Schon jetzt gibt es über 400 Bewerbungen von Senioren für die 100 Wohnungen in Bargteheide. Im August nächsten Jahres sind die Häuser fertig.

Bargteheide. Rund 400 Anmeldungen für das neue Seniorendorf in Bargteheide liegen bereits auf dem Tisch. Ginge es danach, könnte das Projekt mindestens viermal so groß werden, denn 100 Wohnungen sollen auf dem 20.000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Schulzentrum und Bahnhofstraße entstehen. Hinzu kommen 19 Eigentumsreihenhäuser.

"Bei der Seniorenmesse sind wir regelrecht überrannt worden", sagt Holger Zychski, Prokurist der Hamburger Frank-Gruppe, die das Seniorendorf für 21 Millionen Euro hochzieht. Der Investor hat jetzt ein Vermietungs- und Verkaufsbüro in der Rathausstraße 23 eröffnet. Dort können die ersten Verträge über die Vergabe der Wohnungen unter Dach und Fach gebracht werden.

Es gibt eine Bibliothek, ein Bistro und einen Veranstaltungsraum

Betreutes Wohnen ist gefragt. Der Wunsch nach Gemeinschaft und im Notfallversorgung ist für viele Interessenten das Motiv, in eine Art Wohngemeinschaft für ältere zu ziehen. Das Seniorendorf wird eine große Bibliothek und einen Aufenthaltsraum für Veranstaltungen bieten. Der Pflegedienst Steinbuck wird sich nicht nur um die 35 Pflegeplätze kümmern, sondern auch Ausflüge und Theaterfahrten für alle anbieten. Diese Leistungen müssen jedoch extra bezahlt werden, genauso wie das Mittagessen, das die Bewohner in einem eigenen Bistro werden einnehmen können.

130 Bewerbungen sind beim Bargteheider Sozialamt für die 40 öffentlich geförderten Wohnungen in dem Areal eingegangen. Die Stadtverwaltung wird ihre Vorschlagsliste an den Investor weiterleiten. Dann wird entschieden, wer aufgrund einer besonders schwierigen Situation oder einer Behinderung Vorrang erhält. "Das wären beispielsweise Gehbehinderte, die noch im vierten Stock leben und unbedingt aus der Situation herausmüssen", sagt Sabine Meurers vom Wohnungsamt.

Die persönliche Situation ist aber nicht allein ausschlaggebend. Der Antragsteller muss in Bargteheide wohnen, mindestens 60 Jahre alt sein und einen Wohnberechtigungsschein besitzen. Der ist keineswegs ausschließlich an Hartz IV gekoppelt. "Viele Rentner müssen mit 1000 Euro im Monat auskommen. Die bekommen den Schein auch", sagt die Rathausmitarbeiterin. Sie wird ebenfalls darauf achten, wie lange der Antrag vorliegt. "Es ist ein Unterschied, ob sich jemand aktuell bei uns gemeldet hat oder schon 2008 oder 2009."

Der Mietpreis für die Sozialwohnungen liegt bei 5,25 Euro pro Quadratmeter. Für die privat finanzierten Wohnungen sind es 9,75 Euro. In beiden Fällen kommt eine monatliche Pauschale von 117,50 Euro hinzu für den Anschluss an eine Notrufanlage. "Wir haben in den 90er-Jahren angefangen, verstärkt in diesen Marktsegment zu investieren. Und die demografische Entwicklung zeigt, dass der Bedarf weiter wächst", sagt Prokurist Zychski.

In Pinneberg entstehen 123 Wohnungen und eine Wohngruppe mit zwölf Plätzen für Menschen mit Demenzerkrankungen. Für Kiel sind 94 Wohnungen geplant. Und in Reinfeld hat die Frank-Gruppe auf dem Gelände der Claudius-Mühle am Herrenteich 94 Wohnungen für Senioren fertiggestellt - plus Pflegeeinrichtung und Wohngruppe für Demenzkranke. Träger ist das Deutsche Rote Kreuz.

Die Besonderheit der Reinfelder Anlage: das Zusammenführen von Jung und Alt. "Erfahrung trifft Jugend" heißt eine Stiftung, die die Frank-Gruppe unter dem Dach der Bürgerstiftung Stormarn gegründet hat. Zychski: "Schüler kommen zum Vorlesen zu den alten Menschen. Und die Senioren geben Kurse oder organisieren eine Schreibwerkstatt." Vielleicht werde in Bargteheide etwas Ähnliches organisiert.

Im April war der Startschuss für das Millionen-Projekt gefallen. Es hatte ein Jahr gedauert, bis es losgehen konnte. Die Lage an der Bahn bereitete Schwierigkeiten. Ein Lärmschutzwall musste gebaut werden. Diese Hürden sind jedoch längst überwunden. Und die Arbeiten gehen gut voran. Zychski: "Man weiß natürlich nie, was das Wetter bringt, aber ich hoffe, dass die Wohnungen im August 2012 fertig sind."

Das Bargteheider Seniorendorf zeigt aber nicht nur, dass die Nachfrage nach altengerechten Wohnungen groß ist. Es ist auch ein weiterer Trend sichtbar. "Die Wohnung für zwei Personen sind nicht so stark gefragt", sagt Rathausmitarbeiterin Sabine Meurers, "einen regelrechten Run gibt es auf die Wohnungen für eine Person."