Bei der Premiere des Festivals “Soulfieber“ kam das Publikum im ausverkauften Kleinen Theater Bargteheide erst bei der dritten und letzten Band auf seine Kosten

Bargteheide. "Soul ist Musik, die ganz tief aus dem Innersten kommt", sagte Festivalorganisator Christian Behrendt während der Premiere des Stormarner Rock- und Soulfestivals "Soulfieber", "da muss nicht immer jeder Ton hundertprozentig stimmen." Das Gelächter aus dem Publikum war ein Zeichen dafür, dass allen klar war, was gemeint war.

Denn die Zuschauer mussten im ausverkauften Kleinen Theater in Bargteheide viel Geduld haben. Zunächst coverte die Band Die Hoshis aus Lübeck Rock-Klassiker von "Smoke on the Water" bis "Honky Tonk Women". Beim uninspiriert nachgespielten "Rebel Yell" von Billy Idol kam statt Soulfieber eher leiser Schüttelfrost auf.

Mit der Soul- und Rockband Soulpistol konnte es eigentlich nur aufwärts gehen. Schließlich stand die Gruppe mit einem sechsköpfigen Bläsersatz auf der Bühne, und der Veranstalter des Abends saß am Schlagzeug. Nach dem pfiffigen Saxofon-Intro wurde jedoch eines schnell klar: Wenn man schon Soul- und Rockklassiker covert und sich dabei an Nummern von Aretha Franklin, Bill Withers und Otis Redding heranwagt, ist eine kräftige, soulige Stimme am Mikrofon absolut von Vorteil. Ansonsten klingt's leider nur nach Karaoke-Party.

"Play that funky Music" reißt das Publikum aus den Sitzen

Die Band Soul Factory belohnte dann die rund 350 Besucher fürs Durchhalten: Die kräftigen Stimmen der Sängerinnen Esther und LayG ließen die Betriebstemperatur auf das erhoffte Niveau steigen. Dazu eine dröhnende Hammondorgel, ein Gitarrist, der den Soul wirklich im Handgelenk hatte, ein grooviger Bass und ein frisches Saxofon - endlich startete die Party. Mit ihrer Version des Jackson-Five-Klassikers "I want you back" und dem Funkmonster "Play that funky Music" schafften es die Vollblutmusiker, das Publikum aus den Sitzen zu reißen.

"Die ersten beiden Bands waren viel zu brav und altbacken", sagte die Ahrensburgerin Ilona Schadl. "Der Funke sprang erst bei der dritten Band über", so ihr Mann Marcus, "ich bin insgesamt schon etwas enttäuscht." Der ungewöhnliche Veranstaltungsort kam hingegen durchweg gut an: "Das Festival im Theater zu veranstalten, ist eine super Idee", sagte Wolfgang Hamann aus Hamburg-Volksdorf. Auch Soul Factory-Keyboarder Lucas Hillringhaus war von der Atmosphäre begeistert. "Es ist viel intimer als bei einem Stadtfest oder einem Open-Air, der Sound ist auch toll", sagte der Musiker, "es ist zwar bei bestuhlten Konzerten generell eine größere Herausforderung, die Leute aus Ihren Sitzen zu reißen, aber das haben wir ja geschafft."