Der 20 Jahre alte Serge Zimmermann spielte beim Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals mit dem Pianisten Enrico Pace

Ahrensburg. Selten gibt das norddeutsche Publikum seine Zurückhaltung auf und trampelt mit den Füßen. Im Ahrensburger Marstall passierte es. Es war ein Tribut an die Jugend. Auf der Bühne: der 20-Jährige Serge Zimmermann. Mit scheuem Lächeln, die Geige unprätentiös in seiner linken Hand, nahm er Bravorufe entgegen. Vor ihm: eine Dame in der ersten Reihe, die es vor Begeisterung vom Sitz gerissen hatte. Ein Meter hinter ihm: ruhig und freundlich lächelnd der Pianist Enrico Pace, der Begleiter des Youngsters - und mehr als das, wie sich während des Konzerts gezeigt hatte, dem zweiten und letzten Ahrensburger Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals in dieser Saison.

Die Zuhörer bekamen, wonach sie verlangten. Geiger und Pianist blätterten die Noten um und gaben dem Affen Zucker. Nach der fetzigen Rhapsodie "Tzigane" von Ravel rief eine Zuhörerin laut und vornehmlich "Ist ja toll!". Sie hatte nicht einmal abwarten können, bis die Zugabe vorbei war. Die Stimme der enthusiastischen Dame klang ein bisschen älter. Man hätte sich einbilden können, dass ein mütterlicher Impuls im Zuruf lag. Frei übersetzt etwa: "Mach weiter so. Ich bin stolz auf Dich."

Während diese Interpretation reine Spekulation ist, stimmte wohl der Eindruck, dass der Pianist den ganzen Abend über mit einem väterlichen Auge auf seinen Partner an der Geige geschaut und von den Tasten aus das Zepter unmerklich in der Hand gehabt hatte. "Ich kenne Serge schon von klein auf an", sagte der Pianist. "Er spielte mit meinem Vater. Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass er einmal mit mir Konzerte geben würde", sagte der Geiger, dessen Vater kein anderer ist als der berühmte Violin-Virtuose Frank Peter Zimmermann.

Mit fünf Jahren erhielt der kleine Serge bereits Unterricht bei seiner koreanischen Mutter und trat damit haargenau in die Fußstapfen seines berühmten Vaters, der ebenfalls mit fünf bei seiner Mutter die ersten Geigenstriche lernte und dann mit zehn Jahren debütierte.. Hierin ist Serge seinem "alten Herren" allerdings etwas voraus, denn schon mit neun Jahren spielte er öffentlich ein Violinkonzert von Mozart.

Seiner bescheidenen Art hat das keinen Abbruch getan. Auch wenn auf die Frage nach seinem Vornamen Überraschendes zu Tage kam: "Serge. So wie bei Prokofjew", lautete die selbstbewusste Antwort. Ein junger Mann von 20 Jahren darf sich das leisten. Zumal, wenn er so gut Geige spielt. Eine ausgereifte Künstlerpersönlichkeit kann er mit 20 noch nicht sein. Aber wie er die Schumann-Sonate in a-Moll, die Beethoven-Sonate in c-Moll und auch die Ravel-Sonate spielte, war beeindruckend. Gut, dass er so einen brillanten und einfühlsamen Klavierpartner an seiner Seite hatte.