Gesundheitspreis 2011: In der Kita Steinburg-Stubben wird Wert auf gesundes Essen und Bewegung gelegt

Steinburg. Marie nimmt noch einen kräftigen Schluck von der Milch, dann hat die Vierjährige ihr Frühstück in der Mäusegruppe beendet. Vollkornbrot, Müsli, Kräuterquark und Käse gab es, wie jeden Morgen seit Mitte Mai in der Kindertagesstätte (Kita) Steinburg-Stubben. "Wir haben täglich damit zu tun, wie Kinder sich ernähren. Ihre teilweise sehr einseitig gefüllten Brotdosen führten zu der Entscheidung, das Frühstück hier in der Kita zuzubereiten", sagt Anja Janßen, Leiterin der DRK-Kita seit 2007. Zwar hielte sich das Übergewicht bei ihren Schützlingen noch in Grenzen, aber die Zahngesundheit lasse zu wünschen übrig. "Von 90 Kindern stellen wir bei unseren jährlichen Zahnarztbesuchen bei zehn Prozent bereits Schäden fest", so Janßen. Häufig sei zu viel Süßes die Ursache dafür.

Beim Kita-Frühstück sorgen Lebensmittel aus der Region, vornehmlich in Bio-Qualität, für eine gesunde Alternative. Mit monatlich sechs Euro finanzieren die Eltern das Angebot. Statt Saftschorlen gibt es hier Wasser, Milch und verschiedene Teesorten. Zudem werden die Kinder im Alter zwischen ein und sechs Jahren tagsüber zusätzlich mit rohem Gemüse und Obst versorgt. "Wir experimentieren auch mit den Geschmacksrichtungen", sagt Janßen. Gelegentlich gebe es auch Oliven oder Papaya. Einmal in der Woche würden gemeinsam Brötchen oder Brot gebacken. Die Einführung des Frühstücks trage bereits Früchte, freut sie sich. So erzählten Eltern, dass ihr Sohn während des Urlaubs im Hotel am Frühstücksbüffet beherzt zum Vollkornbrot statt zum Schoko-Croissant griff. Umstehenden Kindern, die sich darüber wunderten, habe der Sprössling erklärt, das Brot mache groß und stark - das wolle er werden. Die Ernährung ist Teil eines Gesamtkonzepts zur Gesundheitsförderung, die sich die Kita auf die Fahnen geschrieben hat. Und mit diesem Konzept bewirbt sich die Kita als einzige Kindertageseinrichtung um den Gesundheitspreis 2011, der erstmals vom Ärztenetz Ahrensburg und der Bürgerstiftung Region Ahrensburg ausgeschrieben wurde.

Neben dem Baustein "Alle an einen Tisch", der für gesundes Frühstück und Mittagessen steht, gehören noch "Bewegung macht Spaß" sowie "Gesundheitsvorsorge und Gemeinsinn" dazu. Die Kinder aus Steinburg und Umgebung sind von 7.30 bis 17 Uhr in Betreuung. "Ein Bewegungsbereich ist für die gesunde Entwicklung der Kinder extrem wichtig", sagt Janßen, die nicht nur Erzieherin ist, sondern auch Entspannungspädagogin und Motopädin für Sprache und Kommunikation. Die Motopädie befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen der Bewegung des Körpers und der Psyche des Menschen. "Es ist wichtig, dass Kinder frühzeitig Erfahrungen mit verschiedenen Materialien und Bewegungsmöglichkeiten machen können. Das ist die Voraussetzung für erfolgreiches Leben und Lernen", sagt die Expertin. Zudem sei die Entwicklung von Sprache eng gekoppelt an die Entwicklung des Bewegungsapparates.

Deshalb will die Kita-Leiterin nun einen rund 20 Quadratmeter großen Raum komplett der Bewegung widmen. Wegen der Enge in der Einrichtung muss jeder Quadratmeter optimal ausgenutzt werden. Die Lübecker Firma Ullewaeh, die mit ihren Turnelementen auf Therapie- und Kindergartenbedarf spezialisiert ist, hat bereits die Einrichtung geplant. "Eine Balkenkonstruktion mit einem Schienensystem an der Decke bietet die Möglichkeit, bewegliche Dinge wie Schaukeln, Schwungtücher oder Seile anzubringen", sagt Janßen. In den Zimmerecken seien weitere Schienen geplant, um von dort zum Beispiel diagonal Balancierseile oder ein Netz durch den Raum zu spannen. "Ein weiteres Element ist eine neigbare Sprossenwand, an der gehangelt, geklettert und gekrabbelt werden kann." Die Gesamtkosten dafür beliefen sich auf gut 6000 Euro.

Einen kleinen Teil davon kann die Kita aus ihrem Haushalt bestreiten. Hinzu kommt eine noch unbekannte Summe aus der Firma eines Vaters, die den psychomotorischen Bewegungsraum sponsern möchte. "Und dann hoffen wir auf das Preisgeld", sagt Janßen mit Blick auf den Gesundheitspreis. In den kommenden Herbstferien will das 14-köpfige Team mit der Umsetzung beginnen. "Dann können die Kinder in allen motorischen Bereichen Erfahrungen machen", so die Leiterin. "Sie bekommen eine positive Haltung zum eigenen Körper und zu ihrer Leistungsfähigkeit. Das werden sie abspeichern."

Am 17. September lädt die Kita zum großen Herbstmarkt aufs Gelände an der Eichedeer Straße im Ortsteil Mollhagen. 20 Aussteller präsentieren Kunsthandwerk und Kulinarisches. Die Erlöse sollen ebenfalls in den Topf für den Bewegungsraum fließen.