Ausbildung verbessern

11. Oktober: "Der Krippen-Plan geht auf"

Es ist schön, dass wir mit der Platzzahl dem tatsächlichen Bedarf an Betreuungsplätzen für Kleinstkinder näher kommen und dem ausgewiesenen Bedarf bereits entsprechen. Gleichwohl: Quantität bedeutet noch lange nicht Qualität. Und Qualität ist entscheidend für den Lebensweg der Jüngsten. Leider ist in den meisten Fachschulausbildungen dieser Altersbereich in seinen praxisbezogenen Anteilen zu wenig berücksichtigt. Die angebotenen Zusatzqualifikationen für Erzieherinnen werden nicht überall genutzt. Zumindest in Schleswig-Holstein gibt es in den U-3-Gruppen so gut wie keine Absolventinnen der vielen neuen Studiengänge an Universitäten und Fachhochschulen.

Im Bewusstsein der Öffentlichkeit tut der Begriff Krippe ein Übriges. Die Krippe im Stall war einst die einzige Zuflucht für den neugeborenen Jesus, die ihm Geborgenheit, Schutz und die erste Nestwärme sicherte. Dieser Nestwärme-Gedanke ist es wohl auch, der den Begriff bis heute bestehen lässt. Dabei wird einiges außer Acht gelassen: Die Krippe im Stall und die ersten Krippen waren ein Notbehelf, der das Überleben vieler Kinder der frühindustriellen Zeit ermöglichte, ein letzter Ausweg in einer Situation bitterer Armut als Folge von Ausgrenzung und Entwurzelung.

Der Rettungsgedanke war auch der entscheidende Impuls für die Gründung der ersten Kinderbewahranstalten im 19. Jahrhundert und die Entstehung des Begriffes Krippe. Er blieb bis in die 1970er-Jahre tragend, und wer die Krippen von damals kennt, weiß, dass er auch passte. Ausschließlich Kinderkrankenschwestern und Pflegekräfte waren bis in die 1980er-Jahre - oft hoch engagiert - diejenigen, die Säuglinge, Krabbler und Läufer in getrennten Gruppen betreuten, ohne ausgewiesenes pädagogisches Konzept und mit den Zielen, die ihnen ihr erlernter Beruf vorgab: Gesundheitspflege und Hygiene. Zum Glück haben sich in einigen Bundesländern schon andere Begriffe durchgesetzt: Kita für die Jüngsten, Kleinstkindgruppe, U-3-Gruppe.

Dr. Inga Bodenburg, Barsbüttel

Schandfleck Rondeel

3. Oktober: "Ahrensburgs Agenda 2030"

War das eine Sensation, als die Dorfverwaltung von Ahrensburg in den 60er-Jahren den Bau des Ostrings beschloss. Ahrensburg sollte eine Stadt werden. Man nannte es nicht Agenda, hatte aber konkrete Pläne für die Verlegung der B 75, für einen Gleisanschluss des Gewerbegebiets und sogar für einen Haltepunkt der Bahn. Der Ort entwickelte sich prächtig. So entstanden auch Rathaus und Rathausplatz.

25 Jahre später glaubten die dann Verantwortlichen, man müsse Verkehrsprobleme durch Verkehrsbehinderungen lösen. Die Rondeelsperrung wurde beschlossen, garniert mit einem naiven Parkleitsystem. Sofort fing damit die Zeit der leeren oder zugeklebten Schaufenster an. Dadurch wurde auch der Rathausplatz unattraktiv, nicht wegen seiner Größe. Der Schandfleck für Stadtentwicklung und Stadtbild ist das Rondeel. Anderer Verwaltungsunfug kommt hinzu. Ahrensburg ist für die Wirtschaft keine Adresse mehr. Daran muss gearbeitet werden, dann kommt Agenda 2030. Bis dahin sollte aus dem Rathausplatz ein Parkplatz mit Grün gemacht werden. Sonst alles so lassen als Musterbeispiel einer Epoche, als Ahrensburg eine Stadt werden sollte.

Günter Bunke, Ahrensburg

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