Ahrensburgs Bauamtsleiterin Angelika Andres über ihre Pläne und die Notwendigkeit, Gewerbesteuern einzunehmen

Ahrensburg. Mehr Parkplätze, die Nordtangente, Wohnraum für junge Menschen und ein Kino - die Wunschliste an die neue Ahrensburger Bauamtsleiterin Angelika Andres ist lang. Am 1. April trat sie die Nachfolge von Wilhelm Thiele an. Die Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes sprach mit ihr über Herausforderungen, Wünsche und Zukunftsvisionen.

Hamburger Abendblatt:

Wo sehen Sie die Herausforderungen Ihres neuen Amtes?

Angelika Andres:

Es sind viele Projekte schon vor meiner Zeit durch Politik und Verwaltung angestoßen worden - etwa durch die Zukunftswerkstatt. Und das sind Dinge, die mich nach Ahrensburg gezogen haben. Meine Herausforderungen sind also gut vorgegeben. Wir haben das Integrierte Stadtentwicklungskonzept, auf das vieles aufbaut. Hier hat die Politik einen Schritt gemacht, den andere Städte nachgehen müssten, weil das die Zukunftsperspektiven einer Stadt darlegt. Dennoch sind eigene Ideen und Wünsche da, die ich allerdings zunächst intern abstimmen möchte.

Eigene Vorstellungen zur demokratischen Diskussion zu stellen, kann für Stadtplaner einen erheblichen Zeitaufwand bedeuten.

Andres:

Das weiß ich. Sonst wäre ich in der Freiberuflichkeit geblieben, und auch da habe ich meine Zwänge etwa durch den Bauherrn. Ich werde schon versuchen, meine eigenen Akzente einzubringen. Dennoch gibt es bestimmte Vorstellungen und Abhängigkeiten, an die ich mich halten muss.

Ganz konkret: Wie stellen Sie sich den Rathausplatz vor?

Andres:

Wir haben in der Verwaltung jetzt erst mal eine Ausstellung geplant. Da wird beschrieben, was bisher alles gelaufen ist, welche Ideen es gab. Die Ausstellung wird etwas länger dauern; wir denken da an sechs Monate. Wir werden einen Briefkasten haben, über den die Bürger ihre Anregungen äußern können. So versuchen wir, etwas gemeinsam auf den Weg zu bringen. Wir werden uns damit aber Zeit lassen. Denn wir haben hier ja noch weitere große Pläne.

Und die wären?

Andres:

Das ist zunächst ganz klar der Ausbau des Gewerbegebietes Beimoorweg-Süd, der im Bebauungsplan 88 beschrieben wird. Es ist das A und O der Stadt, der Fürsorgepflicht gegenüber den Bürgern nachzukommen, indem Gewerbesteuern eingenommen werden. Ich muss als Stadtplanerin auch daran denken, welche Mittel ich zur Verfügung habe. Ohne Moos nichts los. Parallel dazu ist natürlich auch die Nordtangente wichtig zur Erschließung und Entlastung der Gewerbegebiete. Weitere Stichworte sind Erlenhof und Lindenhof. Das sind zunächst die wichtigsten Projekte.

Wichtig für die Stadt sollte auch sein, junge Menschen in die Stadt zu locken. Wie wollen sie das schaffen?

Andres:

Analysen haben ergeben, dass besonders für junge Familien großer Bedarf vorhanden ist. Man hat sich für den Erlenhof entschieden. Das ist ja auch ein großer Schritt. Eine weitere Innenverdichtung wird durch den Bereich Reeshoop, also Lübecker Straße, Stadteingang West oder Hansdorfer Straße erfolgen. Das zeigt, die Politik will etwas tun, will verschiedene Wohnvorhaben entwickeln. So hoffe ich, dass wir schon Ende der Sommerpause beim Erlenhof zur Beschlussfassung kommen und erste Ergebnisse darstellen können.

Sie pendeln jeden Tag aus Hamburg nach Ahrensburg. Sie hatten geäußert, das Ihnen das Bahnhofsareal nicht gefällt. Was stellen Sie sich vor?

Andres:

Als Planer geht man mit anderen Augen durch die Welt. Ich habe auch ein Ideenbuch, in dem ich mir das eine oder andere notiere. Aber beim Bahnhof ist das noch nicht spruchreif, ich muss zunächst mit Politik und Verwaltung die Sache erfassen. Wir müssen den Innenstadt-Rahmenplan angehen, bevor wir Entwürfe ausarbeiten können. Den Rahmenplan Innenstadt können wir vielleicht im ersten Halbjahr 2012 diskutieren.

Viele Ahrensburger bemängeln, es gebe zu wenig Parkplätze in der Stadt. Was sagen Sie dazu?

Andres:

Es gibt Studien, dass etwa die bestehenden Parkhäuser am Woldenhorn und an der Alten Meierei teilweise zu 50 Prozent leer stehen. Auf der anderen Seite haben wir in der Planung zumindest ein weiteres Parkhaus in der Innenstadt. Das befindet sich in der Genehmigungsphase.

Ein anderer Wunsch ist, dass es in Ahrensburg endlich wieder ein Kino geben sollte. Wie stehen Sie dazu?

Andres:

Die Politik hat ein riesiges Interesse daran, und sie ist sich mit der Verwaltung einig darin, dass es eine Kombination aus Parkhaus und Kino sein sollte. Aber konkrete Projekte stehen und fallen mit den Vorstellungen von Investoren. Riesenkinos wird es hier jedenfalls nicht geben, dafür ist etwa Hamburg-Wandsbek zu nahe. Das passt nicht. Ich stelle mir eher ein Programmkino vor.

Das ISEK sieht vor, historische Besonderheiten in Ahrensburg herauszustellen. Welche sollten das Ihrer Meinung nach sein?

Andres:

Ich finde es klasse, dass man den barocken Stadtgrundriss weiterentwickelt hat. Es ist wichtig, Historisches zu bewahren, denn das dient auch der Identifikation der Menschen, die sich in ihrer vertrauten Umgebung wohl fühlen müssen. Dieser Stadtgrundriss mit seiner Abstrahlung wird konsequent weitergeführt und das gilt es zu bewahren. Natürlich kann man Neues behutsam und vorsichtig daneben stellen. Ich bin kein Freund der Rekonstruktion. Ich brauche zum Beispiel keine Barocktapeten.

Wie heißt denn Ihre Lieblingsstadt?

Andres:

Es gibt so viele. Barcelona gehört dazu, auch französische Städte wie Reims. Megastädte gefallen mir - zum Beispiel London.