Im ersten interkulturellen Garten Schleswig-Holsteins wird dieser Tage geerntet

Bad Oldesloe. Urbanes Gärtnern heißt der Trend in Klein- und Großstädten. Die gemeinschaftliche Arbeit von Bürgern in öffentlichen Gärten soll nicht nur gesunde Biolebensmittel hervorbringen, sondern auch einen Ort schaffen, an dem sich unterschiedliche Menschen begegnen. Das ist auch erklärtes Ziel des Netzwerks "Interkulturelle Gärten" von der Stiftung Interkultur. Mit seinen derzeit 113 Gärten in 15 Bundesländern fördert das Netzwerk das gemeinsame bürgerschaftliche Engagement von Migranten und Einheimischen.

In Bad Oldesloe ist im vergangenen Jahr der "Garten für alle" als erster interkultureller Garten in Schleswig-Holstein entstanden. Er ist Teil der Jugendprojektwerkstatt, zu der auch eine Bücherei und ein Atelier gehören. Seit der Gartengründung kümmern sich dort rund ein Dutzend Menschen aus unterschiedlichen Ländern um die gemeinsam angelegten Beete. "Jeder kann hier mitarbeiten und auch ernten. Es sind keine Privatbeete, das war uns bei dem Projekt wichtig", sagt Margarete Twenhöven, ehrenamtliche Mitarbeiterin und Initiatorin des "Gartens für alle". Manche hätten im Vorfeld an dem Projekt gezweifelt. "Doch es ist ein voller Erfolg geworden", stellt die 24-Jährige stolz fest. Alle gingen verantwortungsvoll mit dem Garten um.

Die Hobbygärtner kommen teilweise mit ihren ganzen Familien, um die Beete gemeinsam zu gestalten. Überwiegend sind es aber Frauen, die häufig vorbeischauen und sich mit Salaten, Kräutern und anderem Gemüse eindecken. So auch Sadiye Yilmaz aus Anatolien, die an diesem Tag mit ihrer zweijährigen Tochter Silan das Beet umgräbt. "Ich habe den ganzen Sommer nur Gemüse aus dem Garten gegessen. Die Gartenarbeit macht außerdem viel Spaß und man trifft nette Leute hier", sagt die 30-jährige Yilmaz. Zwischen den Hobbygärtnern und den Mitarbeiterinnen herrscht eine familiäre Stimmung. Petra Helvig arbeitet nicht nur ehrenamtlich im "Garten für alle" - sie ist auch oft mit ihren Kindern da, damit diese mit anderen spielen können. Sie sagt: "Ich wohne in der Nähe und sehe das quasi als meinen Vorgarten."

Auch Nafisa Omid fühlt sich wohl im "Garten für alle". Die seit 1996 in Deutschland lebende Afghanin gärtnert oft mit ihrem Mann Mohebla. "Wir haben Kürbisse, Gurken, Rote Bete und Kohlrabi gepflanzt". Am beliebtesten seien aber Pfefferminze, Petersilie und Mangold, weil man sie in vielen orientalischen Gerichten verwende.

Die gemeinsame Gartenarbeit hilft vor allem Migrantinnen, sich Kontakte außerhalb der Familie aufzubauen. Das gefällt Renata Bikauskaite, die Feministische Philosophie in Litauen studiert und im Rahmen des europäischen Freiwilligendienstes in dem Projekt mitwirkt. "Der Garten ist eine tolle Idee. Ich selbst liebe es zu gärtnern und wühle jeden Tag in unseren Beeten." Die nächsten Projekte seien auch schon in Planung. "Es fehlen nämlich noch Obstbäume und -sträucher."