Bank-Geheimnisse: Wir treffen Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Der Oldesloer Schauspieler Sven W. Pehla bringt im “Old Esloe“ frischen Theaterwind in die Kreisstadt

Bad Oldesloe. Auf der Bühne fühlt sich der Theaterschauspieler Sven W. Pehla zu Hause. Seinen Zweitwohnsitz hat er so gesehen hinter dem Tresen der Oldesloer Kneipe Old Esloe. Im November hatte er den Pub an der Hamburger Straße übernommen. "Ich hatte dort mit einer Kollegin ein paar Theaterstücke aufgeführt", sagt Pehla. "Nach der letzten Vorstellung des Heinz-Erhardt-Programms fragte mich der Inhaber, ob ich Lust hätte, aus dem Old Esloe eine Theaterkneipe zu machen." Erst fiel Pehla aus allen Wolken. Drei Tage später sagte er zu. "Ich bin halt sehr spontan", sagt er lachend.

Mit Lesungen, Rock- und Folkkonzerten, Talkshows und natürlich Theater sorgt das Old Esloe seitdem für frischen Wind in der Oldesloer Kulturszene. Auch wenn die Theaterkneipe den Hamburger in die Kreisstadt Bad Oldesloe verschlagen hat - von Kulturschock keine Spur. "Bad Oldesloe ist schön familiär", sagt der 43-Jährige. Wenn er in der Stadt unterwegs ist, werde er immer mal wieder angesprochen. "Viele Leute meinen, mir etwas sagen zu müssen - meistens etwas Nettes", sagt Pehla.

Das Theaterleben hat er im Gegensatz zur Gastronomie von der Pike auf gelernt. "Die Initialzündung war am Kalkberg in Bad Segeberg bei ,Old Surehand', das war 1975", so Pehla. Schon als Siebenjähriger habe er gewusst, dass er Schauspieler werden wollte. In der neunten Klasse spielte er kleine Rollen in plattdeutschen Stücken an der Bremer Bühne und jobbte als Statist bei den Karl-May-Spielen. Nach der elften Klasse schmiss er die Schule. Sven W. Pehla sagt: "Was sollte ich als Schauspieler mit Abitur?"

In den folgenden zwei Jahren lernte er am Hamburger Theater für Kinder den hin und wieder ganz unglamourösen Theateralltag kennen. "Vorhang ziehen, Requisiten hinstellen, Schauspielern beim Anziehen helfen, Bühne feudeln - das war eine gute Lehre", so Pehla. Danach ging er auf die Schauspielschule, die er mit kleinen Theaterrollen finanzierte. "Abends konnte ich umsetzen, was ich tagsüber gelernt hatte."

Tourneen führten ihn durch Deutschland, in die Schweiz und nach Österreich. Pehla stand mit Freddy Quinn in "Große Freiheit Nr. 7" und mit Horst Janson in "Unter Geiern" auf der Bühne. Seine Spezialität: Boulevardstücke und schwarzhumorige Rollen, gern auch auf Platt. "Ich komme ursprünglich aus Delmenhorst und bin mit Plattdeutsch aufgewachsen", sagt Pehla, der auch oft im Ohnsorg-Theater zu Gast war. Aktuell spielt Sven W. Pehla an Wochenenden den Bären Balu im "Dschungelbuch" an der Lübecker Freilichtbühne. Nach den Vorstellungen geht es direkt ins Old Esloe. Dann ist er für seine Gäste da, bis spät in die Nacht.

Schauspiel und Gastronomie - zwei Welten, die für sich genommen schon vollen Einsatz erfordern. "Das funktioniert mit gutem Zeitmanagement und viel Engagement" sagt Pehla im Gespräch mit dem Abendblatt. "Beides macht mir viel Spaß, deswegen übersteht man auch Stressphasen." Entspannen kann er sich bei der Comedy-Serie "Two and a half Men". Außerdem kocht und isst Sven W. Pehla leidenschaftlich gern.

Der Schauspieler führt auch Regie - oder macht beides gleichzeitig. "Zu oft bin ich an Regisseure geraten, die ich schlecht fand", sagt Pehla. Da packte ihn sein Ehrgeiz. Als der Berliner Theaterregisseur Wolfgang Spier, der sogenannte "König des Boulevards", 2003 in Hamburg arbeitete, fragte Pehla, ob er als Regie-Assistent einmal Mäuschen spielen dürfte. "Vier Wochen konnte ich neben diesem Theatergott sitzen. Danach fragte er mich, ob ich nicht das nächste Stück mitinszenieren möchte." Eine von Pehlas jüngsten Inszenierungen war die Komödie "Pension Schöller" an der Oldesloer Bühne. Dabei nutzte er die Chance, eine seiner Traumrollen selber zu spielen: "Jemand, der Schauspieler werden will, aber einen Sprachfehler hat und statt L nur das N sprechen kann. Schon als Kind habe ich mich bei diesem Stück darüber totgelacht." Auch beim "Dschungelbuch" am Freilichttheater Lübeck führt er Regie. Sein Markenzeichen: In jeder Inszenierung versteckt sich in irgendeinem Dialog eine kleine Hommage an Louis de Funès: "Nein! Doch! Ooohh!"

Pehlas größter Traum wäre es, einmal "Winnetou I" oder "Old Surehand" bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg zu inszenieren. "Da müssten mal neue Impulse geschaffen werden, das würde mich sehr reizen", sagt er. "Karl May ist für mich mehr, als es in den vergangenen Jahren in Bad Segeberg gezeigt wurde. Momentan ist es nur eine Aneinanderreihung von Oberflächlichkeiten und Explosionen." Die Zahlen würden den Veranstaltern zwar Recht geben - nur künstlerisch habe er dazu eine andere Meinung.

Der Kalkberg muss warten: Momentan steckt Pehla mitten in den Vorbereitungen für das vierte Theaterstück, das er für die Oldesloer Bühne inszeniert. Es basiert auf einem der bekanntesten Kriminalromane von Pehlas Lieblingsautorin Agatha Christie. "Und dann gab's keines mehr" hat im Oktober in der Oldesloer Festhalle Premiere.

Was das Beste am Theater ist, ist für Sven W. Pehla ganz klar: "Der Applaus. Toll ist es auch, die Leute zum Lachen zu bringen." Andere Schauspieler könnten Zuschauer auch sicher mit ernsthaften Stücken gut unterhalten, die Komödie sei aber einfach mehr sein Ding. Für den Neu-Oldesloer steht eines fest: "Ich brauche mein Theater, um zu leben."