Eine Glosse von Matthias Popien

Wer sich bei einem Sprung zur Seite den Schädel am Mauerwerk gestoßen hat, der weiß vielleicht hinterher nicht mehr, was ein Seitensprungportal ist. Zur Erklärung: Das ist eine etwas anstößige Internetsache, die Männer und Frauen zusammenbringt, die gern mal fremdgehen wollen. Ein großes Seitensprungportal hat jetzt seine Mitglieder befragt, wann sie am liebsten im Netz flirten. Die Antwort ist in etwa so überraschend wie die Aussage, dass die meisten Menschen fürs Frühstück die Morgenstunden bevorzugen. Freitags und sonnabends wird am häufigsten Anlauf zum Seitensprung genommen, schreibt uns jenes Portal, das den Namen "FirstAffair" trägt. Dienstags sind hingegen nur 3,6 Prozent Affärenhungrige unterwegs.

Aber wir wollen eigentlich gar nicht wissen, wann die Leute im Netz den verbalen Flirtturbo einschalten. Uns interessiert vielmehr die spannende Frage, warum sich ein Seitensprungportal den Namen "FirstAffair" gibt. Supermärkte heißen doch auch nicht "Mein erster Liter Milch", und ein Museum, das nur "das erste Bild" zeigt, würde wahrscheinlich sehr schnell den letzten Besucher begrüßen können. Wäre die Bezeichnung "1000 Affairs" nicht irgendwie werbewirksamer gewesen, würde da nicht ein gewisses Plus an Flirtmöglichkeiten mitschwingen, das den einen oder anderen auch am bislang verpönten Dienstag dazu bringen würde, auf Partnersuche zu gehen? Aber vielleicht ist es ja doch am Besten, wenn wir aus der Sache keine große Affäre machen.