Lebensmittelüberwachung bescheinigt einwandfreie Qualität. Stadt denkt darüber nach, traditionelles Probe-Essen nächstes Jahr größer aufzuziehen

Reinfeld. "So ist er perfekt für die Küche", sagt Guido Freyer. Zweieinhalb Kilogramm ist der dreijährige Karpfen schwer, den der Wirt des Forsthauses Bolande in den Händen hält. "In Norddeutschland bevorzugen die Gäste eher große Karpfen, anders als im Rheinland", sagt Freyer. Und dabei spricht er aus Erfahrung, denn seine Familie führt das Forsthaus Bolande mittlerweile in dritter Generation. Zweieinhalb bis dreieinhalb Kilogramm müssten die Fische schon auf die Waage bringen, erklärt der Wirt. Dafür werden dann aber auch drei bis vier Personen von einem Fisch satt.

Trotzdem brauchte es an die 40 Karpfen, um die 80 Gäste zu verköstigen, die zur traditionellen Karpfenprobe in Reinfeld geladen waren. Denn nach dem offiziellen Saisonstart sollte niemand hungrig den Saal verlassen müssen. Zum einen, weil neben Bürgermeister Gerhard Horn und Bürgervorsteher Hans-Peter Lippardt (CDU) auch der Bundestagsabgeordnete Ingo Gädechens (CDU) und zahlreiche weitere Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft anwesend waren. Zum anderen, weil das Publikum ebenso fachkundig wie kritisch war. Allen voran Paul-Gerhard Domke, seines Zeichens Veterinärmediziner und als solcher für die Lebensmittelüberwachung im Kreis zuständig. In seiner Ansprache sagte Domke: "Wie jedes Jahr ist das Ergebnis unserer Untersuchungen einwandfrei."

Die Gäste hatten nichts anderes erwartet. Zumindest hatte keiner auf die zuvor servierte Vorspeise, bestehend aus hausgebeiztem Karpfenfilet mit Salat in Honig-Dill-Dressing, verzichtet. Und nach der Qualitätsbestätigung des Lebensmittelexperten konnte die Festgesellschaft auch den Hauptgang, Karpfen blau, bedenkenlos genießen. Das tat auch Bürgervorsteher Hans-Peter Lippardt, der den Gästen in einer Mönchskutte den klösterlichen Ursprung der Karpfentradition in Reinfeld in Erinnerung rief.

Wirt Guido Freyer freut sich derweilen auf einen guten Start in die Saison. Die Voraussetzungen dafür stimmen zumindest schon einmal. Das Wetter habe in diesem Jahr bestens mitgespielt: "Warm und feucht - das ist Karpfenwetter", sagt Freyer. So steht der Kreativität in der Küche nichts im Wege. Und dass er genug Ideen hat, bewies Freyer bei der Nachspeise. Die sorgte bei manchen Gästen für einiges Erstaunen: "Apfel-Karpfen-Sülze mit Vanillesoße" war auf der Speisekarte zu lesen. Dass es sich dabei um ein Weingelee mit Apfelstücken in Karpfenform handelte, löste beim ein oder anderen sichtlich Erleichterung aus.

Ob die Karpfenprobe im kommenden Jahr nochmals in der traditionellen Form stattfindet, ist indes ungewiss. Bürgermeister Gerhard Horn sagte, dass er die Veranstaltung im kommenden Jahr auch der Öffentlichkeit zugänglich machen wolle. Daher ist im Gespräch, die Karpfenprobe während des Karpfenfestes in einem Festzelt zu veranstalten.