Die Arbeiten auf der A1-Baustelle zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe verzögern sich. Gutachter bemängelt Beton für den Belag.

Bad Oldesloe. Auf der Autobahnbaustelle bei Bad Oldesloe gibt es neue Probleme. Und es ist ausgerechnet wieder der Beton, der dafür sorgt. Er - beziehungsweise das, was ihm beigemischt werden sollte - genügt nicht den Anforderungen, die an qualitativ hochwertige Fahrbahnen zu stellen sind.

Es muss den Verantwortlichen wie ein Déjà-vu-Erlebnis vorkommen. Denn schließlich sind jetzt, beinahe anderthalb Jahre nach Einrichtung der Baustelle, überhaupt nur deshalb immer noch Arbeiter auf der Strecke zugange, weil die im vergangenen Jahr dort geschüttete Betondecke schlichtweg mangelhaft war. Sie musste ungenutzt wieder herausgerissen werden, damit bald endlich alles wieder gut wird. Aber nun bereitet auch der neue Beton Ärger. "Wir haben uns auch lange überlegt, wie wir das jetzt verkaufen sollen", sagt Britta Lüth, stellvertretende Leiterin des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr.

+++ Früher waren Autobahnen auch Rennstrecken +++

+++ Inferno auf der Autobahn +++

Die Behörde hat es erst mal positiv verkauft: Die ab heute geplante Vollsperrung der Anschlussstelle Bad Oldesloe ist vertagt. Menschen aus Oldesloe und Umgebung, die aus Hamburg kommen, erreichen ihr Zuhause bis auf weiteres ohne Umwege.

Es gibt aber auch eine wirklich gute Nachricht in dieser Geschichte. Denn dass es Probleme mit dem Beton geben könnte, ist diesmal festgestellt worden, bevor die ganze Masse auf die Autobahn geschüttet worden ist. Beim vorangegangenen Versuch war zuerst ein 20 Meter breites und sechs Kilometer langes Band gegossen worden, das dann aushärtete und im Ergebnis trotzdem zu weich war.

Die Mitarbeiter der Firma Bickardt Bau aus Kirchheim - es ist eine andere Firma als im vergangenen Jahr - haben den Mangel selbst festgestellt und am Dienstag dem Landesbetrieb in Lübeck gemeldet. "Diese Firma arbeitet sehr sorgfältig", sagt Britta Lüth. Das Material sei auf Initiative der Firma von einem Gutachter beurteilt worden.

Und der hatte an den sogenannten Zuschlägen etwas auszusetzen. Betondecken besehen aus Zement, Zusatzmitteln und eben jenen Zuschlägen. So wird natürliches Material aus Steinbrüchen genannt, das beigemischt wird. Einige dieser Gesteine können Kieselsäure enthalten. Sie reagiert mit den Alkalien, die im Zement, aber auch in Tausalz enthalten sind. In der Folge so einer chemischen Reaktion kommt es zu Volumenvergrößerungen im Beton. Eine Fahrbahn kann dann schnell Risse bekommen oder es kann Beton von der Oberfläche abplatzen.

Wie geht es nun weiter? Und wann geht es weiter? Britta Lüth: "Auf Nachfrage teilte die Firma Bickardt Bau mit, dass weitere Untersuchungen beauftragt wurden und dass gegebenenfalls ab dem 22. September anderes geeignetes Material zur Verfügung steht."

Folglich kann vor diesem Termin, kann vor Donnerstag in zwei Wochen nicht damit begonnen werden, die neue Fahrbahn zu gießen.

Frühestens dann soll auch erst die Anschlussstelle Bad Oldesloe gesperrt werden. Den genauen Termin will der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr rechtzeitig vorher bekannt geben. Die Sperrung ist auf drei Wochen angesetzt worden, in dieser Zeit werden Umleitungen über die Abfahrt Reinfeld weiter im Norden ausgeschildert sein. Britta Lüth geht davon aus, dass sich die Fertigstellung der Autobahn durch die neuerliche Panne nicht verschiebt. Sie spricht von einem Termin um den 10. November herum. Erst vor einem Monat allerdings hatte ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Kiel die Wörter "Ende Oktober" in den Mund genommen.

Ob es nun noch zwei Wochen mehr werden oder nicht: Auf den ersten Jahrestag der ursprünglich einmal zugesagten Fertigstellung werden die Arbeiter auf der Baustele auf jeden Fall noch anstoßen können. Eigentlich soll der Verkehr nämlich schon seit September 2010 wieder auf allen Spuren rollen. Die Arbeiten verzögerten sich jedoch. Irgendwann - da sollte die Fahrbahn eigentlich schon fertig sein - keimte der Verdacht auf, dass mit dem Beton etwas nicht stimme. Zu weich sei er und werfe Wellen. Die damals beauftragte Firma Reinhold Meister aus dem bayerischen Hengersberg ließ, obwohl die Fahrbahn erst gut zur Hälfte gegossen war, weiterbauen.

Von den ursprünglich auf 8,9 Millionen Euro veranschlagten Baukosten wurden der Reinhold Meister GmbH nur 5,4 Millionen Euro ausgezahlt. Möglicherweise läuft nun alles auf einen Rechtsstreit zwischen der Baufirma und dem Land Schleswig-Holstein hinaus.

Bickardt Bau hat mit alledem nichts zu tun. Dennoch stehe die Firma unter Druck, so Britta Lüth: "Die wissen schon, dass die Arbeit auf dieser Baustelle zurzeit sehr im Fokus der Öffentlichkeit steht."