Die Mitte Ahrensburgs hat mehr verdient, als nur ein unattraktiver Parkplatz zu sein. Der Verweis auf fehlendes Geld ist kurzsichtig

Ahrensburg wirbt für sich selbst, nicht gänzlich frei von Selbstbewusstsein, als Hamburgs schöne Nachbarin. Wer als Besucher auf dem zentralen Platz der Stadt ankommt, dem Rathausplatz mit seinem namensgebenden Verwaltungsgebäude, der dürfte sich angesichts dieses Slogans im besten Fall verwundert die Augen reiben. Wahrscheinlicher ist, dass er über Wahrnehmungsstörungen klagen wird. Über seine eigenen oder - noch wahrscheinlicher - über die der für den Werbespruch Verantwortlichen.

Dieser Platz ist eingerahmt von einem Mix aus Architektur, für den man ohne viel Widerspruch zu riskieren den Begriff Bausünde verwenden kann. Und er ist nur zweimal pro Woche für wenige Stunden lebenswert, an den Markttagen. Ansonsten dominiert eine blecherne Parkplatz-Tristesse jenen Ort der Stadt, der für die Ahrensburger eigentlich so etwas wie ihr Wohnzimmer sein könnte - um ein Bild des einstmals als 17-jähriger Leimener berühmt gewordenen Boris Becker zu verwenden.

Klar bleibt: Natürlich ist Ahrensburg in weiten Teilen schön und der Rathausplatz eben kein gutes Beispiel. Doch genau das ist das Problem. Denn ein so großer Platz in so prominenter Lage sollte ein gutes Beispiel, sollte ein Aushängeschild sein. Attraktiv für Besucher und - noch wichtiger - ein Ort, den alle Ahrensburger gern aufsuchen.

Dass es offenbar ein tief sitzendes Bedürfnis nach einer Umgestaltung des Rathausplatzes gibt, zeigt die jahrzehntelange Diskussion. Umso erstaunlicher ist, dass jetzt, wo wieder Bewegung in die sich zum Dauerärgernis ausweitende Angelegenheit kommt, ein reflexhaftes Abwehrverhalten zu beobachten ist. Kaum entwickelt sich der Ansatz einer öffentlichen Diskussion, melden sich die Zauderer, die Miesmacher und die professionellen Bedenkenträger zu Wort. Die Stadt habe ganz andere Probleme, maulen sie. Und überhaupt: das liebe Geld!

Mit Verlaub: Mit diesen Totschlagargumenten wird jede offene Diskussion im Keim erstickt. Das mag am Stammtisch für Beifall sorgen, zielführend ist es nicht.

Man muss nicht den überstrapazierten Begriff Nachhaltigkeit bemühen. Oder die Floskel vom Stillstand, der gleichbedeutend mit Rückschritt ist. Es reicht möglicherweise der gesunde Menschenverstand, der einem sagt: Wir müssen uns schon heute intensiv mit morgen beschäftigen - gerade bei Projekten, deren Umsetzung mitunter langwierig zu werden droht, deren erfolgreicher Abschluss eines langen Atems bedarf.

Es kann für eine Stadt wie Ahrensburg nicht ausreichen, sich nur mit dem Hier und Jetzt zu beschäftigen. Es kann nicht richtig sein, ein so zentrales Vorhaben wie die Neugestaltung des Rathausplatzes unter Verweis auf fehlendes Geld von vornherein auszubremsen. Zumal der Zustand der kommunalen Geldknappheit vermutlich noch einige Zeit andauern dürfte. Dieser Argumentation zu folgen hieße, auch weitere 30 Jahre über den Platz zu diskutieren, ohne etwas zu bewirken.

Der Blick muss in die Zukunft gerichtet werden. Wer sich vor der allgegenwärtigen Autorität des hanseatischen Altkanzlers und seines empfohlenen Arztbesuchs fürchtet, muss nicht einmal von Visionen sprechen. Was spricht gegen "kreatives Spinnen", wie es Bürgermeister Michael Sarach im Vorfeld der aktuellen Ausstellung im Rathaus genannt hat? Was spricht dagegen, auch bislang noch nicht geäußerte Ideen auszusprechen, mögen sie auf den ersten Blick noch so verrückt klingen? Warum nicht mit unkonventionellen Vorschlägen nach neuen Finanzierungsquellen suchen?

Wie wäre es etwa, wenn sich Unternehmer nach dem Vorbild der in Hamburg durchaus erfolgreich etablierten "Business Improvement Districts" engagieren und sich an einer Finanzierung beteiligen? Oder wenn ein Parkhausbetreiber in die Tiefe baut und im Gegenzug den Platz gestaltet?

Natürlich ist es möglich, dass viele Ideen nicht ohne weiteres umsetzbar sein werden. Aber dann gilt es eben, weitere Ideen in den Ring zu werfen. Resignation ist wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod.

Um das kreative Potenzial einer ganzen Stadt zu wecken, um die Bedürfnisse der Menschen, deren Befürchtungen und deren Hoffnungen angemessen zu berücksichtigen, ist eine umfassende Bürgerbeteiligung ein geeignetes Mittel. Je mehr sich die Öffentlichkeit artikuliert, je mehr Politik und Verwaltung den selbstbewussten Bürger in dieser Angelegenheit zu spüren bekommen, desto größer sind die Chancen, dass aus Ahrensburg eine noch schönere Nachbarin Hamburgs wird.