Pädagogen protestieren unter dem Motto “Schulen und Kitas in Not“ in Bad Oldesloe

Bad Oldesloe. In kleinen Grüppchen stehen die knapp 50 Teilnehmer der Kundgebung "Schulen und Kitas in Not" am Mittwochabend auf der Oldesloer Hude zusammen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) prangert Missstände im Bildungssystem Schleswig-Holsteins an. Die Redebeiträge der Gewerkschaftler und das Musikprogramm werden von regen Diskussionen begleitet.

Die Plakatierung jener Mängel auf fünf Aufstellern in der Fußgängerpassage zeigt Wirkung: Immer wieder stoppen die Passanten in der Oldesloer Innenstadt und betrachten die geschilderten Problemfälle eingehend. Auf den Postern der GEW geht es unter anderem um Fachkräftemangel, fehlende Räume sowie zu große Kitagruppen und Schulklassen.

Über einen längeren Zeitraum wohnen der Kundgebung allerdings die wenigsten Fußgänger bei. Nicht nur deshalb ist die GEW unzufrieden mit der Resonanz. Eine größere Beteiligung an dem Protest, insbesondere seitens des Lehrer, habe man schon erwartet, sind sich die Gewerkschaftsvertreter einig. Veranstalter Johann Knigge wertet dies als "Zeichen der Ermattung von Lehrkräften", bezeichnet die gemeinsame Demonstration aber als Erfolg.

Diejenigen Lehrer und Erzieherinnen, die gekommen sind, können die Notstände an Schulen und Kindertagesstätten durch persönliche Erfahrungsberichte untermauern. So unterstützt die Oldesloer Erzieherin Pia Klenke die GEW in ihrer Forderung, die Kita-Gruppen zu verkleinern: "Eine angemessene Betreuung ist in vielen Kitas nicht möglich. Wir können die Kinder oftmals nur aufbewahren, uns aber nicht richtig mit ihnen beschäftigen."

Als Resultat würde die frühkindliche Bildung der Kinder massiv leiden, viele würden unzureichend vorbereitet eingeschult werden und hätten in der Grundschule dann mit Problemen zu kämpfen. Klenke sagt: "Dem Bildungsauftrag des Landes können wir so nicht gerecht werden."

Auf der Kundgebung macht unter den Teilnehmern schnell das Beispiel einer Stormarner Kita die Runde, in der 28 Kinder phasenweise von einer einzigen Erzieherin betreut werden. Ungläubig stößt die Erzieherin Monika Schneider zur Kundgebung hinzu. Sie im Bad Oldesloer Kindergarten am Ehmkenberg arbeitet. Träger ist dort die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde."Unsere Gruppen sind angemessen groß und die Räume sind auch ausreichend groß", sagt sie und fügt hinzu: "Ich bin zufrieden mit meinen Bedingungen."

Hört sie aber die Kolleginnen anderer Einrichtungen klagen, weiß sie, dass zufriedenes Kitapersonal in Stormarn nicht die Regel ist. "Die Politik muss noch mehr in die Bildung investieren", ist sie sich mit Elke Bremshey, ebenfalls Erzieherin aus Oldesloe, einig. Beide meinen, das Bildungsministerium müsse die Kindergartenträger besser unterstützen.

"Wir lieben unseren Beruf", sagen Schneider und Bremshey unisono. Dennoch müsse sich keiner wundern, wenn angesichts der schlechten Bezahlung kaum junges Personal nachkomme, fügt Bremshey hinzu.

In ihren Reden formulieren die GEW-Landesvorsitzenden Matthias Heidn und Johann Knigge klare Forderungen an die Politik: "Zwei Erzieherinnen für 16 Kinder, 24 Stunden Unterricht für Lehrer und eine Schulklassengröße von maximal 24 Schülern."

Auf den Personalschlüssel, wie viele Schüler auf eine Lehrkraft kommen, wird es nach Meinung von Kirsten Feddersen in Zukunft ankommen.

"Auch an Schulen beeinträchtigen zu große Klassen den Arbeitserfolg erheblich", meint die Lehrerin aus Zarpen. Die Lehrer hätten es mit einer steigenden Heterogenität der Schüler zu tun. Auch die pädagogische Integration sei ein Aspekt. "Wir wollen die Bedürfnisse und Meinungen aller Schüler respektieren, stoßen dabei aber irgendwann an unsere Grenzen", sagt Feddersen. Werden die Lehrer den gestellten Anforderungen dann nicht gerecht, würde das auf Dauer das Lehrpersonal "zermürben", so Feddersen weiter.

In Bad Oldesloe setzt derweil die Abenddämmerung ein. Und während ein musikalisches Dreigestirn die Kundgebung mit Rockmusik beschließt, sind sich viele Teilnehmer einig: "Das Ministerium in Kiel ist in Sachen Bildungspolitik noch lange nicht an seine Grenzen gestoßen."