Für die S 4 könnte am Bahnhof Gartenholz ein Betriebshof entstehen. Anwohner fürchten weitere Belastung

Ahrensburg. Die S-Bahn Hamburg hat Großes vor. Sollte die S 4 tatsächlich zwischen Hamburg und Stormarn gebaut werden und sollte es nur bis Ahrensburg gehen und der Haltepunkt Gartenholz die Endstation sein, würde in unmittelbarer Nähe auch ein großer Betriebshof entstehen. "Es gibt erste Planungen für ein solches Projekt", sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann auf Anfrage dieser Zeitung.

Die Planungen haben gewaltige Ausmaße. "Die gesamte Anlage wäre sicherlich 500 mal 100 Meter groß", sagt Pohlmann. Das entspricht den Abmessungen von gut fünf Fußballplätzen. Es wäre genug Platz für etliche Abstellgleise, aber auch für eine Werkstatt, eventuell sogar für eine Waschanlage. Es reiche nicht, die Züge einfach irgendwo abzustellen, sagt Pohlmann. Sie müssten auch gewartet und gegebenenfalls repariert werden können. Solche Arbeiten lässt die S-Bahn Hamburg zurzeit im großen Stil in ihrem Betriebshof in Hamburg-Ohlsdorf und in wesentlich kleinerem Umfang nahe der Haltestelle Elbgaustraße erledigen. Pohlmann: "Aber Ohlsdorf ist nicht gerade einen Katzensprung von Ahrensburg entfernt."

Die Pläne treffen den Stadtteil Gartenholz hart. Denn der für den Betriebshof ins Auge gefasste Platz ist jene Grünfläche zwischen Ahrensburgs Norden und der Gemeinde Delingsdorf, über die auch die so genannte Nordtangente geführt werden soll (wir berichteten). Die Stadtverordneten haben unlängst den Weg für ein Planfeststellungsverfahren geebnet - gegen den Widerstand vieler Einwohner. "Die Pläne betreffen wieder die gleichen Leute, die auch unter der Nordtangente leiden", sagt Stefan Kupffer, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Gartenholz. "Wir sind hellauf begeistert." Dass das Ironie ist, ist eindeutig. Und er fügt ernster hinzu: "Wir haben sehr stark das Gefühl, dass die Lasten einseitig bei uns im Gartenholz abgeladen werden sollen." Denn nun komme eventuell noch mehr auf den Stadtteil zu, als die Umgehungsstraße. Kupffer: "Ein Gewerbe mit 24-Stunden-Betrieb". Der Ahrensburger aus dem Gartenholz vermutet, dass dafür einfach die erste Fläche genommen wurde, die den Planern in den Sinn gekommen sei. Und er verlangt, dass auch Alternativen geprüft werden.

Ulrich Kewersun von der Bauverwaltung der Stadt Ahrensburg sagt: "Der Betriebshof müsste nördlich vom Gartenholz gebaut werden. Für eine so große Fläche ist nirgendwo anders Platz. Man kann den Betriebshof ja nicht ins Naturschutzgebiet setzen." Aber noch gäbe es für den Betriebshof keine konkreten Pläne.

Im schlimmsten Fall für die Gartenholz-Bewohner würde sowohl die Nordtangente als auch der S-Bahn-Betriebshof nahe am Wohngebiet gebaut. Denn sollte es wirklich soweit kommen, wird sich der Betriebshof wohl zumindest zum Teil auf Delingsdorfer Gebiet befinden müssen. Delingsdorf will schon die Nordtangente möglichst südlich in ihrem Gebiet platziert sehen. "Für uns Anwohner wäre das ein Verlust an Lebensqualität", sagt Stefan Kupffer von der IG Gartenholz. Auch Ulrich Kewersun sagt, es könne "nicht in unserem Interesse sein", beide Projekte nahe am Gartenholz zu bauen.

Aber die S-Bahn sei aktuell noch im Ideenstadium. Kewersun: "Gerade redet man nur über die Finanzierung des Vorentwurfs. Darin soll geklärt werden, wie viele Gleise man braucht, ob die Brücken passen und wo alles hin soll."

Aber man müsse auch die positiven Seiten der Planungen sehen. Kewersun: "Wenn wir einen Zehn-Minuten-Takt wollen, müssen wir uns auch um die Infrastruktur kümmern." In Immobilienanzeigen werde ja schließlich auch mit guter Anbindung durch einen nahe gelegenen Bahnhof geworben. Die Lautstärke werde kein Problem sein, da solche Hallen abgeschirmt wären. "Wir werden uns zu Rangierzeiten mal am Betriebshof an der Elbgaustraße umsehen. Aber ich glaube, es geht weniger um die Lautstärke, als um den Flächenverlust."

Die Befürchtungen der Anwohner kann Kewersun verstehen: "Wir nehmen sie ernst nehmen, aber es gibt derzeit noch keine konkreten Unterlagen." Solange nichts entschieden sei, sei er auch noch nicht bereit, darüber zu streiten. Möglicherweise ist die Aufregung auch umsonst. Vielfach wurde in den vergangenen Wochen der Wille betont, die Strecke in Bad Oldesloe enden zu lassen. Wo dann der Betriebshof entstehen würde - vielleicht doch in Ahrensburg? - muss sich zeigen.