Der Bau der Westumgehung hat eine Bodenwelle von 1,40 Meter Höhe zur Folge. Sie dient der Sicherheit der Autofahrer

Bargteheide. Er misst 1,40 Meter. In die Höhe. Das ist nicht unüberwindlich, aber für einen Berg in der ansonsten platten Bargteheider Straßenlandschaft schon eine ganze Menge. "Wir haben die Straßenerhebung nachgemessen. Wir wollten das genau wissen", sagt der Büroleitende Beamte Herbert Sczech, der nun täglich diese Hürde nimmt - mit Humor. "Man fühlt sich an die Fahrstunde erinnert. Anfahren am Berg. Aber ich komm schon zurecht", sagt der Verwaltungsbeamte trocken. "Trotzdem ist das gewöhnungsbedürftig."

Der 1,40-er taucht an der Einmündung der neuen Westumgehung in die Alten Landstraße vor der Windschutzscheibe auf - und in Gesprächen auf der Straße, bei der jüngsten Sitzung der Stadtvertreter und in den Büros der Verwaltung. Viele Bürger haben schon im Rathaus angerufen "Sie sind allerdings weniger genervt, als amüsiert", sagt Bürgermeister Henning Görtz.

Der Berg ist notgedrungen ein Hingucker. So wie der Muschelläufer, der auf dem Ahrensburger Rondeel in die Höhe ragt und auch nicht gerade heiß geliebt wird. Spitznamen für die eigenwillig hohe Bodenwelle sind daher ebenfalls schon gefunden: Gugelhupf nennen ihn die einen eher liebevoll. Oberstdorfer Skischanze nennt ihn Frank Schmidt vom Gestüt Sonnenhof mit verächtlichem Unterton. Der Anlieger an der Alten Landstraße hat beobachtet, wie Lkw auf dem Berggipfel aufgesetzt haben.

Aber wie lautet die Erklärung für die plötzliche geologische Veränderung? Auch der Bürgermeister rätselte. So hängte er sich seinerseits ans Telefon, um bei Fachleuten mal nachzufragen, ob das wirklich so gehört..

Die Antwort fiel höchst technisch aus. Von Neigungswinkel war die Rede, vom Kurvenverlauf und von über- und untergeordneter Straße. Um sich Klarheit zu verschaffen, lud der Verwaltungschef zu einem Ortstermin. Da das Land Baulastträger ist, kam Jens Sommerburg, Leiter der zuständigen Lübecker Niederlassung des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein. Auch Rolf Hüttmann war dabei, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Masuch und Olbrisch aus Oststeinbek, das den Bau und den Verlauf der Straße berechnet hat. Warum nun also dieser Gugelhupf? "Das ist schwierig, zu erklären", gibt der Fachmann zu. Eins jedoch macht er von vorneherein klar: Der Berg bleibt.

Knackpunkt ist die Kurve. Auch wenn sie paradoxerweise noch gar nicht da ist. Sie wird kommen, wenn der zweite Bauabschnitt der Westumgehung folgt. Dann nämlich wird die Trasse, die jetzt in die Alte Landstraße mündet, fortgesetzt und an die Jersbeker Straße angedockt - und das mit einem ziemlichen Knick. Bei scharfen Kurven ist normalerweise Bremsen angesagt. In Bargteheide liegt der Fall etwas anders. Für die Umgehung wird Tempo 70 gelten, auch mit und auch in der Kurve. "Wir wollen ja, dass der Verkehr zügig abfließen kann", sagt der Bürgermeister. Entsprechend sieht die Straße nun aus. Denn die Kombination übergeordnete Straße, flottes Tempo und Knick bedeutet, dass die "Kurve einen Neigungswinkel braucht, damit es keinen Abdrift gibt", sagt Fachmann Hüttmann. Damit die Autofahrer nicht aus der Kurve fliegen, würde der Laie sagen.

Aber warum denn gleich so hoch? Nun kommt höhere Mathematik ins Spiel, die es in diesem Fall unweigerlich bei 1,40 Meter landet. Um es so einfach wie möglich zu machen: Die Kreuzung ist 36 Meter breit. Die Autos dürfen mit Tempo 70 darüber fahren und müssen dabei durch die Kurvenenge. Das Zahlenspiel ergibt in der Gleichung 5,5. "5,5 Prozent hoch muss die Neigung für die Kurvenüberhöhung sein", erklärt Hüttmann, "nur so kann die Gefahr gebannt werden, bei dem Tempo aus der Kurve getragen zu werden. Das sind Vorschriften, die erfüllt werden müssen. Sonst ist der Straßenbauträger dran, wenn etwas passiert."

Das hört sich vernünftig an, findet auch Bürgermeister Henning Görtz. Wundern tut er sich aber immer noch. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht auch anders gegangen wäre", sagt der Verwaltungschef. Nein, sagt der Experte. Natürlich hätte man die scharfe Kurve vermeiden und die Umgehung weiter südlich andocken können. Hüttmann: "Aber das hätte mehr Fläche verbraucht. Die Umgehung wäre länger und teurer geworden." Also bleibt der Gugelhupf. "Wir haben nur das Rezept für den Kuchen bekommen", sagt ein Mitarbeiter des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr. "Ob er schmeckt, dafür sind wir nicht zuständig."

Herbert Sczech, der täglich den Berg motorisiert erklimmt, hofft darauf, dass sich zumindest die Aufregung legt, wenn schon nicht die Anhöhe verschwindet. Auch die rostigen Lärmschutzwände am Südring seien am Anfang ein Ärgernis gewesen. Sczech: "Jetzt ist alles begrünt und vergessen."

Einen begrünten Gugelhupf wird es definitiv nicht geben. Anschütten, um den Berg stärker einzuebnen, geht auch nicht. Denn dann hätten die Anlieger eine Hochebene vor der Tür. Das will auch keiner. Kleiner Trost: Eine Skischanze von 1,40 Meter ist harmlos und nichts gegen die höchste Erhebung Bargteheides. Die bleibt der Bornberg. Und der ist 59 Meter hoch.