Kochabend bringt Frauen in Trittau die Arbeit der Gemeindevertretung näher

Trittau. Die Aufforderung der Trittauer Gemeindevertreterinnen und der Gleichstellungsbeauftragten war eindeutig: "Bringen Sie Politikerinnen zum Kochen!". Die Resonanz war allerdings im Gegensatz zu den zubereiteten Quarkdips recht mager, die Politikerinnen waren im Verhältnis zu den beiden Gästen klar in der Überzahl. "Aber ein Anfang ist gemacht, das ist die Hauptsache", sagt die Gleichstellungsbeauftragte Inge Diekmann.

Sie möchte mehr Frauen für Kommunalpolitik begeistern. Auch wenn Frauen ein Drittel der Trittauer Gemeindevertreter stellen, könnten es mehr sein, findet auch Wiebke Mann (SPD): "Frauen setzen immer noch andere Schwerpunkte als zum Beispiel ein 60 Jahre alter Mann." Aber wie bekommt man die Trittauerinnen bloß weg von der Couch, vom Crosstrainer, oder vom Schreibtisch hin in die Ausschusssitzungen? Beim gemeinsamen Kochen konnten interessierte Bürgerinnen in lockerer Atmosphäre erleben, dass Kommunalpolitik alles andere als dröge ist. Zwei angemeldete Mütter mussten jedoch kurzfristig absagen: Sie konnten nicht kommen, weil sie für ihre Kinder keine Betreuung hatten.

Beim fraktionsübergreifendem Hacken, Schnibbeln und Rühren erzählt Nicole Küstner, dass sie die ersten Erfahrungen mit der Kommunalpolitik bereits gemacht hat. "Als es mich einmal direkt betroffen hatte, war ich bei den Planungsausschusssitzungen immer diejenige, die in der Zuschauerreihe böse Fragen gestellt hat", so Küstner. Der Einsatz habe sich gelohnt - sie konnte das Vorhaben beeinflussen. "Ich finde toll, dass man schon etwas bewegen kann, wenn man sich nur als Bürger bemerkbar macht", sagt Küstner, während sie Brotscheiben mit nach Knoblauch duftendem Öl bestreicht.

Bei Bruschetta, Pellkartoffeln und Quarkdips plaudern die Gemeindevertreterinnen aus dem Nähkästchen. Schnell wird klar: Viele der Frauen haben über ein bestimmtes Thema oder Anliegen ihren Weg in die Politik gefunden. So lag der Gemeindevertreterin Wiebke Neumann (BGT) ein Waldkindergarten am Herzen. Seitdem das Ziel erreicht ist, kümmert sie sich schwerpunktmäßig um Themen rund um die Bildung.

Ute Welter-Agatz (SPD) hatte seinerzeit gehofft, dass sie als Initiatorin der Kindertagesstätte "Blaues Haus" mit eigenem kommunalpolitischem Engagement mehr Schub verleihen könnte. Das "Blaue Haus" ist ein Erfolgsprojekt, und Welter-Agatz jetzt sogar Fraktionsvorsitzende. "Manchmal mahlen die Mühlen der Politik sehr langsam, aber wenn man konkrete Ergebnisse sieht, ist das toll", sagt sie.

Die Gemeindevertreterinnen raten den Bürgerinnen, in den Ausschüssen oder Fraktionssitzungen vorbeizuschauen und sich zu überlegen, welche Themen sie am meisten interessieren. "Nach den ersten Sitzungen dröhnt einem ordentlich der Schädel", sagt Wiebke Neumann (BGT) trocken und schiebt einen Löffel Mascarpone-Creme in den Mund, "das vergeht aber wieder." In einem sind sich alle einig - Kommunalpolitik ist kein Hobby, das eine Frau nebenbei betreiben kann. "Der Kalender ist ständig voll, manchmal fragt man sich schon, warum man sich das antut", sagt Claudia Ludwig (SPD), "aber ich könnte einfach nicht ohne."

Das Fazit nach der Premiere: Yvonne Hanff würde sich schon gern engagieren. "Es ist immer besser, etwas zu tun statt auf der Couch zu sitzen und zu meckern." Um wirklich einzusteigen, gibt es für die Mutter, deren Kinder gerade eingeschult wurden, aber ein Problem: "Der Tag hat nur 24 Stunden." Und für die Kommunalpolitikerinnen ist nach dem Abend klar: So gemütlich müssten auch Ausschusssitzungen sein.