Nachbargeschäfte in Glinde fürchten Umsatzeinbußen. Stadt und Parteien wollen Bürger aufklären

Glinde. Nach den großen, jedoch überwiegend friedlichen Protesten vor dem am vergangenen Freitag eröffneten Bekleidungsgeschäft "Tønsberg", das die in der rechten Szene beliebte Modemarke "Thor Steinar" vertreibt, demonstrierten auch gestern wieder 50 Menschen vor der Ladenzeile am Einkaufszentrum Glinder Berg in Glinde. Zwei Streifenwagen standen vor dem Geschäft, dass hin und wieder von wenigen Kunden betreten wurde. Auf dem Parkplatz davor waren Autos mit auswärtigen Kennzeichen zu sehen. Ein schwarz gekleideter Wachmann stand an der Tür.

Die umliegenden Geschäftsinhaber fürchten mit dem neuen Nachbarn und möglichen weiteren Spontandemonstrationen nun Umsatzeinbrüche. Bereits am Freitagnachmittag hatten einige Läden schließen müssen. Und auch am Sonnabend blieben viele Kunden fern. "Wir sind alle sehr bemüht, etwa mit der Marketingoffensive ,Glinde neu erleben', die Stadt als Einkaufsstandort in der Region bekannt zu machen. Aber der Laden wirft nun ein schlechtes Licht auf Glinde. Es kommen weniger Kunden", sagt Manfred Garlof, Vorsitzender der Gewerbevereinigung Glinde (GVG), der mit den Geschäftsleuten in der Möllner Landstraße in engem Kontakt steht. Garlof befürchtet, dass der Laden zum Kristallisationspunkt für Leute aus der rechten Szene werden könnte. "Die Marke wird vorwiegend über das Internet vertrieben. Glinde bietet gar nicht genügend Kunden, die dort einkaufen gehen", so Garlof. Er vermutet, dass der Laden eher als Treffpunkt initiiert wurde.

Stadt, Politik und Vereine planen Protestaktionen vor dem Laden

Um dies zu verhindern, wollen sich Glindes SPD, CDU und Grüne sowie die Stadtverwaltung am kommenden Donnerstag in einer nicht-öffentlichen Sitzung über das weitere Vorgehen beraten. Geplant sind bereits jetzt möglichst tägliche, stille Protestaktionen vor dem Geschäft. Bürgermeister Rainhard Zug: "Das wichtigste ist, dass die Bürger jetzt Flagge zeigen und daran werden wir appellieren." Auch die Vereine beginnen sich bereits zu organisieren. "Wir Glinder wollen uns hinstellen und zeigen, dass wir so einen Laden nicht wollen. Wir Bürger sagen ganz klar ,Nein'", sagt etwa der Vorsitzende des Vereins Theoter ut de Möhl, Wolfgang Pohlmann.

Delara Burkhardt, Kreisvorsitzende der Jusos Stormarn, lobt die schnelle Reaktion der örtlichen Parteien und Glinder Bürger als vorbildlich. "Immer wieder werden Jugendliche über Kleidung, oder auch Musik in die rechte Szene geführt. Nur wenn diese Gefahren erkannt werden, ist ein verstärktes Problem mit dem Rechtsradikalismus unter Kontrolle zu bringen."

Wie erst jetzt bekannt wurde, kam es am Rande der Spontandemo, zu der linke Gruppierungen am vergangenen Sonnabend aufgerufen hatten, zu einem Überfall auf dem Parkplatz des Edeka-Marktes an der Möllner Landstraße. Laut Polizei hatte eine Gruppe von zehn bis 15 Personen gegen 18 Uhr einem 27-jährigen Hamburger dort aufgelauert, ihn als "Nazi" beschimpft und ihm seine Einkaufstüte im Wert von zehn Euro entrissen. Die Polizei ordnet die Täter dem "linken Spektrum" zu. Die Fahndung nach ihnen habe zu keinem Erfolg geführt.