Beim Schulanfängergottesdienst sind Holzteile herabgefallen. Gebäude muss saniert werden

Hamberge. Eben noch standen Schulkinder unter dem Altar, bildeten mit buntem Papier in den Händen einen Regenbogen. Kurz darauf stürzten aus fünf Metern Höhe zwei große Holzteile aus der Altarverkleidung auf den Steinfußboden. Stille in der voll besetzten Hamberger Kirche, in der Pastor Erhard Graf am Mittwoch den traditionellen Schulanfängergottesdienst abhielt. "Ein Glück, dass das nicht ein paar Sekunden früher passiert ist", sagt der Pastor. "Das haben in diesem Moment wohl alle in der Kirche gedacht. Da war schon Gottes Segen spürbar."

Dennoch bleiben natürlich Fragen offen? Wie konnte es passieren, dass sich die Holzverkleidung löst? "Der Altar ist vor ein paar Jahren restauriert worden", sagt Pastor Graf, "das ist noch vor meiner Zeit als Pastor hier passiert." Die beiden Einzelteile waren offenbar mit einem Klebstoff mit dem Rest des von 1722 stammenden Altars verbunden. Warum er offenbar seine Bindewirkung verloren hat und ob weitere Teile des Altars herunterfallen können, müssen jetzt Experten klären. "Ich habe die Bauaufsicht informiert, die sich gemeinsam mit einer Restauratorin den Schaden ansehen wird", sagt Pastor Graf.

Dass das Gotteshaus sanierungsbedürftig ist, ist schon seit längerem bekannt. Seit Juli gibt es ein Gutachten mit genaueren Informationen. Demnach würde es gut 500 000 Euro kosten, um die Kirche wieder herzurichten. Das durchfeuchtete Mauerwerk muss trocken gelegt werden, Fenster müssen erneuert werden - um nur die wichtigsten Arbeiten zu nennen. Die kleine Kirchengemeinde kann dieses Geld natürlich nicht aufbringen. Ohne nennenswerte Spenden ist an eine Reparatur des aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gebäudes nicht zu denken.

Dass Hamberge überhaupt eine derart alte Kirche hat, verdankt der Ort seiner früheren Zugehörigkeit zum Lübecker Domkapitel. Bis 1804 war das so. Bis dahin mussten sich die Hamberger keine Sorgen um die Kosten eines Kirchenbaus machen. Die Lübecker hatten den Bau bezahlt und bezahlten danach auch die notwendigen Reparaturen. Doch nun ist die Kirchengemeinde auf sich gestellt. "Die letzte große Sanierung hat 1957 stattgefunden", sagt Pastor Graf. Was das für ein mehrere hundert Jahre altes Gebäude bedeutet, kann man sich vorstellen. Insofern ist der Vorfall beim Schulanfängergottesdienst vielleicht auch als Mahnung zu verstehen: Die Hamberger Kirche braucht dringend Hilfe.