Ensemble der Barsbütteler Musikschule feiert heute Abend Premiere mit dem Musical “Fame“. Schulen können die Gruppe noch buchen

Barsbüttel. Die beiden Tänzer streiten sich. Der junge Mann rennt weg, das Mädchen hinterher. "Hör mal, tut mir leid", sagt sie. Er lenkt ein: "Okay, zeig' mir noch mal die Bewegungen." Der Weg zum Ruhm an der New Yorker High School of Performing Arts ist gepflastert mit kleinen Tragödien. Im Musical "Fame", das heute in Barsbüttel Premiere feiert, werden sie von einem jungen Ensemble der Barsbütteler Musikschule gespielt.

Die 18 Darsteller im Alter von zwölf bis 18 Jahren kommen aus Ahrensburg, Barsbüttel, Glinde und Hamburg. Für viele ist es schon die dritte Produktion mit Andreas Wilden, dem Musikpädagogen, der seit neun Jahren an der Musikschule Barsbüttel Theaterprojekte mit Kindern inszeniert. Sie waren schon in "High School Musical" (2009) und "Little Shop of Horrors" (2010) dabei.

Während das Ensemble bei der Probe auf die Anfangsbesprechung wartet, üben die beiden Tänzer Sandra Gieshoidt und Kian Pfitzner konzentriert weiter für die Szene mit ihrem Pas de deux. Sandra, 18, aus Delingsdorf ist zum zweiten Mal in Barsbüttel dabei. Sie spielt Iris, eine talentierte Tänzerin, die sich in den Rapper Tyrone (gespielt von Kian, 16) verliebt. Sandra tanzt, seit sie sieben Jahre alt ist, und nimmt Gesangsunterricht. Seit einem Musical-Workshop an der Hamburger Stage-School weiß die Schülerin, "dass ich Musicaldarstellerin werden will". Wie fast alle Akteure spielt sie in "Fame" zwei Rollen und teilt sich mit Sabrina Hoffmann aus Barsbüttel noch die Rolle der Schauspiellehrerin Miss Bell. Die 16-jährige Sabrina spielt außerdem den schüchternen Musiker Schlomo.

Auch die 15-jährige Hannah Manke aus Glinde spielt eine Männer- und eine Frauenrolle, denn Jungen sind rar im Ensemble. Daniel Both, 17, aus Barsbüttel ist einer von nur drei männlichen Darstellern. Er verkörpert den sensiblen Nick Piazza und den Schul-Casanova Joe Vegas.

Das bewusst spartanische Bühnenbild mit dem rot glitzernden "Fame"-Schriftzug im Hintergrund lebt von den dynamischen Aktionen der Darsteller. "Fame" ist quasi die Mutter aller Castings. Das auf dem Kinofilm aus den Achtzigerjahren basierende Musical feierte seine Premiere 1988 in Miami und wurde seither in 25 Ländern aufgeführt.

Das Stück, das den Weg ambitionierter Schüler zum Theaterruhm an einer amerikanischen Musikakademie beschreibt, gilt als Auslöser für den deutschen Musicalboom. Es erzählt von den Hoffnungen und Träumen der jungen Künstler. So wandelt sich zum Beispiel die 18-jährige Charlotte Rippin in der Rolle der Serena Katz vom schüchternen Mauerblümchen zur Charakterschauspielerin, und Rapper Tyrone macht zwar äußerlich auf obercool, ist aber zutiefst unsicher.

Der Alltag der Schüler an der New Yorker High School wird von der Aufnahmeprüfung bis zum Überreichen der Diplome erzählt. Mit einem Musikmix, der sich über stimmgewaltige Balladen, Rock- und Popstücke, Rap und Gospel zu jazzig-souligen Einlagen verirrt.

Außer dem Titelsong "Fame" hat es kein weiterer Filmhit in das Musical geschafft. Das ist jedoch kein Nachteil, denn auch mit den neuen Songs präsentiert sich so mancher Ohrwurm: Die erste zarte Liebe zwischen Serena und Nick erwacht bei "Let's play a Love Scene", die Cafeteria wird zur Bühne für den "Star" der Schule, Carmen Diaz, in "There she goes". Und für die Zuhörer gibt es Gänsehautgefühl, wenn Nick Piazza die Magie des Schauspiels beschwört ("I want to make Magic").

An Gesang und Stimmen arbeiteten die Darsteller mit Gesangslehrerin Katharina Mai. Die Choreografie entwarf Diana Patricia Escobar Portocarrero. Die 29 Jahre alte Tänzerin und Tanzpädagogin hat anfangs viel improvisiert. "Ich habe geschaut, was bringen die einzelnen Schüler mit. Dann haben wir an der Technik im Ballett und Jazz-Dance gearbeitet." Die Tanzszenen entstanden in vier Wochenend-Workshops.

In den Wochen vor der Premiere hatte Claudia Techen, zuständig für Kostüme und Bühnenbild, besonders viel zu tun. Sie baute mit den Jugendlichen alle Kulissen und nähte in der vergangenen Woche noch die Roben der Hochschulabsolventen.

Für die 46-jährige, die selbst Bühnenerfahrung als Sängerin hat, ist die Premiere heute Abend doppelt spannend: Ihre Tochter Larissa, 17, ist Mitglied des Ensembles und steht in den Vorstellungen am 23. und 24. September als Schuldiva Carmen Diaz auf der Bühne.

Ab Ende Oktober sind weitere Aufführungen geplant. Die jungen Sänger und Tänzer treten ausschließlich in Schulen auf. Schulen, die das Musical auch in ihre Aula holen wollen, können Kontakt mit Andreas Wilden (Telefon 0171/549 40 30) aufnehmen.