Rund 20 000 Besucher amüsieren sich beim traditionellen Fest rund ums Reinfelder Wappentier am Herrenteich

Reinfeld. Bratwürstchen, Pizza, Crêpes, Zuckerwatte, Fischbrötchen mit Lachs, Matjes, Butterfisch. Doch wo versteckt sich eigentlich der Karpfen auf dem traditionellen Karpfenfest in Reinfeld? Geht der Besucher über die Festmeile an der neuen schicken Promenade am Herrenteich, muss er schon genauer hinschauen, um das Schuppentier zu finden, das die Stadt stolz in ihrem Wappen trägt.

Zwischen den Ständen verbergen sie sich: graue, riesige Karpfen - aus Pappmaschee. "Mehr als 50 Jahre sind die alt", sagt Erika Matz. "Als es früher zum Fest noch einen Umzug gab, wurden sie auf großen Wagen durch die Stadt gefahren. Da hat jeder gleich gesehen: Es ist ein Fest zu Ehren des Karpfens", sagt sie rückblickend. "Es ist eigentlich sehr schade, dass es den Umzug schon lange nicht mehr gibt."

Und auch wenn sie selbst keinen Karpfen isst, hat sie an dem Fisch, den im Mittelalter einst die Mönche nach Reinfeld brachten, um auch in der Fastenzeit eine nahrhafte Mahlzeit zu haben, einen Narren gefressen. Seit fast zwei Jahren kreiert die gebürtige Reinfelderin die Tiere aus Speckstein. "Kleiner Reinfelder Karpfen" hat sie ihre Setzkastenfiguren genannt, die sie am Wochenende als kleines Souvenir auf dem Karpfenfest anbot. "Mittlerweile ein Renner, den sich viele gerne mit nach Hause nehmen", sagt sie nicht ohne Stolz. Der sei natürlich nur zum Ansehen.

Als Gaumenfreude findet der Besucher den Fisch nur auf dem Karpfenplatz - da, wo sich das Karussell dreht, sich Fastfood- und Spielbuden aneinanderreihen und das "Fischverkauf"-Schild des Fischhauses der Reinfelder Teichwirtschaft schließlich Kulinarisches vermuten lässt. Fast ein wenig versteckt, lassen sich da sogar richtige Spezialitäten entdecken. "Karpfenchips gibt es hier", sagt etwa Markus Tolk, der sich die frittierten Fischhappen mit Töchterchen Mona, 5, schmecken lässt. "Die gibt es nur einmal im Jahr hier. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen", sagt Tolk.

Doch das ist nicht alles, was sich der Teichpächter Alfred Wenskus extra fürs Fest hat einfallen lassen. Bereits im zweiten Jahr bietet der Familienbetrieb eine ganz eigene Spezialität an - Karpfenbratwurst. Auch sie bietet Familie Wenskus nur zum Karpfenfest an. Sie wollten den Kunden den Fisch nicht einfach nur frisch geschlachtet für Zuhause mit auf den Weg geben, sondern auf besondere Weise gleich zum Verzehr anbieten. "100 Würstchen haben wir vorbereitet. Und die Leute fragen in diesem Jahr schon ganz gezielt danach. Es ist eben mal etwas Anderes", sagt Annegret Wenskus.

Auch auf der Delikatessenmesse Hamburger Food Market hätten sie die Karpfenwurst bereits vorgestellt. "Das ist eine tolle Möglichkeit, den Reinfelder Karpfen bekannter zu machen." Das sei auch Ziel des alljährlichen Karpfenfestes, so Organisator Martin Huss, der mit dem Verlauf in diesem Jahr mehr als zufrieden sei. "Es war proppenvoll, die Stimmung war toll bis zum Schluss, und die Gastronomen haben gut verkauft", fasst er zusammen und schätzt, dass bis zu 20 000 Besucher am Wochenende über die Festmeile am Herrenteich geschlendert sind.

Auch die Karpfen-Restaurants in Reinfeld seien ausgebucht gewesen. "Denn dort isst man schließlich den Karpfen. Der muss richtig heiß gegessen werden, sonst schmeckt er nicht. Deswegen ist er auf dem Fest so nicht zu finden - nur frisch geschlachtet für Zuhause", sagt Huss.

"Wir belassen den Karpfen gezielt da, wo man ihn auch am besten essen kann - und sollte." Huss' persönliches Highlight war die Siegerehrung am Sonnabend nach dem Wettrudern auf dem Herrenteich. Zwölf Teams waren an den Start gegangen. Gewonnen hatte am Ende das Boot der Freiwilligen Feuerwehr Reinfeld. Einen besonderen Preis aber heimste sich das Team der Stadtverwaltung ein. Es gewann den Preis für das schönste Kostüm: neonfarbene Outfits mit glitzerndem Kopfschmuck - in Karpfenform.