Boykott der Rede im Bundestag sei kleinkariert und blamabel

Ahrensburg/Bad Oldesloe. Vertreter der katholischen Kirche in Stormarn sind betrübt über die Debatte um die Rede von Papst Benedikt XVI. im Bundestag. Die Pfarrer Gerhard Gerding, Hubert Fischer und Michael Grodecki haben kein Verständnis dafür, dass Parlamentarier den Papst-Auftritt boykottieren wollen und dass gegen den Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts protestiert wird. "Zwar darf jeder seine Meinung kundtun", sagt Ahrensburgs Pfarrer Michael Grodecki, "doch ist es absolut intolerant, der Rede fernzubleiben." Auch wenn der Papst ein Vertreter der Kirche sei, habe er "der Welt etwas zu sagen".

Ähnlich sieht es Gerhard Gerding, Pfarrer in Reinbek. Der Papst sei ernst zu nehmen, weil er ein "kluger Mann" sei und nicht, weil man selbst fromm sei. Die Kirche sei eine Größe in der Gegenwart, welche der Papst personifiziere und greifbar mache. "Die Positionen des Papstes kann man diskutieren. Aber in der Öffentlichkeit wird ein verzerrtes, falsches Bild vom Papst transportiert", meint Gerding. Die Rede im Bundestag zu ignorieren, hält er für kleinkariert und blamabel.

Hubert Fischer, Pfarrer in Bad Oldesloe und Umgebung, kritisiert, dass in der öffentlichen Debatte das "alte Feindbild Kirche" beschworen werde. "Dabei kann der Papst Wichtiges zur Schuldenkrise, Schulproblematik und sozialen Frage sagen", so Fischer. Die Demonstrationen gegen den geladenen Gast hält er für "unangemessen und unhöflich". Mit Blick auf die Rede des damaligen russischen Präsidenten Wladimir Putin im Parlament meint Fischer, dass "mit zweierlei Maß" gemessen werde.

Die katholischen Geistlichen erhoffen sich von dem Papst-Besuch eine Intensivierung des Dialogs mit der evangelischen Kirche als auch eine Stärkung der katholischen Kirche in Deutschland. Denn Gerhard Gerding ist besorgt: "Der Glaube nimmt rasant ab."