Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Tapezieren und Bohren kann ja beinahe jeder, die Königsdisziplin des Heimwerkens ist das Spalten von Holz. Nein, keine Haarspalterei aus der Lichtsparte oder von den Laminatlegern: Wer mittels Muskelkraft einen urwüchsigen Baumstamm fachgerecht in seine Einzelteile zerlegt, ist ein Archetyp eines echten Kerls, der seinen Lieben im kalten Winter das Überleben sichert.

Die Transformation des Werkstoffs, von Stamm dick in Scheit fein, hat es jedoch in sich. Angesichts des abfälligen Kicherns meiner Kinder kam ich mir nach einer ersten Viertelstunde Hackens, bereits schweißgebadet, wie jemand vor, der auf dem Dom beim Hau-den-Lukas den Hanswurst gibt. "Na, Papa, nicht genug Muckis?!", höhnte mein Gezücht. Beinahe blindwütig hämmerte ich mit dem alten Spalthammer weiter auf den Klotz ein, ohne dass dieser auch nur die leichteste Tendenz zeigte, sich einen Spalt weit zu öffnen.

Nachts erschienen mir meine Urahnen aus den masurischen Wäldern, um an meine Ehre als Axtschwinger zu appellieren. In meiner Verzweiflung steuerte ich tags darauf den Heimwerkermarkt an, um diesen mit einer Profi-Spitzen-Spaltaxt, ein sündhaft teures Produkt finnischer Machart, zu verlassen. Was soll ich sagen?! Meine Kinder sagen ehrfurchtsvoll, ich würde mit meiner neuen Axt zuhauen wie ein Wikinger. Alter Schwede, der feine Finnenstahl, ebenso elegant wie kraftvoll geschwungen, geht aber auch durchs dicke Holz wie durch dänische Butter.

In mir ist eine neue Passion geweckt. Statt abends träge vor der Glotze zu hocken, suche ich fortan Erholung im Garten, wo ich meine Axt schwingen lasse.