Schauspieler vom Jungen Theater Marstall in Ahrensburg greifen in ihrem neuen Stück ein Thema auf, das sie aus ihrem Schulalltag gut kennen

Ahrensburg. Es ist ein Mordsspaß. Für die anderen. Für Laura ist es ernst. So ernst, dass sie sich schließlich die Pistole an den Kopf setzt. Sie sieht keinen anderen Ausweg mehr. Sie kann es einfach nicht mehr ertragen. Beschimpft, ausgelacht, ausgegrenzt und ausgetrickst von ihren Mitschülern, wünscht sie sich den Tod. "Mordsspaß Mobbing" ist der Titel für dieses Szenario. Es ist ein Theaterstück. Es ist Fiktion. Aber es ist auch Realität. Denn was die gepeinigte Heldin durchleidet, kennen die 15 Ahrensburger Schüler, die das Stück auf die Bühne bringen, aus ihrem eigenen Alltag nur zu gut.

Ein ganzes Jahr haben die Schauspieler vom Jungen Theater Marstall in Ahrensburg geprobt. Es war eine spannende und auch eine harte Zeit für die Zehn- bis 16-Jährigen. Die Hauptdarstellerin war oft den Tränen nah. Das Thema trifft sie im Inneren. "Sie ist selbst gemobbt worden und wäre am Anfang unserer Arbeit fast zusammengebrochen", sagt Regisseurin Angela Deininger, die das junge Ensemble seit drei Jahren leitet und nun die dritte Premiere mit den Schülern herausbringt.

Auch mit den beiden vorangegangenen Stücken packte die Bargteheiderin Themen an, die Jugendliche extrem beschäftigen und die eine aktuelle Brisanz haben. So wie in "Big Mouth ugly Girl": Der Protagonist, der 16-jährige Matt, klopft ständig Sprüche, bis er sich eines Tages damit brüstet, die Schule in die Luft sprengen zu wollen. Auch hier wird bitterer Ernst aus dem Spaß. Matt wird terroristischer Absichten bezichtigt. Eine Hetzjagd beginnt. Nur eine Schülerin hält zu ihm. Immerhin eine. Ein versöhnliches Ende bahnt sich an. Genauso wie in dem neuen Stück, das am Sonnabend, 24. September, Premiere im Marstall hat.

"Die Schüler konnten den zunächst geplanten heftigen Schluss einfach nicht ertragen", sagt die Regisseurin, die daher die Schlüsselszene gemeinsam mit den jungen Schauspielern umschrieb. "Laura setzt zwar die Pistole an. Aber dann gibt es doch noch eine überraschende Wendung", sagt Angela Deininger. Im Original nimmt das Geschehen dagegen brutal seinen Lauf. "Diktatur im Klassenzimmer" heißt das Stück ursprünglich. Autor Jan Rüdiger reißt am Schluss den Vorhang auf und gibt einen bitteren Ausblick: Laura hat sich eine Pistole organisiert. Sie hat sich in der Toilette verschanzt. Als sie herauskommt, richtet sie den Lauf auf ihre Mitschüler.

Das Stück wirft die Frage nach dem Warum auf. Warum werden Schüler gemobbt? Warum kann es so weit kommen? Auch die 14-jährige Schauspielerin, die jetzt in der Rolle der Laura alles noch einmal schmerzlich durchlebt hat, hat sich diese Frage gestellt. "Sie ist ein hübsches, süßes Mädel", sagt die Regisseurin, die auch keine Antwort weiß. Das Mobbing lief hauptsächlich über Facebook. Das soziale Netzwerk fing sie nicht auf, sondern wurde zum Fallstrick.

Das ist nun zum Glück vorbei. Seit einem Jahr hat sich die Situation entspannt. Sich damit erneut zu beschäftigen, war eine emotionale Herausforderung. Für alle. "Die anderen haben der Hauptdarstellerin geholfen. Das war ganz wunderbar zu sehen", sagt die Regisseurin, die schon jetzt mit ihrer Inszenierung etwas erreicht hat. Aus den 15 Schülern ist ein Team geworden. Ein Jahr Probenarbeit hat die jungen Schauspieler, die aus Ahrensburg, Lasbek, Großhansdorf, Lütjensee und Bargteheide kommen, zusammengeschweißt. "Gerade auch, weil das Thema so nahe ging. Sie haben das durchgearbeitet und freuen sich jetzt sehr auf die Premiere", sagt Angela Deininger, die selbst gelernte Schauspielerin ist und das Kribbeln kennt.

Nach der Premiere ist vor der Premiere. Die Arbeit geht weiter. "Im Oktober beginnen die Proben für die neue Produktion. Der Zeitpunkt ist günstig, um neu einzusteigen", sagt die Bargteheiderin. Wie das nächste Stück heißt, weiß sie noch nicht. Angela Deininger: "Diesmal traue ich mich, ohne Textvorlage an die Sache heranzugehen und mit den jungen Leuten etwas zu erarbeiten. Eine Collage mit eigenen Texten und selbst ausgesuchter Musik." Arbeitstitel: Teenager-Träume, Teenager-Leiden. So schwer und konfliktreich soll es diesmal nicht werden. "Träume haben ja auch immer etwas mit Glitzer zu tun. Vielleicht wird es eine Show."

Geprobt wird immer montags von 16.30 bis 19 Uhr. Wer Interesse hat, kann sich im Marstall (Telefon 04102/400 02) melden oder die Regisseurin (04532/204 15 31) anrufen.