Finanzierung ist aber nur bis Ende 2011 gesichert. Stadt und Land streiten nun darüber, wer die dringend benötigte Stelle in den Folgejahren bezahlt

Ahrensburg. Es war ein Hilferuf des Elternbeirats der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten, den er Anfang Juni an die Stadt Ahrensburg, das Schulamt, das Bildungsministerium sowie die Fraktionen der Ahrensburger Parteien schickte. Von Gewalt gegen Lehrer, zunehmenden Störungen des Unterrichts und einem "dramatisch sinkenden Leistungsniveau" ist da die Rede. Rund 50 der 635 Schüler ließen sich nicht "fachgerecht, beziehungsweise nur mit größtem Aufwand, beschulen", schreiben die Elternvertreter.

Unter anderem fordern sie, einen Sozialpädagogen für die Betreuung der verhaltensauffälligen Schüler anzustellen. In ihrer Sitzung diskutierten die Mitglieder des Hauptausschusses über die Einrichtung einer befristeten 30-Stunden-Planstelle. Über das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes, so hat der Kreis angekündigt, stünden rund 22 000 Euro bis zum Ende des Jahres zur Verfügung. Die Finanzierung für die folgenden beiden Jahre dürften "voraussichtlich zur Verfügung stehen", heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Hinzu kommen über das Schulamt auch Landesmittel im Umfang von zehn Wochenstunden, ebenfalls befristet bis 31. Dezember. Hier heißt es, dass sie "aber voraussichtlich auch 2012 zur Verfügung stehen".

"Dort ist ein Brennpunkt entstanden. Wir müssen dort jetzt handeln", sagt Roland Wilde (CDU), stellvertretende Vorsitzender des Ausschusses auf Nachfrage. Dennoch sei das Thema verwiesen worden an die Fraktionen. "Die CDU-Fraktion wäre bereit gewesen, etwas zu entscheiden", sagt Wilde. "Obwohl die Finanzierung für die Jahre 2012 und 2013 noch ein großes Fragezeichen ist." Genau das sei der Knackpunkt in der Debatte gewesen, so Hanno Krause, zuständiger Fachbereichsleiter der Stadt Ahrensburg. "Eine gesicherte Finanzierung ist für uns wichtig. Gerade wenn es darum geht, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen." Obwohl die Stadt Schulträger der Schule ist, kritisiert Krause das Ministerium in Kiel: "In diesem Fall geht es um die Störung des Unterrichts. Das ist Sache des Ministeriums. Und da erwarte ich mehr Engagement."

Die starke Befristung der sicheren Finanzierung bis Ende des Jahres sei jedenfalls "völlig ungenügend", so Krause. "Die Ernsthaftigkeit der Sache geht verloren." Die Stadt könne sich über ihr umfangreiches Engagement hinaus - etwa in den vier Häusern für eine offene Jugendarbeit - nicht auch noch darum kümmern, dass der Unterricht in den Schulen funktioniere. Auch Bürgermeister Michael Sarach sieht das Land in der Pflicht: "Die Finanzierung der Schulsozialarbeit ist Aufgabe des Landes. Ich erwarte daher, dass das Land dieser Verpflichtung dauerhaft nachkommt." Die zeitlich befristete Finanzierung könne allenfalls als Einstieg in den Ausbau der Schulsozialarbeit sein.

Thomas Schunck, Sprecher des Bildungsministeriums in Kiel, weist dagegen darauf hin, dass es grundsätzlich Aufgabe des Schulträgers sei, sich um die Sozialarbeit zu kümmern. Und er fügt hinzu: "Dennoch hat die Landesregierung im aktuellen Doppelhaushalt erstmals 2,5 Millionen Euro für die soziale Arbeit bereitgestellt." Dieser unterstützende Topf ändere jedoch nichts an der Tatsache, so Schunck, dass es sich um eine kommunale Aufgabe handelt. "Die Landesregierung hat aber anerkannt, dass es ein wichtiger Bereich ist." Die Mittel werden an die Schulräte verteilt und sollen eigentlich den Grundschulen zukommen. Schunck: "Ziel ist es, Verhaltensprobleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen, um Spätfolgen zu vermeiden." Je nach Anzahl an Grundschülern in den Kreisen werde den Schulräten dann eine Summe zugewiesen, über die diese dann in Absprache mit dem Schulamt verfügen könnten. "Für Stormarn sind es in diesem Jahr 55 000 Euro. 2012 fließen dann 115 000 Euro." Aus eben diesem Topf sollen zehn Wochenstunden der Stelle finanziert werden.

"Sozialarbeiter sind eine freiwillige Leistung des Schulträgers", sagt Schulleiter Heiner Bock. "Daher wird das Thema zwischen den zuständigen Stellen hin- und hergeschoben." Der Direktor der Gemeinschaftsschule mache bereits seit Jahren auf die hohe Arbeitsbelastung seines Kollegiums aufmerksam und fordere den Einsatz von Sozialarbeitern. "Derzeit haben wir anderthalb Planstellen für die Betreuung der offenen Ganztagsschule", erläutert Bock. Unabhängig davon brauche die Schule jedoch einen Pädagogen für die schwierigen Kinder.

"Im vergangenen Schulhalbjahr haben wir eine schulinterne Lösung gefunden", so Bock. "Drei Lehrkräfte wurden dabei für jeweils vier Stunden aus dem Unterrichtsbetrieb herausgelöst." Diese Übergangslösung wird im gerade angelaufenen Schuljahr jedoch nicht fortgesetzt. Bock: "Ich kann das nicht mehr weiterlaufen lassen. Es ist mit den vorhandenen Lehrkräften nicht mehr zu halten." Das Kollegium könne sonst nicht mehr den grundlegenden Verpflichtungen nachkommen und unterrichten. "Aber es muss jetzt etwas passieren", sagt der Direktor mahnend. Denn die schwierigen Schüler, die weiterhin am Heimgarten unterrichtet werden, würden sich früher oder später bemerkbar machen.

"Wir sind bitter enttäuscht von der gestrigen Sitzung", sagt Daniela Hoheisel, die einen Sohn an der Schule hat und Elternvertreterin ist. "Hier wird ein Ping-Pong-Spiel betrieben, das viel zu lange dauert."