuma durch den Tsunami und das Erdbeben zerstört und dann auch noch von Fukushima verstrahlt", berichtet sie. Mit einigen wenigen Habseligkeiten mussten die Bewohner fliehen. Zurück können sie nicht mehr.

Die Menschen wurden in eine weiter entfernte Stadt namens Aizuwakamatsu gebracht - der Heimat von Hisako Wallraven. Die Stadt liegt rund 80 Kilometer entfernt von den Atomkraftwerken. Dort wird nun provisorisch eine neue Schule aufgebaut. Mit dem Spendengeld sollen Unterrichtsmaterialien finanziert werden. Pädagogen werden davon bezahlt, aber auch Psychologen, die den traumatisierten Kindern helfen sollen. Mira Wallraven, die in Ahrensburg aufgewachsen ist, hielt kurze Zeit nach dem Unglück einen Vortrag in der Schule. "Ich habe über die Zustände in Japan nach den Katastrophen berichtet und unter anderem erklärt, wie ein Tsunami entsteht", sagt die 37-Jährige. "Die Kinder haben so viel Mitgefühl gezeigt, während meines Vortrages war es mucksmäuschenstill."

"Wir sind sehr dankbar für das Engagement der Kinder und der Erwachsenen hier", fügt ihre Mutter hinzu. Wallravens haben noch Verwandte und Freunde in Japan. "Wir haben sozusagen den direkten Draht zu der Gegend, in der das gespendete Geld ankommt", erklärt Mira Wallraven. "Ich denke, für die Kinder ist es authentischer, wenn jemand über das Unglück berichtet, der die Region kennt."

Thomas Gehrke freut sich über die Verwendung des Spendengeldes. "Wir wollten etwas Spezielles für unser Projekt. Es sollte genau zu der Schule und den Kindern passen", sagt der Pädagoge. Den Schülern gefällt die Aktion. "Ich trage mein Armband immer noch", sagt der zwölfjährige Flemming. "Wir haben alle in unseren Familien und bei unseren Freunden herumgefragt und so Spenden zusammenbekommen." So hat es auch sein Mitschüler Gadso gemacht. "Die Idee finde ich gut. Die Armbänder sind cool", sagt der Elfjährige.

Die Zusammenarbeit mit der Unesco organisiert Katrin Peters, ebenfalls Lehrerin an der Gemeinschaftsschule. Bisher sind die Armbänder gegen eine Spende im Schulzentrum am Heimgarten und in der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Bargteheide erhältlich. Aber die Aktion soll weitere Kreise ziehen. Thomas Gehrke: "Bald sollen die Bänder an alle Unesco-Schulen bundesweit gehen."

Wer direkt für die Aktion spenden möchte: Karl-Heinz Bock, für Schulzentrum Am Heimgarten, Sparkasse Holstein, BLZ 213 522 40, Konto 90 04 13 87.