Die Zuschüsse für Stormarner Kommunen sind viel niedriger als erwartet. Die Stadt Reinbek will trotzdem eine neue Stelle schaffen

Bad Oldesloe. Die Kommunen bekommen vom Bund offenbar wesentlich weniger Geld für die Schulsozialarbeit als ursprünglich erwartet. Mit 800 000 Euro für Stormarn war gerechnet worden, nun sind es vorerst nur 167 000 Euro. Dieser Betrag wird nach Schülerzahlen auf die Kommunen aufgeteilt. Ahrensburg, die Stadt mit den meisten Schülern, bekommt rund 22 300 Euro, in Reinbek sind es knapp 14 000 Euro. "Das ist extrem enttäuschend", sagt Axel Bärendorf, der Reinbeker Bürgermeister. Ein Sozialarbeiter kostet etwa 45 000 Euro pro Jahr.

Das Geld vom Bund ist Bestandteil des Bildungs- und Teilhabepakets. Das war nach langem Streit im Frühjahr verspätet vom Bundestag verabschiedet worden. Seitdem arbeiten die Kommunen an der Umsetzung. "Die ist hoch problematisch", sagt Wilhelm Hegermann, Leiter des Fachbereichs Schule in der Kreisverwaltung. "Das ist sehr unbefriedigend für die Kommunen."

Denn letztlich wissen sie auch jetzt noch nicht genau, wie viel Geld sie in diesem Jahr für die Schulsozialarbeit bekommen werden. Die 167 000 Euro markieren lediglich eine Untergrenze. Der Betrag könnte wachsen, wenn die Kosten für die Hortmittagessen feststehen. Die Kopplung dieser beiden Bereiche mutet seltsam an, besteht aber dennoch. "Stormarn bekommt insgesamt rund 557 000 Euro, davon muss zunächst das Hortmittagessen für Anspruchsberechtigte bezahlt werden", so Hegermann. 70 Prozent der Summe fürs Essen, 30 Prozent für Sozialarbeit - diese vorläufige Einteilung habe der Landkreistag vorgeschlagen, und so werde es auch der Kreis machen. Hegermann bezweifelt aber, dass tatsächlich 70 Prozent der Summe für Essen von Hartz-IV-Kindern benötigt wird. "Wir haben nicht so viele Anspruchsberechtigte. Das Geld, das nicht abgerufen wird, fließt in die Schulsozialarbeit", sagt er.

Das Problem: Das Geld fürs Essen im Hort wird übers Jobcenter ausgezahlt. Und das ist noch nicht so weit - unter anderem deshalb, weil erst spät im Jahr bekannt war, wie das Bildungs- und Teilhabepaket funktioniert und wie die Zahlungsströme fließen. Hegermann geht davon aus, dass erst mit Ablauf des Septembers exakte Zahlen für die Essenskosten vorliegen.

Erst dann wissen die Kommunen genau, ob das Geld ausreicht, um einen Schulsozialarbeiter zu bezahlen. Rückwirkend lässt er sich aber ohnehin nicht einstellen. Was bedeutet: Das Bildungs- und Teilhabepaket, das für die drei Jahre von 2011 bis 2013 Geld für Sozialarbeit an Schulen bereitstellt, wird im ersten Jahr vermutlich nirgendwo zu einer verbesserten Schülerbetreuung führen. Zumal mit diesen Bundesmitteln auch die ohnehin schon bestehende Sozialarbeit an Schulen bezahlt werden darf.

Der Reinbeker Bürgermeister Axel Bärendorf will diesen Weg gerade nicht beschreiten. "Wir wollen eine Vollzeitkraft für die Grundschulen einstellen", sagt er. Der Reinbeker Schulausschuss hat diesem Plan jetzt einmütig zugestimmt. Das letzte Wort hat die Stadtverordnetenversammlung. "Ich gehe aber davon aus, dass das Votum des Fachausschusses in diesem Punkt den Ausschlag geben wird", sagt Dirk du Pin (SPD), Mitglied des Schulausschusses.

Bärendorf findet, dass es unumgänglich ist, diese neue Stelle zu schaffen. Die Leiter der vier Reinbeker Grundschulen hatten schon vor drei Jahren die Einstellung von sogar zwei Sozialpädagogen gefordert. Der Bedarf werde immer größer, hieß es damals in dem Schreiben an die Stadt Reinbek. Folgende Ursachen werden aufgelistet: Veränderungen in den Familienstrukturen, zunehmende Kinderarmut, Verwahrlosung, Suchtgefährdung und Sucht in den Familien, Verhaltensauffälligkeiten in Form von ADS, Aggressionen, gesundheitliche Probleme wie Essstörungen, Vandalismus, Erziehungsprobleme.

Reinbek ist nach Ahrensburg zweitgrößter Grundschulstandort im Kreis, gut 1000 Grundschüler gibt es dort. Sollte die Sozialpädagogenstelle geschaffen werden, bekommt die Stadt neben den Bundesmitteln auch einen kleinen Betrag aus Landesmitteln. 1700 Euro sind es für dieses Jahr. Der Löwenanteil der aus diesem Topf nach Stormarn fließenden Mittel (2011 sind es 55 000 Euro, 2012 rund 115 000 Euro) geht offenbar an Brennpunkt-Grundschulen in Ahrensburg (Schlossschule) und in Bad Oldesloe. Ob das Land auch nach 2012 Geld zahlt, ist angesichts der finanziellen Situation von Schleswig-Holstein mehr als zweifelhaft. Fazit: Reinbek bekommt zunächst ein bisschen Geld vom Land und vom Bund. Nach 2013, wenn die Bundesmittel auslaufen, ist das vorbei - dann muss die Stadt ihren neuen Sozialpädagogen komplett allein bezahlen.