Im Kleinen Theater Bargteheide proben 80 Schüler unter der Leitung von Kirsten Martensen für Weihnachtsmärchen

Bargteheide. Während die Stormarner noch auf die Rückkehr des Sommers hoffen, ist im Kleinen Theater Bargteheide schon Weihnachten. "Wir proben für unsere beiden Weihnachtsmärchen", sagt Theaterchefin Kirsten Martensen. Mit 35 überwiegend ehrenamtlichen Helfern hat die 70-Jährige wieder beinahe Unmögliches vollbracht. "Aladin und die Wunderlampe" sowie "Das rotzfreche Dornröschen" stehen in diesem Jahr auf dem Spielplan.

"Bereits in den Weihnachtsferien habe ich die Drehbücher geschrieben", sagt Martensen. Mit Detlef Stein-Schomburg textete und komponierte Martensen die Lieder. Silke Hobus und Sven Leuendorf bauten mit Unterstützung der Kollegen der Hamburger Bühnenmalerei (Studio McLeod) das Bühnenbild. Choreografin ist Anja Konings, und für die Maske ist Tina Schiller verantwortlich. Unter der Leitung von Monika Janetzke wurden die Kostüme angefertigt, pro Märchen sind es 120 Stück. Jeweils 40 Schüler spielen jeweils mit.

"Die Kostüme für das Stück 'Aladin und die Wunderlampe' sind sogar original aus dem Orient", sagt Kirsten Martensen stolz. Die Mutter von Rahoul Singh, der als Sultan zu sehen ist, hat sie aus ihrer Heimatstadt Dehli mitgebracht. So tragen die Schauspieler im Alter von sieben bis 13 Jahren kunstvoll verzierte Turbane, feine Pantoffeln und Salwar Kamiz, Alltags-Saris, in allen Farben.

Jasmin Janetzke, sie spielt die Prinzessin Jasmin, die Frau des Sultans, fühlt sich in ihrem violetten Kostüm wohl. Um bei den Proben dabei zu sein, die dienstags und sonnabends stattfinden, fährt die Zehnjährige aus Ahrensburg mit dem Fahrrad nach Bargteheide. "Ich bin zum ersten Mal eine Prinzessin", sagt die Schülerin. Eine der Suleiken wird von Lina, 9, verkörpert. "Ich bin vorher geritten", sagt sie. "Dann wollte ich etwas anderes machen, also bin ich mit meiner Freundin Marlene zum Theater gegangen." Einen kleinen Moor spielt Vanessa, die bereits im vorigen Jahr beim Weihnachtsmärchen mitwirkte. "Da habe ich eine Schneeflocke bei der Schneekönigin gespielt", berichtet sie.

Auch im zweiten Jahr spielt der elfjährige Eric mit. "Letztes Mal hatte ich eine Rolle bei Momo", berichtet er. Seine erste Kussszene hat der Hauptdarsteller von "Aladin und die Wunderlampe" auch schon hinter sich. "Ich musste auf dem Markt ein Mädchen küssen", sagt der Jersbeker. Die Szene wurde gleich fünfmal wiederholt. "War schon komisch", sagt der Schüler. In seiner Rolle als Aladin muss Eric jedoch nicht nur Mädchen küssen: Er wird vom Zauberer beauftragt, in einer magischen Höhle eine Öllampe zu finden. Als der Zauberer versucht, Aladin zu betrügen, behält dieser die Lampe für sich und entdeckt, dass darin ein Geist steckt, der Wünsche erfüllen kann.

Ebenso bezaubernd ist das vom Grimmschen Märchen adaptierte Stück "Das rotzfreche Dornröschen". Die Texte und Dialoge sind gespickt mit viel Ironie. In den Grundzügen entspricht das Märchen aber dem Original. Es gibt 13 Feen, diese wohnen allerdings im Schlossteich. Jede verfügt über eine besondere Charaktereigenschaft. So gibt es Denkeria, die Fee der Klugheit, oder Baldriana, die Fee der Geduld. Eine der Fabelwesen ist, wie aus dem Original bekannt, böse und spricht über Dornröschen einen Fluch aus. Rotzfrech ist Dornröschen, gespielt von Louisa Kummerfeld, weil sie gerade in der Pubertät ist. Die Hauptrolle im "Dornröschen" ist nicht das einzige Engagement der Jung-Schauspielerin. "Ich spiele auch im Stück 'Der Drache' von Jewgenij Schwarz mit", sagt sie. Zudem habe sie einen Gesangspart im Stück der Bargteheider Jugendgruppe Blaue Wolke "Cyrano von Bergerac". Kein Wunder: Nach ihrem Schulabschluss möchte die 14-Jährige gerne Musical-Darstellerin werden. "Am liebsten würde ich an der Joop van den Ende Academy studieren", berichtet Louisa. Ein Platz an der Hamburger Talentschmiede sei eine sichere Möglichkeit, danach einen Job als Musicaldarsteller zu finden.

Auch wenn sie es nie gelernt hat, hat Kirsten Martensen als Regisseurin viel Geschick. "Es bringt mir unendlich viel Spaß", sagt sie. Ihr Händchen für Talente hat Martensen bereits bewiesen: Einer ihrer Schüler, der Bargteheider David Kross, hat den Sprung nach Hollywood geschafft. Bekannt geworden ist er neben Kate Winslet in der Literaturverfilmung "Der Vorleser". Jetzt ist der 21-Jährige ein gefragter Schauspieler.