Glinde. Voll war der Festsaal des Bürgerhauses in Glinde am Freitagabend: Rund 250 Glinder wollten sich die Eröffnung der Ausstellung "Vom Dorf zur Stadt" und damit zu 75 Jahre Ortsgeschichte nicht entgehen lassen. Bürgermeister Rainhard Zug und Stadtarchivar Carsten Walczok hatten sich dafür extra historisch in Schale geschmissen - in Cutaways mit silbergrauen Zylindern aus einem Kostümverleih in Hamburg.

Vor Bildern, Fotos, Karten, Texten und alten Zeitungsausschnitten verharrten die Besucher - aus den Anfängen, als Glinde nicht mehr als ein kleines Dorf mit 500 Einwohnern war, bis in die heutige Zeit. Schwerpunkte aber sind das Gut Glinde, das Heereszeugamt, die Kruppsiedlung und das Arbeitslager Wiesenfeld.

Bürgermeister Zug bedankte sich bei allen, die kräftig bei der Ausstellung mitgeholfen hatten - beim Siedlerbund, dem Heimat- und Bürgerverein, dem Stadtmarketing, dem Gymnasium Glinde und vielen mehr. Ganz besonders aber dankte er Heinz Juhre, "dem heimlichen Archivar der Stadt". Juhre wartete auch noch mit einer ganz besonderen Überraschung auf: Er hatte seine Mutter mitgebracht. Die 83-jährige Ingeborg Roschkowski hatte nicht nur selbst viele alte Bilder zu Hause gehortet, sie hatte auch am 6. Februar 1971 Rainhard Zug auf die Welt geholt. "Dass sie gekommen sind, freut mich so sehr", sagte der Bürgermeister und umarmte die einstige Hebamme überschwänglich. Wenn jemand Glinder Geschichte erzählen könne, dann sei das sie. Ingeborg Roschkowski war 1936 von Stettin aus nach Glinde gekommen und eine der ersten Bewohnerinnen der Zeugamtssiedlung. "Da wohne ich auch noch heute", sagte sie.

Die Ausstellung ist bis einschließlich Mittwoch von 10 bis 14 Uhr im Bürgerhaus (Markt 2) zu sehen.