Optimistische Menschen, wohin man auch blickt: Auf der Hochzeitsmesse im Reinbeker Schloss geht es um die große Liebe und gute Geschäfte.

Reinbek. Glück ist irgendetwas zwischen pastellfarbenen Einladungskarten, cremefarbenen und strahlend weißen Kleidern, Perlendekoration, roten Herzchenluftballons und lang gezogenen "Ohhhs" und "Ahhhs". Wer das Glück sucht, muss nur einmal einen Besuch auf einer Hochzeitsmesse wagen - so wie am vergangenen Wochenende im Schloss Reinbek. Rund 1400 glückliche Menschen wandelten da am Sonnabend und Sonntag durch das historische Gemäuer.

Paare, beste Freundinnen und Freunde, künftige Trauzeugen, Mütter und Väter, Schwestern und Brüder, Omas und Opas, Onkel und Tanten, Paten und ja, sogar Nachwuchs in Kinderwagen und Karren. Sie alle pilgern hin und her zwischen 45 Messeständen mit Brautmoden, Trauringen, Foto- und Dekoständen. Und über fast allen schwebt ein roter Herzchen-Luftballon.

Mitten im Getümmel sind auch Lisa Ebermann und Christian Schewe, die irgendwie ein bisschen so wirken, als hätten sie sich verlaufen. Beide tragen lange Rastazöpfe und eher unkonventionelle Kleidung, die aus der Masse heraussticht. Und doch. Ja, auch sie haben diesen seeligen Gesichtsausdruck, dieses Dauergrinsen auf den Lippen, das einen schon ein wenig neidisch machen kann. Vielleicht liegt es daran, dass auch sie irgendwie dazugehören. Zu diesem Hochzeitsrummel. Denn auch sie wollen es tun - sich trauen, mit allem Drum und Dran. Wann genau, das steht noch nicht fest. Aber bald. Da sind sich die 22-jährige Lisa und ihr 23-jähriger Christian ganz sicher. Es ist "die große Liebe".

Gefunden haben sie die im Juli 2009 - "ein Zufall". Lisa hatte auf Sylt in einem Café gejobbt. Und Christian seine Fähre verpasst. "Er saß dann da. Ich habe ihn bedient", erzählt Lisa. Blicke trafen sich. Christian schrieb seine Nummer auf einen Bierdeckel, und Lisa rief irgendwann an. "Dann hat es richtig gefunkt", sagt Lisa und schaut Christian tief in die Augen. Und dann schüchtern lachend zu Boden, als er ihr liebevoll einen Kuss auf die Wange drückt. Über ihnen schwebt ein roter Herzchen-Luftballon. So sieht das Glück aus.

Dichtes Gedränge herrscht im Obergeschoss des Renaissanceschlösschens. Hunderte Träume in Weiß, eingetütet in durchsichtiges Plastik, hängen da. Frauen vom Fach eilen geschäftig hin und her. "Dieses soll es sein. Oder jenes. Vielleicht auch das da. Ach, ich weiß nicht", ist immer wieder zu hören. Glück kann in der Kleidfrage wohl auch ein wenig Verzweiflung sein. "Das ist ja schließlich eine Entscheidung fürs ganze Leben", sagt eine junge Frau, die sich auf einem Potest vor dem Spiegel hin und her wiegt. Dann überlegt sie kurz und sagt lachend: "Naja, oder besser für den wichtigsten Tag im Leben."

Damit die Entscheidung leichter fällt, hat Stefanie Fahlbusch aus Oststeinbek ein Expertenteam mitgenommen: Francesca Adolph, ihre beste Freundin, und Mutter Christine. Beide bereits unter der Haube und immerhin eine mit noch ganz frischer Erfahrung. "Ich hab es hier auf der Messe letztes Jahr gefunden. Mein Kleid", sagt die 25 Jahre alte Francesca und zupft ihrer Freundin den Schleier zurecht. Und auch Mutter Christine läuft mit Kennerblick um ihre Tochter herum - obwohl sie selbst vor 34 Jahren gar keinen Traum in Weiß getragen hat. "Deshalb ist es jetzt für mich besonders schön", sagt sie strahlend.

Den Bräutigam und Herrn Papa haben sie vor gut einer Stunde nach Hause geschickt. "Die stören hier nur. Die haben zwei Stunden durchgehalten. Deko, Fotos, Accessoires, Anzug. Jetzt gehen wir ins Detail", sagt Christine Fahlbusch entschlossen.

Und das Detail ist schon fast eine Mission. Die Suche nach dem Kleid, das dem Bräutigam am Altar die Tränen der Rührung in die Augen treiben soll. Bei Stefanie Fahlbusch ist es jetzt schon fast so weit. Und auch Mutter Christine hält sich verzückt beide Hände vor den Mund. Sie bekommt glänzende Augen, als ihre Tochter bei der dritten Festrobe plötzlich feststellt: "Ja, ich glaub', das ist es."

Gerührt schaut sie in den Spiegel. Und auch Brautmodenverkäuferin Gabriele Salzmann glaubt es zu wissen. "Den Gesichtsausdruck kenne ich. Wenn die Frauen so gucken und seelig lächeln, dann haben sie ihr Kleid gefunden", sagt sie fast feierlich. Und andere Messebesucher, die vorbeilaufen, entfährt ein "Oohhh" und "Ahhh" beim Anblick der blonden Frau, die eine hübsche Braut sein wird.

Ein lautes "Jiiiiihaaaaa" tönt kurz darauf aus einem der Räume im Erdgeschoss, gefolgt von einem Blitzlichtgewitter. Fotografin Inke Valentin gibt alles, um das Paar vor ihrer Linse aufzulockern und ihm ein noch glücklicheres Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ratternd kommt kurz darauf ein schönes Schwarz-Weiß-Foto aus dem Drucker. Eng umschlungen lachen Claudia Dahlke und Nils Bartelmann aus Reinbek in die Kamera. Vor ein paar Monaten hatte er ihr vor 80 Leuten auf seinem Geburtstag einen Antrag gemacht. "Viel gesagt hat er zwar nicht, ihm ist die Stimme weggeblieben, aber ich habe ihn auch so verstanden - und Ja gesagt", erzählt die 29-Jährige - glücklich. Im April wollen sie es dann im Gut Schönau besiegeln, das, was sie gefunden haben.

Glücklich ist auch Anke Conradi, Organisatorin der 15. Reinbeker Hochzeitsmesse. "Es ist wie immer diese besondere Atmosphäre - eine tolle Stimmung", sagt sie. Und auch die Aussteller seien wieder sehr zufrieden. Mit rund 1400 Besuchern sei die Messe erfolgreicher als im vergangenen Jahr. Auch 2012 soll es sie "natürlich" wieder geben. Wie immer im Schloss. Wie immer mit lauter glücklichen Menschen.