In den Gemeinden um die Grundschule Mollhagen ist ein Streit über das Angebot der Ganztagsschule entbrannt. Eltern fordern Ausweitung.

Steinburg. In den Gemeinden Steinburg, Todendorf, Lasbek und Stubben brodelt es. Einige Eltern fühlen sich vom Schulverband nicht ernst genommen. Sie werfen den Verantwortlichen vor, Beschlüsse nicht umzusetzen und Fragen unsachlich und respektlos zu beantworten.

Grund für den Zwist ist die geplante offene Ganztagsschule in Mollhagen. Den Eltern geht das bisher vorgesehene Angebot nicht weit genug. Denn zum Mittagessen müssen die Kinder nach Hause. Zudem gehen die Nachmittagskurse nur bis maximal 15.30 Uhr. Das reiche für Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, nicht aus. Sie verlangen eine Ausweitung bis 17 Uhr.

Wiebke Martens, Vorsitzende des Schulverbandes Mollhagen, hält den massiven Protest der Eltern für unbegründet und spricht von einer kleinen Gruppe, die mit aller Gewalt ein ganztägiges Angebot an der Schule durchsetzen möchte. "Es ist traurig, dass einige Eltern selbst keine Lösung für die Betreuung ihrer Kinder finden und nun von den Gemeinde eine verlangen", sagt Martens.

Den Streit zu schlichten, versucht indes der Bürgermeister der 2541-Seelen-Gemeinde Steinburg. Heino Doose: "Wir wollen doch die offene Ganztagsschule und starten jetzt das Pilotprojekt." Bisher konnten berufstätige Eltern ihre schulpflichtigen Kinder auch nach Schulschluss in der Grundschule betreuen lassen. Im sogenannten Storchennest bekommen die Grundschüler Mittagessen, zudem wird den Kleinen dort bei den Hausaufgaben geholfen. Das Angebot reicht jedoch nur bis 15 Uhr. Dann müssen die Schüler abgeholt werden. 58 Kinder der etwa 240 Grundschüler werden derzeit im Storchennest betreut. Am Montag, nach den Herbstferien, startet dann das Pilotprojekt offene Ganztagsschule. Montags, mittwochs und Donnerstags werden Kurse wie Forscherlabor, Trommeln, eine Roboterwerkstatt oder klassische Sportkurse wie Tischtennis bis 15.30 Uhr angeboten.

Kinder, die das Storchennest besuchen, können nach Schulschluss wie gewohnt dort Mittag essen, ihre Hausaufgaben machen und danach an den Kursen teilnehmen. Alle anderen Kinder, die das freiwillige Angebot nutzen möchten, müssen zum Mittag nach Hause und danach wieder zurück zur Schule.

Die Schulleiterin hat das Konzept für den Testlauf entwickelt und möchte in den nächsten zwei Jahren die offene Ganztagsschule erproben. Bis zum Ende der Testphase soll laut Wiebke Martens ein richtiges Konzept stehen, mit dem der Schulträger vom Land auch Geld beantragen kann. Ob dieses Geld reiche, um das Ganztagsangebot zu erweitern und eine Betreuung bis 17 Uhr anzubieten, hält Bürgermeister Heino Doose für fraglich. Auch der leitende Verwaltungsbeamte des Amtes Bad Oldesloe-Land, Steffen Mielczarek, mahnte bei der Sitzung des Schulverbandes im März an, dass bei einer Ganztagsschule "mit nicht unbeachtlichen Kosten zu rechnen sei" und spricht von einer Deckungslücke. Zusätzliche Kosten müsste der Schulträger, also die Gemeinden Steinburg, Todendorf, Lasbek und Stubben tragen. Je nachdem, wie viele Kinder einer Gemeinde die Grundschule besuchen, berechnet sich der Beitrag einer Gemeinde. Beispielsweise zahlt Steinburg dieses Jahr 190.069,37 Euro an den Schulverband. Aus der Gemeinde Stubben fließen 25.424,61 Euro in die Verbandskasse.

Zwar kosten die Nachmittagskurse pro Halbjahr 31 Euro, damit seien die Kosten allerdings noch lange nicht gedeckt, so dass die Preise pro Kursus auf lange Sicht steigen.

Nachdem die Eltern bei der Verbandsversammlung dennoch darauf bestanden, die Betreuungszeiten zu verlängern, ist im Protokoll zu lesen: "Nach einer längeren Diskussion schlägt die Verbandsvorsteherin vor, eine Umfrage hinsichtlich der Notwenigkeit der Verlängerung des Betreuungsangebotes zu machen..." Weiter heißt es, dass bei dieser Umfrage auch die voraussichtlichen Kosten benannt werden sollen. Die Verbandsmitglieder stimmten diesem Vorschlag einstimmig zu.

"Doch bis heute ist nicht passiert", sagt Susanne Hann. Sie ist Mutter eines viereinhalb Jahre alten Jungen, der jetzt noch im Kindergarten neben der Grundschule betreut wird, bis 17 Uhr. Dieses Betreuungsangebot gilt jedoch nur für Kinder bis sechs Jahre. "Viele Eltern haben dann ein Problem", sagt Hann und verlangt vom Schulträger, die Umfrage durchzuführen. "Wir haben nie beabsichtigt, eine Umfrage zu machen", sagt indes Wiebke Martens. "Die Formulierung im Protokoll ist unglücklich." Martens hat aber die Eltern befragt, die ihre Kinder im Storchennest betreuen lassen. "Und dort sprach sich nur ein kleiner Teil für eine Verlängerung der Betreuung aus", sagt Martens.

Für die anderen Eltern ist das eine Farce. Denn nur die Eltern seien befragt worden, denen das Angebot bis 15 Uhr reicht und die deswegen ihre Kinder im Storchennest betreuen lassen.