Landgericht schickt Männer, die Barsbütteler Kaufmann überfallen haben, ins Gefängnis

Barsbüttel/Lübeck. Das Lübecker Landgericht hat die Briefmarkenräuber von Barsbüttel zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Barta L., 40, Drahtzieher des Überfalls auf den Inhaber des Spezialitätenladens, muss für vier Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Sören W., 31, wurde zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt. Boris G., 33, (alle Namen geändert) aus Winsen/Luhe, der die geraubten Briefmarken im Wert von rund 23 000 Euro verkaufen sollte, kam mit einer Bewährungsstrafe von neun Monaten für Hehlerei davon. Alle drei Männer nahmen das Urteil regungslos an. Erst ein paar Sekunden später blickte der kahlköpfige Sören W., der auffallend buschige dunkle Augenbrauen hat, an die Decke des Gerichtssaals 163 und murmelte etwas.

Geldnot und Schulden sind das Motiv für den Raubüberfall

Die Kammer verhängte damit ein mildes Urteil gegen die beiden Täter aus Hamburg. Denn das Gesetz sieht für schwere räuberischer Erpressungen ein Strafmaß von fünf bis 15 Jahren Haft vor. Jedoch kam Barta L. und Sören W. zugute, dass sie geständig und bei der Aufklärung der Tat behilflich waren.

Das Gericht sah es am Ende der Verhandlung als erwiesen an, dass Barta L. die Fäden für den Raubüberfall im Februar dieses Jahres in der Hand hielt. Er war es, der die beiden Räuber Sören W. und Jason T. zusammenbrachte, eine Tatwaffe besorgte, die Beute an sich nahm und einem Hehler gab. Der 19 Jahre alte Jason T. ist bereits von einem Jugendgericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

"Ich wollte ein neues Lokal eröffnen und brauchte dringend Geld", so das Motiv des korpulenten Barta L., der eine Diskothek in Hamburg betreibt. "Deswegen hatte ich schon vor langer Zeit die Idee, einen Laden zu überfallen", fügt der gebürtige Türke in dem lilafarbenen Hemd mit der glänzenden Glatze hinzu.

In seinem Lokal kommt er mit dem schmächtigen Jason T. ins Gespräch, der Schulden hat und bedroht wird. Beide schmieden einen Plan. Auch der Tatort ist schnell gefunden. Barta L., hatte früher selbst ein Geschäft mit integrierter Postfiliale in Barsbüttel betrieben. Er wusste, dass dort viel Geld, bis zu 60 000 Euro, zu holen sein dürfte. "Zudem bin ich selbst mal überfallen worden und wusste quasi, wie es funktioniert", sagt der zweifache Vater, gegen den wegen der Tat auch noch ein Verfahren läuft. Denn die Ermittler glauben, dass der Überfall fingiert war.

An dem Überfall auf das Spezialitätengeschäft will der 40-Jährige nicht direkt beteiligt gewesen sein: "In Barsbüttel kennt mich jeder. Außerdem bin ich Fußballtrainer in einem Verein in den Nähe." Deswegen braucht er für seinen Plan einen weiteren Komplizen. Der ist schnell gefunden. Der Barkeeper Sören W., der zuvor in einem Lokal an der Hamburger Reeperbahn gearbeitet hat, sucht einen neuen Job in der Gastronomie und möchte als Geschäftsführer in dem neuen Laden von Barta L. anfangen. "Mein Sohn hätte nie etwas von dem Geld gesehen, alles wäre in die Bar geflossen", so die Mutter von W., die den Prozess beobachtet hatte.

Hinter dem ersten Kunden des Hehlers verbirgt sich die Polizei

Das Trio beobachtet mehrere Wochen die Gewohnheiten des 39 Jahre alten Inhabers. Am 3. Februar ist es so weit, die Tat ist gut geplant. "Wir haben uns sogar darüber Gedanken gemacht, was passiert, wenn wir von der Polizei verfolgt werden. Barta hätte einen Verkehrsunfall fingiert", sagt Sören W. Doch so weit kam es nicht. Beide Räuber können unerkannt fliehen und beim 500 Meter entfernten Sportplatz in das Fluchtauto von L. steigen. Jedoch nicht mit der gewünschten Beute. Sie konnten lediglich Briefmarken mit Rosenmotiv und -duft stehlen.

Barta L. gibt die Briefmarken im Wert von 23 000 Euro Boris G., der öfter für L. Dinge verkauft. Beiden ist schnell bewusst, dass sie die Marken für 18 000 Euro verkaufen können. Der Hehler soll von diesem Gewinn 6000 Euro bekommen. Er stellt zunächst ein Viertel der Beute bei Ebay ins Internet. Doch hinter dem ersten Käufer verbarg sich die Polizei.