Ahrensburg beschließt Kostenpflicht für Parkplatz Alte Reitbahn. Das sorgt auch für Ärger in umliegenden Straßen

Ahrensburg. Gratisparken ade - für Pendler wird sich die Parksituation auf der Alten Reitbahn ab spätestens Oktober ändern. Dann wird das Parken zwei Euro pro Tag kosten (wir berichteten). Viele Autofahrer werden verstärkt auf die umliegenden Straßen ausweichen, um weiterhin kostenlos parken zu können. Heike Hausmann wohnt in der Adolfstraße und sorgt sich um die möglichen Blechlawinen vor ihrer Haustür. Sie sagt: "Es parken ohnehin schon viele Leute von auswärts in unserer Straße." Manchmal denke die 60-Jährige sogar darüber nach, aus Ahrensburg wegzuziehen. "Ich bin hier aufgewachsen, aber mich nerven die vielen Autos. Sie fahren immer zu schnell auf dem Kopfsteinpflaster und machen viel Krach", beschwert sich Hausmann.

Auch Marco Pelzer wohnt in der Adolfstraße und kritisiert die Politik. Er sagt: "Die Stadtentwicklung ist furchtbar. Immer mehr Stellflächen werden verbaut." Der 42-jährige Inneneinrichter findet, die Stadt Ahrensburg sollte besser haushalten, anstatt den Pendlern die letzten kostenfreien Parkplätze wegzunehmen. Seine Nachbarin Bianka Leonhardt weicht möglichst aufs Fahrrad aus. "Ich suche bereits jetzt regelmäßig einen Parkplatz hier. Wenn noch mehr Pendler zum Parken kommen, dann wird es wirklich schlimm", sagt die Kinderbuch-Illustratorin.

Im Wulfsdorfer Weg, sieht es nicht besser aus. Anwohner Helmut Krüger hält ebenfalls nichts von den Plänen. "Als die Idee mit der Gebührenpflicht damals aufkam, habe ich bereits befürchtet, dass unsere Straße darunter leiden würde", sagt der Rentner, der seit 1997 in Ahrensburg wohnt.

In der Klaus-Groth-Straße parken bereits viele Autos mit auswärtigen Kennzeichen. "Ich lasse mein Auto in der Garage, weil die Parksituation in der Stadt so schlecht ist", sagt die Rentnerin Renate Ingenhoff. Sie habe aber Verständnis für die Pendler, die in ihrer Straße parken. "Zwei Euro pro Tag sind einfach zu teuer. Das würde ich auch nicht bezahlen wollen." Parkgebühren findet Nachbar Wilhelm Pagel grundsätzlich nicht verkehrt. "Die Stadt braucht ja Geld", begründet er. "Aber 50 Cent wären mehr als genug."

"Vier meiner Mitarbeiter parken auf dem Platz an der Alten Reitbahn", sagt Alexandra Schokrowski, Gesellschafterin des Elektrofachhandels Clasen und Co. "Die sagen Danke. Zwei Euro pro Tag, zwölf Euro die Woche - das ist einfach zu teuer." Sie könne es sich nicht leisten, für die Mitarbeiter einen Stellplatz vorzuhalten. "Wenn es dann durchgesetzt wird, werden vermutliche einige auf Nebenstraßen ausweichen", sagt Schokrowski.

Nicht durchdacht nennt auch Uwe Grassau, Stadtverordneter der Wählergemeinschaft WAB, das Konzept. "Ich habe damals dagegen entschieden." Für Berufspendler sei es unfair, weil sie kein kostenloses Angebot mehr hätten. "Die werden natürlich in die umliegenden Straßen ausweichen." Anwohner seien nicht gefragt worden, kritisiert Grassau. Zunächst will die Stadt die Entwicklung abwarten, bevor sie das Anwohnerparken einführt. "Noch können wir nicht wissen, wie viele Parker tatsächlich ausweichen werden", sagt Bürgermeister Michael Sarach. "Im übrigen setzt die Verwaltung nur den Wunsch der Stadtverordneten um."

Für Jörg Hansen (Grüne) ist der Protest ein "Sturm im Wasserglas". "In den Innenstädten von Hamburg, Kiel oder Segeberg sind die Parkpreise weit höher." Dass Kaufkraft verloren gehe, sei ein Scheinargument. "Sonst müsste ja auch die Hamburger Innenstadt tot sein."

Kritisch sieht Thomas Bellizzi (FDP) das Anwohnerparken. "Da geht den Bürgern ein Stück Lebensqualität verloren", sagt der Stadtverordnete. "Wo sollen denn Leute parken, die dort jemanden besuchen wollen." Er fürchtet, dass die negativen Folgen durch die Parkgebühren - etwa Einbußen für den Einzelhandel - weit gravierender sein werden als die positiven Effekte.

"Zurzeit kann die Stadt auf die Mehreinnahmen nicht verzichten", sagt dagegen Carola Behr (CDU). "Ich kann natürlich den Unmut der Leute verstehen, aber vielleicht findet der Einzelhandel eine Lösung, den Kunden die Gebühren zu erstatten."