Firma will Geräte auch an Tankstellen im Norden aufstellen. Kunden skeptisch

Ahrensburg. Einmal Luft tanken ein Euro: Dieses Szenario könnte bald auch an Stormarner Tankstellen Realität werden. Dann müssten Autofahrer, die mal kurz den Reifendruck kontrollieren wollen, dafür zahlen. Hinter dieser Idee steckt das Jülicher Unternehmen AIR-serv, das kostenpflichtige Mess- und Füllstationen aufstellt. 230 Geräte stehen bereits bundesweit. Geschäftsführer Nick Janssen sagt: "Wir haben bereits Anfragen aus Schleswig-Holstein."

Für einen Euro bekommen Kunden fünf Minuten lang Luft, die zum Befüllen aller Reifen ausreiche. Der Vorteil für die Tankstellenbetreiber: "Sie müssen die Kosten für Wartung, Reparaturen und Eichung, die zwischen 300 und mehr als 800 Euro liegen können, nicht mehr selbst tragen", sagt Nick Janssen. Auch die Kunden profitierten von den neuen Geräten, meint er: Die altbekannten mobilen Geräte würden allzu oft gestohlen.

Shell testet die Luft-Stationen bereits an einigen Tankstellen. Die Mineralölkonzerne Aral und ExxonMobil ("Esso") planen nach eigenen Angaben nicht, sie einzuführen. "Allerdings können wir nicht ausschließen, dass Privatbesitzer von Tankstellen, die unter unserem Logo handeln, es trotzdem machen", sagt ExxonMobil-Sprecherin Gabriele Radke.

Vielfahrer Johannes Peeters aus Ellerbek ist einer von vielen Kunden, die die Geschichte mit der Bezahl-Luft befremdlich finden. "Der Service wird an manchen Tankstellen wieder ausgebaut. Es gibt sogar wieder Tankwarte, die unter anderem Luftdruck und Ölstand prüfen oder für einen tanken. So etwas wissen die Kunden zu schätzen."

"Ein Euro ist zu teuer. Fünf Minuten Staubsaugen kosten nur 50 Cent"

Der Gebietsverkaufsleiter in Diensten eines Schaltschrankherstellers kommt in seinem Job viel mit dem Auto herum - unter anderem auch in Stormarn - und füllt die Reifen seines Wagens regelmäßig mit Luft nach. Er glaubt nicht, dass sich die Luftdruckbefüllgeräte mit Bezahlfunktion durchsetzen werden. "Die Autofahrer würden einfach dorthin fahren, wo es nichts kostet. Das wäre ein Verlustgeschäft für die Betreiber mit Bezahl-Geräten, denn tanken würden die Kunden dann auch nicht mehr bei ihnen." Da ist sich der 54-Jährige sicher.

Der Berufskraftfahrer Erik Torno hat bisher noch nichts von kostenpflichtiger Luft gehört. Er ist erstaunt. "Demnächst muss man auch noch für die Luft bezahlen, die man atmet", sagt er. Er selbst müsse häufig den Luftdruck der Reifen seines Lkw prüfen. "Ein Euro ist zu teuer", sagt er und vergleicht: "Fünf Minuten Staubsaugen kosten nur 50 Cent."

Annegret Ewert aus Ahrensburg sieht außer den Kosten noch einen anderen Nachteil in den Bezahl-Geräten. "Das würde sich auf die Sicherheit im Straßenverkehr auswirken. Die Autofahrer würden seltener nach dem Luftdruck gucken." Die 55-Jährige meint, dass Autobesitzer ohnehin schon viel für ihre Wagen zahlten. Deshalb hat sie ihre persönlichen Schlüsse gezogen: Sie fährt lieber Fahrrad. Die Luft aus der Luftpumpe dürfte auch auf lange Sicht kostenlos bleiben.