14 Jahre alter Schüler aus Ahrensburg schießt sich versehentlich Pfeil in den Kopf: Lebensgefahr. Sein Zustand ist “äußerst kritisch“.

Ahrensburg. Tragisches Unglück in Ahrensburg: Ein 14 Jahre alter Schüler hat sich mit einer Armbrust in den Kopf geschossen und schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei schwebt er in akuter Lebensgefahr.

Der Jugendliche war gemeinsam mit einem Mitschüler zu Besuch bei einem Freund. Dessen Mutter gehört die Armbrust. Die drei 14-Jährigen spielten offenbar mit der gespannten und geladenen Waffe. Um 18.28 Uhr löste sich plötzlich ein Schuss. Der Pfeil bohrte sich in den Kopf des Jungen. Seine Freunde riefen sofort die Mutter, der die Armbrust gehört, per Handy zu Hilfe. Diese alarmierte den Notarzt. Mit einem Rettungshubschrauber wurde der Junge ins Universitätskrankenhaus nach Hamburg-Eppendorf geflogen und in die Notaufnahme gebracht. Dort kämpfen seitdem die Ärzte um das Leben des 14-Jährigen.

Die Armbrust gehört der Mutter des Jungen, in dessen Wohnung sich auch der Unfall ereignete. Gegen sie ermittelt nun die Polizei. Zur Zeit des Unfalls war die Frau nicht zu Hause. Offenbar hatte sie die Waffe nicht ordnungsgemäß weggeschlossen.

Für den Besitz einer Armbrust wird kein Waffenschein verlangt. Jeder, der älter als 18 Jahre ist, kann eine Armbrust kaufen und benutzen. Nach dem deutschen Waffengesetz zählen Armbrüste zu den sogenannten "schusswaffengleichgestellten tragbaren Gegenständen". Demnach dürfen Kinder und Jugendliche, die noch nicht volljährig sind, die Waffe nur unter fachkundiger Aufsicht nutzen. "Dass die Frau, die nicht zu Hause war, die Armbrust den Kindern überlassen hat, beziehungsweise dass diese Zugang dazu hatten, ist eine Ordnungswidrigkeit nach dem Waffengesetz", sagte eine Sprecherin der Polizei. "Im Moment ermitteln wir wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz und wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen die Frau." Sollte der Junge sterben, wird wegen eines Tötungsdeliktes ermittelt.

Die drei Jungen sind Schüler der 9. Klasse der Gemeinschaftsschule am Heimgarten in Ahrensburg. Die meisten ihrer Mitschüler waren gestern schon über den Vorfall informiert, als sie in die Schule kamen. Auf der Internetplattform Facebook kursierten bereits Gerüchte über den Unfallhergang. Rund die Hälfte des Jahrgangs fuhr am Sonntagmorgen auf Klassenreise nach England. "Wir haben darüber nachgedacht, die Fahrt abzusagen, als wir von dem Unfall erfuhren", sagt Sven Gritto, der Jahrgangsstufenleiter der Klassen 9 und 10.

Am Sonnabend hatten die Lehrkräfte die Schüler, die an der Fahrt teilnehmen sollten, und ihre Eltern benachrichtigt. "Wir wollten den Eltern die Entscheidung überlassen. Letztlich sind alle Jugendlichen mitgefahren." Die Kinder fänden nun Rückhalt in der Gruppe und würden außerdem von erfahrenen Pädagogen betreut, so Gritto weiter.

Für die in Ahrensburg verbliebenen Schüler fand gestern kein Unterricht nach Plan statt. "Gemeinsam mit der Klassenlehrerin sind wir in die Klassen gegangen und haben mit den Kindern gesprochen", sagt der Leiter der Gemeinschaftsschule, Heiner Bock. "Als externe Seelsorgerin haben wir die Pastorin Angelika Weißmann dazugeholt." Vor allem zwei Ziele habe man gehabt. "Wir wollten den Schülern klare Informationen geben, um den bereits aufgekommenen Gerüchten entgegenzuwirken. Außerdem sollten unsere Schüler versichert sein, dass wir ihnen helfen und sie in dieser schwierigen Situation unterstützen." Die Aufklärung sei dringend notwendig gewesen, da die Kinder durch die kursierenden Gerüchte verunsichert gewesen seien.

"Es herrscht eine große Betroffenheit bei den Jugendlichen und auch im Kollegium", fügt Sven Gritto hinzu. "Die Schüler haben den Ernst der Situation erkannt." Jeder habe gestern die Gelegenheit gehabt, sich auszusprechen und sich Trost bei Mitschülern und Lehrern zu holen, so Bock weiter,. "Alle Kinder reagieren unterschiedlich auf diesen furchtbaren Unfall. Die meisten sind froh darüber, dass sie sich in der Schule mit ihren Klassenkameraden austauschen können. Einige wollten aber auch lieber allein sein. Diesen Schülern haben wir die Möglichkeit gegeben, wieder nach Hause zu gehen", sagt der Leiter der Gemeinschaftsschule. Auch in den kommenden Tagen wolle man die Betreuung durch Pastorin Angelika Weißmann weiterlaufen lassen. Alle neuen Informationen werde die Schulleitung an die Kinder weitergeben. "Die Schüler haben ein Recht auf Aufklärung", sagte Heiner Bock.

Die Ermittlungen der Polizei dauern noch an. Der 14-Jährige, der morgen Geburtstag hat, liegt weiterhin auf der Intensivstation in Eppendorf. Nach offizieller Auskunft der Polizei ist sein Zustand "äußerst kritisch."