Hamburger Forscher überlässt Institut für Ökologischen Landbau 90 Jahre altes Stück

Westerau. Stolz hält er das grüne Emailleschild in der Hand. Jürgen Lange von der Hamburger Sozialforschungsgesellschaft hat das bald 90 Jahre alte Stück im Internet ersteigert. Er forschte nach traditionsreichen Unternehmen und stieß auf das Reklameschild für die Margarine des Fabrikanten Friedrich Bölck. Der hatte 1928 das Gut Trenthorst-Wulmenau vom Hamburger Kaufmann Friedrich Thörl erworben, lebte dort zeitweise und öffnete es für die Deutsche Friedensgesellschaft um General Paul von Schoenaich.

Lange: "Bölck war ein erfolgreicher Unternehmer mit einem ausgeprägten sozialen Engagement." Und: "Er hat sich schon früh mit modernen wissenschaftlichen Methoden beschäftigt." So habe er etwa die arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse der Ergonomie, die 1919 in Polen entwickelt worden waren, in den 20er- und 30er-Jahren in seiner Margarine-Produktion eingesetzt. Ein Aspekt waren große Räume für die Kontorarbeit sowie große Arbeitstische, sodass Teamarbeit möglich wurde. Lange: "Methoden, die bei den Nazis außer Mode kamen und erst in den 70er-Jahren wieder aufgegriffen wurden." Die Nationalsozialisten forcierten auch den Verkauf des Gutes durch Bölck an die Tabakdynastie Reemtsma 1936.

Das Schild soll im Institut einen Ehrenplatz erhalten

Heute beheimatet das Gut Trenthorst-Wulmenau das Institut für Ökologischen Landbau. Aber noch heute zeugen einige Glasfenster in der Eingangshalle vom ehemaligen Hausherrn Friedrich Bölck. "Auch ein privates Fotoalbum von Bölck mit Aufnahmen der Inneneinrichtung des Gutshauses und weitere historische Dokumente haben wir hier", sagt Gerold Rahmann, Leiter des Instituts für Ökologischen Landbau. "Das Schild wird im Institut einen Ehrenplatz erhalten und neben den Glasfenstern aufgehängt", so Friedrich-Carl Wodarz, Vorsitzender des Fördervereins des Instituts.

"Ich bin froh, dass das Schild hier einen würdigen Platz erhält", sagt Lange, der das Emailleschild dem Förderverein überlässt. "Es handelt sich um ein wertvolles Sammlerstück. Es ist quasi wie eine blaue Mauritius."

Bislang haben Wodarz, Lange und Rahmann keine konkreten Pläne für eine Ausstellung über Friedrich Bölck. Wodarz: "Aber der Förderverein wird sicher bald einen Vortragsabend machen. Dafür sind die Herren Lange und Rahmann schon gebucht."