Eine Glosse von Matthias Popien

Der Kormoran hat es weit gebracht - zumindest im Kieler Landtag. In 325 Parlamentsdokumenten und Beratungsvorgängen haben sich die Abgeordneten seit 1983 mit dem Vogel beschäftigt. Besonders ertragreich war die 13. Wahlperiode. Laut Datenbank des Parlaments kommt der Kormoran in den vier Jahren von 1992 bis 1996 auf 127 Nennungen. Aber auch diese intensive Beschäftigung täuscht nicht darüber hinweg, dass der Vogel in Schleswig-Holstein unerwünscht ist. "Erhebliche fischereiwirtschaftliche Schäden" werden ihm vorgeworfen. Mit anderen Worten: Wenn der Kormoran endlich einmal aufhören würde zu fressen, dann dürfte er durchaus bleiben.

Aber er ist uneinsichtig. Deshalb wurde im Jahr 2006 mit einer "Kormoranverordnung" eine "Ermächtigungsgrundlage" geschaffen, um ihn abknallen zu können. In Stormarn wurden bis 2010 insgesamt 137 Tiere erlegt. "Vergrämungsstrategie" nennen das die Strategen aus dem Landtag. CDU und FDP fordern nun sogar eine "bundesweite Einführung eines auf wissenschaftlicher Grundlage basierenden Managements der Kormoranbestände". Begründung: "Die derzeitige Vergrämungsstrategie kann nur eine Übergangslösung sein, die durch ein echtes Management abzulösen ist". Vielleicht sollte man versuchen, den Kormoranen das Lesen beizubringen. Spätestens beim Wort "Vergrämungsstrategie" würden sie die Flucht ergreifen. Und der Landtag könnte sich anderen Themen zuwenden.