Meine Firma Im Reinbeker St. Adolf-Stift orientiert sich ein Chefarzt an den Anforderungen an Piloten und ist der Kioskverkäufer auch Seelsorger

Reinbek. "Das erste Mal war ich 1953 hier. Als Fünfjähriger. Mir mussten Polypen entfernt werden", erinnert sich Dr. Knut Schirrmacher. Dass er am Reinbeker St. Adolf-Stift viele Berufsjahre als Chef der Frauenklinik verbringen würde, ahnte der gebürtige Wentorfer damals nicht.

Gemeinsam mit 89 Ärzten kümmert sich der Gynäkologe um die Patienten des Krankenhauses. Als Jugendlicher aber wollte der heute 64-Jährige etwas ganz anderes werden. "Am liebsten Kampfpilot", sagt er. Seine Kurzsichtigkeit machte den Traum zunichte. Was ihn am Kampfpilotendasein faszinierte, reaktionsschnell zu sein, gleichzeitig aber in sich zu ruhen, ist auch für seine Tätigkeit als Arzt hilfreich: In der Geburtshilfe könne es jederzeit zu Komplikationen kommen, die eben nicht immer vorhersehbar seien. "Da muss ich einen klaren Kopf bewahren und die richtigen Entscheidungen treffen." In der Entbindungsklinik mit jährlich rund 750 Geburten sei nicht nur die umfangreiche Ausstattung für alle Eventualitäten vorhanden, sondern auch ein erfahrenes Team.

"Es ist ganz wichtig, dass man sich aufeinander verlassen kann. Mit meinem Oberarzt arbeite ich schon seit 1983 zusammen", sagt Schirrmacher. Das Miteinander und die übersichtliche Größe der Frauenklinik mache das Arbeiten am Reinbeker Krankenhaus so angenehm. Fast 6000 Geburten hat der Chefarzt seit Beginn seiner Tätigkeit als Arzt begleitet.

Nacht- und Wochenenddienste gehören zum Alltag. "Oft bekomme ich nur wenige Stunden Schlaf, muss aber jederzeit voll da sein", sagt der 64-Jährige. Gerade dann müsse man jede freie Minute zum Ausruhen nutzen. "Ich muss zu jeder Zeit schnell einschlafen können", sagt Schirrmacher. Seit seiner Jugend macht der Arzt autogenes Training. Das hilft ihm, den stressigen Wechsel aus Tages- und Nachtdiensten zu meistern.

"Meine Frau kennt die nächtlichen Anrufe nur zu gut", sagt er. Das Paar ist 40 Jahre verheiratet. "Sie ist selbst Tierärztin und hat für mein Arbeitsleben Verständnis", sagt er. Für die gemeinsame Freizeit bleibe wenig Zeit. "Wir planen das ganz gezielt, gehen gerne tanzen, wenn es passt", sagt er. Auch nach seiner Pensionierung soll es beim Chef der Frauenklinik nicht ruhig werden. Schirrmacher: "Wir wollen als Ärzte nach Südamerika gehen."

Etwas farbenfroher als der weiße Kittel eines Arztes ist die Dienstkleidung von Julia Buhl. Als Schwesternschülerin trägt sie hellblaue Dienstkleidung. Seit April dieses Jahres macht die 18-Jährige am St. Adolf-Stift eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, arbeitet derzeit auf der Entbindungsstation. "Ich freue mich jeden Tag, zur Arbeit zu gehen", sagt die junge Bergedorferin, die bei ihren Eltern lebt. Der Spaß bei der Arbeit rührt vielleicht auch daher, dass ihre Freundin, die sie seit 13 Jahren kennt, zur gleichen Zeit als Schwesternschülerin im Krankenhaus angefangen hat. Dass sie am Wochenende arbeiten muss, wenn ihre Freunde in die Disco gehen, stört Julia Buhl nicht.

"Schon als ich klein war, wollte ich einmal medizinisch arbeiten", sagt sie. Zunächst war Hebamme ihr Berufswunsch. Nach einem Praktikum entschied sie sich für die Ausbildung zur Krankenschwester. "Ich bin gerne mit Menschen zusammen", sagt sie. Auch privat sei sie mit viel Engagement für andere da. Neben dem praktischen Bereich geht die junge Frau auch zur Pflegeschule. Sie absolviert Theorie und Praxis im Vier-Wochen-Rhythmus. "Anatomie macht mir besonders Spaß", sagt Julia Buhl, die in ihrer Freizeit am liebsten reitet und joggt.

Als "sportlich eher zurückhaltend" bezeichnet sich dagegen Lothar Obst, kaufmännischer Direktor des Krankenhauses. "Ich schaue lieber zu", sagt der Anhänger des Fußballmeisters Borussia Dortmund. Auf seiner Arbeitsstelle ist der 55-Jährige unter anderem mit dem Rechnungswesen, Einkauf, Investitionen oder Baumaßnahmen am Krankenhaus befasst. Eher zufällig habe der Verwaltungsfachwirt vor 30 Jahren im Medizinwesen Fuß gefasst. "Ich habe eine Krankheitsvertretung übernommen", sagt er.

Zuvor war Obst in der Möllner Stadtverwaltung tätig. "Anfangs wusste ich nicht viel darüber, wie das Innenleben eines Krankenhauses funktioniert", sagt er. Nach und nach habe er sich in die Materie eingearbeitet. Heute steht Lothar Obst in engem Kontakt mit den sieben Chefärzten der Klinik. "Wir führen viele Gespräche darüber, wie sich die Klinik in Zukunft entwickeln soll."

Neben seiner Tätigkeit als kaufmännischer Direktor kümmert sich Lothar Obst auch um die Ausstellungen, von denen es drei bis vier pro Jahr im Foyer des Krankenhauses gibt. "Ich gehe privat sehr viel in Museen, interessiere mich für bildende Kunst und reise sehr viel." Während solcher Bildungsurlaube kommen dem 55-Jährigen vielen Ideen für neue Projekte. "Im nächsten Jahr plane ich zum Beispiel eine Ausstellung zu Friedrich dem Großen, dessen 300. Geburtstag dann ist."

Im Foyer des Krankenhauses hat auch Manfred Suhk seinen Arbeitsplatz. Seit 1995 ist der 61-Jährige Pächter des etwa 50 Quadratmeter großen Kiosks. "Wir bieten alles an, was Patienten eines Krankenhauses brauchen", sagt der Reinbeker. Ob Kosmetik, Lesestoff, Schreibwaren, Süßigkeiten, Eis, Plüschtiere oder andere Geschenke - das Angebot bei Suhk ist groß.

"Bis auf Kleidung haben wir alles", sagt Suhk. Und selbst die könne er auf Anfrage besorgen. "Meine Frau arbeitet in einem Schuhgeschäft. Ein Anruf genügt, und zack ist das Gewünschte hier." Nur wenige Sachen sind in Manfred Suhks Kiosk tabu. "Zigaretten und Alkohol gibt's nicht", sagt er.

An seinem Job liebt der Kioskbetreiber die Abwechslung. "Jeden Tag passiert etwas Anderes, es gibt ständig neue Gesichter", sagt er. Am liebsten sieht er Neugeborene und ihre glücklichen Eltern. Es sei toll, wenn das Paar an einem Tag noch mit Kind im Bauch bei ihm einkauft und ihm am nächsten das neue Familienmitglied vorstellt.

Nicht immer sind die Menschen, die in seinem Kiosk einkaufen, fröhlich. "Manchmal kommen auch Patienten und verabschieden sich, weil sie am nächsten Tag ins Hospiz gehen", sagt Manfred Suhk. Für viele seiner Kunden sei er nicht nur Einzelhändler, sondern auch Seelsorger. Am liebsten bleibt der 61-Jährige für die Besucher zunächst unsichtbar. "Mein Lieblingsplatz ist hinter dem Tresen zwischen den Plüschtieren, da wo mich keiner so schnell sieht", sagt er und fügt hinzu: "Ich beobachte einfach zu gerne das Treiben hier."