Die Stadt Ahrensburg will einen 18-Jährigen zur Kasse bitten, der zur Party vor dem Schloss geladen hatte. Die Kosten sind noch nicht ermittelt.

Ahrensburg. Die Stadt Ahrensburg ist unverändert fest entschlossen, einen 18-Jährigen aus Pinneberg in Regress zu nehmen, der am ersten Juni-Wochenende über das Internetnetzwerk Facebook zu einer Massenparty vor dem Schloss eingeladen hatte (wir berichteten). Allein geschehen ist außer dieser Absichtserklärung noch nicht viel - jedenfalls nichts, das nach außen wahrnehmbar wäre. Im Rathaus aber wird emsig gezählt und gerechnet. Wie viel hat der Großeinsatz am Abend des 10. Juni gekostet? Und welcher Teil dieser Summe kann Lukas (Name geändert) in Rechnung gestellt werden?

"Was Thessa nicht hinbekommt, schaffe ich allemal. Sagt allen euren Freunden Bescheid, ich rechne mit mehr als 20 000 Gästen": Mit diesem Eintrag bei Facebook begann Lukas' Geschichte. Thessa hatte ihn offenbar inspiriert, jene Schülerin aus Hamburg-Bramfeld, die - nach eigenen Angaben "versehentlich" - öffentlich zu ihrem 16. Geburtstag eingeladen hatte. Etwa 1500 Gäste waren zu ihrem Elternhaus in eine kleine Wohnstraße gekommen, einige von ihnen hatten sich geprügelt, Müllcontainer angezündet, Autos demoliert. Auch Lukas war dort gewesen. Sagte er.

So einen Ärger wie in Bramfeld wollten die Ahrensburger vor dem Wahrzeichen ihrer Stadt nicht haben. Der Bürgermeister berief einen Krisenstab ein, und als die Party am Stadtfest-Wochenende beginnen sollte, standen sie bereit: rund 30 Helfer aus der Stadtverwaltung, von der Feuerwehr, vom Technischem Hilfswerk und Rettungsorganisationen. Aber sie blieben unter sich. Nur wenige Jugendliche kamen und blieben nicht lange. Auch Lukas ließ sich nicht blicken.

Die Kosten für diesen Aufwand solle der 18-jährige Pinneberger übernehmen: Das kündigte Bürgermeister Michael Sarach schon kurz nach der Party an, die im Endeffekt gar keine war. Er sprach von einem "fünfstelligen Betrag". Und was ist in den vergangenen dreieinhalb Monaten geschehen? Die Stadtverwaltung arbeite noch an einer dezidierten Aufstellung der Kosten, so Sarach. "Wir haben da auch keine Eile."

Keine Eile deshalb, weil die Verwaltung sicher sei zu wissen, wer der Verursacher ist. Keine Eile aber auch deshalb, weil eine Regressforderung perfekt vorzubereiten sei. Sarach: "Wir müssen die Kosten hieb- und stichfest darstellen können." Ein Schnellschuss wäre unter Umständen fatal. Denn im Zweifel muss so eine Aufstellung auch einer richterlichen Überprüfung standhalten können, sollte das im Laufe eines geordneten Verwaltungsverfahrens notwendig werden.

Das Verwaltungsverfahren: Es begönne zunächst mit einer Anhörung des 18-Jährigen. Je nach deren Ausgang ginge ihm wahrscheinlich ein Gebührenbescheid zu. Gegen den könnte er Widerspruch einlegen. Die Stadtverwaltung könnte den Widerspruch akzeptieren oder - was weitaus wahrscheinlicher ist - ihn zurückweisen. Im Falle einer Zurückweisung hätte der Pinneberger noch die Möglichkeit, vor dem Verwaltungsgericht zu klagen. Lukas könnte sich auf die im Grundgesetz verankerte Versammlungsfreiheit berufen. Das hatte er gegenüber dieser Zeitung bereits im Sommer getan. Die Stadt könnte dagegen jedoch geltend machen, dass die Veranstaltung dennoch hätte angemeldet und genehmigt werden müssen.

Noch aber wird eben gezählt und gerechnet. "Wir sind noch in Gesprächen mit dem THW und dem DRK", sagt Michael Sarach. Die Hilfsorganisationen haben ihrerseits noch keine Rechnung aufgemacht. Was der Einsatz der stadteigenen Feuerwehr gekostet hat, ist ebenfalls noch unklar. "Dafür können wir nicht einfach irgendeinen Betrag festsetzen", sagt Bürgermeister Sarach, "wir müssen uns ganz genau an die Gebühren halten." Fest stehe bislang lediglich eines: "Die Polizei hat uns mitgeteilt, dass sie nichts geltend machen wird", sagt Michael Sarach.

Auch hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Wochen mit Facebook kommuniziert. Ist das Internetnetzwerk mit in der Verantwortung? Michael Sarach: "Wir haben den Eindruck gewonnen, dass sich Facebook nicht so richtig verantwortlich fühlt." Weil die Stadt Lukas' Identität kenne, sei sie nicht auf die Mithilfe des Konzerns angewiesen, sagt der Bürgermeister. Und an einem Prozess gegen Facebook habe die Stadt überhaupt kein Interesse.