Barsbüttel Stormarns Wirtschaftsförderer Norbert Leinius könnte in Barsbüttel sofort 11,5 Hektar Gewerbefläche verkaufen. Ansiedlungswillige Firmen, die an den Südstormarner Premiumstandort zwischen den Autobahnen A1 und A 24 drängen, gebe es genug.

Doch er darf es nicht, denn das geeignete Gelände gehört nicht zum Gewerbegebiet. Noch nicht, wenn es nach dem Willen der Gemeinde und der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) geht. Denn beide fordern eine Erweiterung der Gewerbeflächen.

Doch das Kieler Landesplanungsamt hat die Ausweitung. Grund: Die Flächen überschreiten die Siedlungsgrenzen der Gemeinde, die im Regionalplan von 1998 festgelegt sind. Eine dieser Siedlungsgrenzen, die Autobahn A1, wurde indes im jüngsten Landesentwicklungsplan gerade als Entwicklungsachse bezeichnet. Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller ärgert dieser Widerspruch: "Das Land ist pleite und verhindert Gewerbeansiedlungen, das ist doch hanebüchen."

Weil eine Änderung des veralteten Regionalplans zeitnah nicht vorgesehen ist, müssen Gemeinden ihre Neuansiedlungen mit einem langwierigen Zielabweichungsverfahren durchsetzen. "Wir haben das gerade hinter uns, da hat die Landesplanung massiv gemauert, bis wir die Politik eingeschaltet haben", kritisiert der Braaker Bürgermeister Ortwin Jahnke. Für viele Betriebe sei die Hamburger Telefonnummer ein entscheidendes Kriterium für die Wahl eines Südstormarner Standortes, denen könne man keine freien Flächen in Dithmarschen anbieten.

"Man hat in der Landesplanung einfach keine Lust auf die aufwendigen Zielabweichungsverfahren." sagt WAS-Geschäftsführer Norbert Leinius. Trotzdem hat der Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschuss des Kreises Stormarn nicht nur beschlossen, bis 2025 weitere Gewerbeflächen auszuweisen, sondern auch einen Leitfaden zur Grundlage der planerischen Beurteilung zu machen, der solche Zielabweichungsverfahren gerade empfiehlt. Der Leitfaden basiert auf den aktuellen Vorgaben des Landesentwicklungsplanes und benennt Barsbüttel, Stapelfeld, Hammoor und Mönkhagen bei Lübeck als bedeutsame Gewerbegebietsstandorte an der Landesentwicklungsachse. Den Gesamtumfang der notwendigen Flächenentwicklung in Stormarn beziffert es mit mindestens 130 Hektar. Da ein rechtsgültig fortgeschriebener Regionalplan für eine Entwicklung der vier Standorte demnächst nicht zu erwarten ist, gibt der Leitfaden des Kreises den Gemeinden die Empfehlung zu prüfen, ob mittels eines Zielabweichungsverfahrens eine zeitnahe Ausweisung erfolgen kann.

Diesen Weg sieht Norbert Leinius auch für Barsbüttel. "Die Gemeinde ist gut aufgestellt und sollte jetzt nicht aufgeben", sagte er bei einem Treffen. Es gehe schließlich auch darum, Arbeitskräfte nach Stormarn zu holen und so die Wohnbevölkerung zu stabilisieren. Die WAS engagiere sich deshalb auch für Betriebskindergärten in den Gewerbegebieten. Unterstützt wird das Ansinnen auch von Nils Thoralf Jarck von der Ahrensburger Geschäftsstelle der IHK Lübeck. "Wir erhoffen uns für Lübeck viele Impulse durch die Fehmarnbelt-Querung und unterstützen die Ansiedlungswünsche an der A1."

Die Kieler Landesplaner schlugen indes der Gemeinde vor, sie könne ihre Gewerbeflächen zwar erweitern, aber nur für den eigenen Bedarf. Wenn sich also ortsansässige Unternehmen vergrößern würden. Auf dem Treffen, zu dem die Wirtschaftliche Vereinigung (WVB) und der Bürgermeister am Mittwoch ins Rathaus eingeladen hatten, stieß die Haltung des Landes auf Unverständnis. Die Vorsitzende der WVB, Christel Lebermann, hatte die letzte, mühsame Gewerbegebietserweiterung in Barsbüttel noch in unguter Erinnerung. Auch die Ansiedlung von Möbel Höffner hatte erst über ein Zielabweichungsverfahren realisiert werden können. Ein junger Unternehmer forderte die anwesenden Politiker auf, sich für den Süden Stormarns stark zu machen.

Barsbüttels Bürgermeister will nun Unternehmen direkt auf ihre Erweiterungsabsichten ansprechen. Danach werde die Gemeinde den Weg des Zielabweichungsverfahrens beschreiten. Thomas Schreitmüller: "Wir nehmen den Nachbarkommunen nichts weg, wir stärken die Region und wir stärken die Wohnstandorte indem wir Arbeitsplätze schaffen."