Tierpsychologin Nicole Nowak betreut in ihrer Pension Vierbeiner. Zu den Herbstferien ist die Nachfrage wieder groß. Es gibt 15 Plätze.

Steinburg. Die Begrüßung in der Hundepension Arche Nowak ist laut, aber herzlich. Bellend und hechelnd kommen Hofhündin Kim, die quirlige Bibi Blocksberg, der wilde Theo, die bunte Pinia und Gino, der kleinste der Gruppe, auf einen zugelaufen. Kim fordert den Gast nach kurzer skeptischer Beäugung stupsend zum Streicheln auf, während Gino seine Sympathie leckend bekundet. Und die kleine Jack-Russell-Hündin Bibi Blocksberg hüpft direkt nach dem Hinsetzen auf den gerade verfügbar gewordenen Schoß. Pinia entspannt sich hingegen hinter einem Blumenkübel.

Theo ist dagegen äußerst neugierig. Er interessiert sich für sämtliche Türen auf dem Hof und die dahinter liegenden Räume. "Theo, jetzt lass doch den Quatsch", ruft Nicole Nowak, die Hausherrin der fünf Hektar großen Anlage. An diesem Tag sind 15 Pensions- und Tageshunde zur Betreuung bei der Tierpsychologin - dazu kommen noch die vier eigenen.

Aber nicht alle Hunde laufen zusammen in einem Rudel herum. Es gibt zwei Gruppen in zwei voneinander abgetrennten Bereichen. Nur die eigenen Hunde und Theo dürfen auch auf dem Hof herumtollen. "Es ist normal, dass sichnicht alle Hunde gut miteinander verstehen", sagt Nicole Nowak, "deswegen werden sie in Gruppen aufgeteilt." Boostmann ist ein typischer Anführer. Jedem Neuankömmling macht der Rüde erst einmal klar, wer im Rudel das Sagen hat. Ganz unauffällig und ruhig bleibt er in der Nähe des Neuen und blickt ihn an. Der andere versteht die Sprache und wendet sich von Bootsmann ab, um ihn zu beschwichtigen. Nachdem er sich vor dem Chef bewährt hat, darf er dann vergnügt mit den anderen Hunden spielen.

Über die Betreuung hinaus bietet Nicole Nowak auch Psychotherapien für Hunde an. Vierbeiner, die ängstlich sind, sich nicht mit anderen Tieren vertragen oder nicht alleine bleiben können, kommen oft in stationäre Behandlung zu ihr. "Mit Übungen, die das Selbstvertrauen stärken, lernen beispielsweise unsichere Hunde, nicht mehr so ängstlich zu sein." Unter anderem setzt die Hundeflüsterin eine Therapie-CD mit einer Palette von Geräuschen wie Silvesterknallern oder Haus- und Straßenlärm ein.

"Verhaltensauffällige Hunde haben meistens verhaltensauffällige Besitzer", sagt Nowak, "Tiere merken, wenn man gestresst ist oder Angst hat, und übernehmen dieses Verhalten." Beim Training erziehe sie eigentlich die Menschen und nicht die Hunde.

Ursprünglich hat Nicole Nowak Immobilienmaklerin gelernt, wurde in ihrem Beruf aber nicht glücklich. "Ich habe mich schon früh im Tierschutz eingesetzt und wusste irgendwann, dass ich mit Tieren arbeiten will", sagt sie. So absolvierte sie eine Tierheilpraktikerausbildung mit anschließendem Tierpsychologiestudium. Als erste Tierpsychologin in Hamburg begann sie mit ihrer eigenen Hundeschule. 2000 kam eine Hundepension dazu. Ein Jahr darauf zog sie aus der Großstadt aufs Dorf nach Steinburg im Kreis Stormarn. Nicole Nowak: "Ich habe das ganze Jahr über sieben Tage in der Woche und 24 Stunden am Tag Hunde hier. Das ist schon ein anstrengender Job, aber es ist auch mein Traumjob. Ich kann mir nichts anderes vorstellen."

Ihr Tag beginnt um 6.15 Uhr, wenn sie mit den Pensionshunden spazieren geht. Zwischen 6.30 und 8 Uhr trudeln die Tageshunde ein, die ab 17 Uhr wieder von Frauchen oder Herrchen abgeholt werden. Bis zur Fütterung gegen 13 Uhr stehen allerhand Arbeiten an. Während die Hunde bei gutem Wetter auf zwei Wiesen herumtoben, putzt die 44-Jährige den Hof und die Hundeschlafplätze, sammelt Kot vom Rasen, wäscht Hundehandtücher. "Die Hunde müssen außerdem gebadet und gekämmt werden. Auf Kundenwunsch gehe ich sogar mit ihnen zum Hundefriseur."

Dazu komme der eigene Haushalt und die zwei Töchter, die zur Schule und zum Kindergarten gebracht und wieder abgeholt werden müssen. Um 21 Uhr gibt es noch einen letzten Spaziergang. Dann werden die Hunde auf ihre Schlafplätze verteilt. Novak: "Um 22 Uhr ist mein Arbeitstag beendet."

Hauptsächlich betreut die Steinburgerin Hunde aus dem Kreis Stormarn. Neuerdings holt sie aber auch zweimal in der Woche Hunde aus Hamburg zur Tagesbetreuung. In den Ferien- und Feiertagszeiten habe sie am meisten zu tun. Dann kämen viele Anfragen. "Ich nehme maximal 15 Tiere auf. Ansonsten wäre eine individuelle Betreuung nicht mehr möglich", sagt die Hundetante, wie sie von vielen Kunden liebevoll genannt wird. Jeder Hund sei anders, habe seinen eigenen Charakter und seine Macken. Dementsprechend könne man die Hunde auch nicht nach Schema F behandeln, sondern müsse auf jeden individuell eingehen. Nicole Nowak hat ihre Schützlinge voll im Griff. "Die meisten Hunde kenne ich vom Welpenalter an. Wir sind eine große Familie."

Tatkräftige Unterstützung bekommt sie von ihrer Tochter Mara-Jess. Die Siebenjährige führt die Hunde in ihre Bereiche, wenn sie von den Haltern gebracht werden, begleitet ihre Mutter bei den Spaziergängen und hilft bei der Fütterung. "Das macht mir großen Spaß", sagt die kleine Besitzerin von Bibi Blocksberg und Gino. Und die Mama ergänzt: "Ich bin froh, dass sie sich so engagiert. Bei diesem zeitfressenden Beruf braucht man eine verständnisvolle Familie." Die hat Nicole Nowak auch. Ihr Mann macht sogar die Vertretung, wenn sie mal auf einem ihrer seltenen und kurzen Urlaube ist.