Lauenburger Bürgermeister will Straße zur umstrittenen Schweinemastanlage für Güllefahrzeuge sperren lassen

Köthel. Neue Hoffnung für die Schweinemast-Gegner in Köthel: Nachdem der Kreis dem Trittauer Landwirt Rudolf Grunwald einen positiven Bauvorbescheid erteilt hat und die Kötheler Gemeindevertreter beschlossen haben, nicht gegen den Bau zu klagen, könnte jetzt ein Vorstoß der Nachbargemeinde Köthel/Lauenburg das Vorhaben möglicherweise behindern. Deren Bürgermeister Timm Peters (Wählergemeinschaft) hat über das für sein Dorf zuständige Amt Schwarzenbek-Land beim Kreis Herzogtum Lauenburg beantragt, die Straße Billenhof für Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 7,5 Tonnen zu sperren.

Der Billenhof ist die einzige Straße, die die beiden namensgleichen Dörfer rechts und links der Bille miteinander verbindet. Zudem dient sie als Zufahrtsweg für den Fernverkehr, der in den Stormarner Teil möchte. Peters befürchtet, dass die schmale Straße von den breiten Güllefahrzeugen beschädigt wird und sieht hohe Sanierungskosten auf seine Gemeinde zu kommen.

"Es reicht schon, wenn den großen Fahrzeugen auf dieser Straße ein Fahrrad entgegen kommt", sagt Peters. "Dann müssen sie auf den Gehweg ausweichen. Das macht die Siele, Bordsteine und auch die Gehwegplatten kaputt." Schon jetzt sei die Belastung der Straße grenzwertig. Erst vor wenigen Monaten habe die Gemeinde die Sielschächte für 10 000 Euro erneuern müssen, weil sie von landwirtschaftlichen Fahrzeugen kaputt gefahren worden seien. "Es wäre eine Katastrophe für unser kleines Dorf, wenn wir alle zwei Jahre 20 000 bis 30 000 Euro für die Sanierung der Straße zahlen müssten", sagt Peters. "Das kann ich nicht verantworten. Da werde ich ein entschiedenes Veto einlegen." Sollte der Kreis Herzogtum Lauenburg den Antrag ablehnen, werde die Gemeinde dagegen klagen. Peters: "Wir werden bis zum Schluss kämpfen, notfalls mit allen juristischen Mitteln."

Unterstützung bekommt Timm Peters von der Bürgerinitiative "Keine Schweinemast in Köthel", die seit Juni vergangenen Jahres gegen den Bau der Anlage für 1490 Tiere kämpft. "Wir begrüßen das Vorgehen", sagt deren Sprecher Frank Kieper, "denn wir wollen nichts unversucht lassen." Heute will die Initiative mit einem Anwalt zudem über mögliche rechtliche Schritte gegen den Bau der Schweinemastanlage sprechen. "Wir werden alle erdenklichen Möglichkeiten ausschöpfen", sagt Kieper und gibt sich kämpferisch: "Wir sind weiter am Ball. Herr Grunwald hat zwar einen positiven Bauvorbescheid erhalten, aber wir werden den nächsten Schritt dagegen setzen."

Die Stimmung im Dorf ist gespalten: Wut, Verzweiflung, aber auch Kampfgeist sind zu spüren. Viele der 328 Einwohner sind verärgert: entweder wegen des geplantes Schweinemastbetriebs oder weil sie die ganze Aufregung inzwischen nervt. "Das sind doch nur die neu Zugezogenen, die sich aufregen", sagt eine ältere Dame. "Mir macht das nichts aus. Es hat hier doch schon immer nach Gülle gestunken." Bei anderen scheint die Wut dagegen riesengroß zu sein: Vor kurzem haben Unbekannte die Maschinenhalle des Trittauer Landwirts mit Farbbeuteln beworfen, zudem sollen Schlösser verklebt und Nägel gestreut worden sein.

"Das Thema hat sehr viel Unruhe ins Dorf gebracht", sagt Peter Closius und blickt auf das Plakat, das seinen Gartenzaun ziert. "Landwirtschaft ja, Mastbetriebe nein" steht dort in großen roten Buchstaben. "Die Landwirte wollen sich natürlich nicht gegen ihre Kollegen stellen."

So wie der von Peter Closius sehen inzwischen viele Vorgärten in Köthel aus. "Wir haben einen unwahrscheinlich großen Zuspruch aus der Bevölkerung", sagt Frank Kieper. Fast überall hängen Plakate von Schweinemast-Gegnern, so auch bei Michael Wittmann. Er wohnt an der Hohenfelder Straße, nur wenige hundert Meter von der Fläche entfernt, auf der die Schweinemastanlage gebaut werden soll.

"Da kommt einiges an Verkehr auf uns zu", sagt der 47-Jährige. "Aber es zählt ja anscheinend nicht, was die Anwohner für Befürchtungen haben. Das ist schade." Im Unterschied zu vielen anderen Dorfbewohnern hätten seine Frau und er jedoch einen großen Vorteil: "Wir wohnen nur zur Miete und können ausziehen, wenn es uns stört."

Ein paar Häuser weiter leben Heiko und Maria Lenz. "Wir sind sehr wütend", sagt die 69-Jährige, "aber wir werden weiterhin kämpfen - und wie." Ihr Mann Heiko nickt bestätigend. Er sagt: "Es ist noch viel Protest möglich. Wir werden alles ausschöpfen. Einige Anwohner werden bestimmt klagen."

Bei anderen hat sich dagegen nach den jüngsten Rückschlägen ein Gefühl von Ohnmacht breit gemacht. "Wir kommen keinen Schritt weiter", sagt Wiebke Bronrowan. "Man fühlt sich machtlos, weil wir offenbar gar keine Chance haben, uns gegen den Schweinemastbetrieb zu wehren." Die 59-Jährige wohnt in einem Haus in der Straße An der Bille. "Ich schätze die Ruhe und die gute Luft hier. Aber damit wird es bald vorbei sein", sagt sie. "Die Gülle fließt in die Bille und dann haben wir den Gestank direkt an unserem Haus." An ihrem Gartenzaun hängt ein großes, weißes Plakat. In schwarzen und roten Buchstaben ist dort "An der Gülle 23" zu lesen. Bronrowan: "Eine Anspielung darauf, wie es hier bald sein wird."