Bis Mitte September bewacht Alexander Kleinow das Freibad am Südstrand des Großensees

Großensee. Er ist braungebrannt, hochgewachsen und hat ein charmantes Lächeln auf den Lippen: Alexander Kleinow ist ein Rettungsschwimmer wie aus dem Bilderbuch. Seit sieben Tagen bewacht er wochentags zwischen 10.30 und 19.30 Uhr das Freibad am Südstrand des Großensees.

In letzter Minute ging er Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers als Bewerber für den Posten der Badeaufsicht ins Netz. Lange stand nicht fest, ob das Bad unter der Woche geschlossen bleiben muss. Der DLRG fehlt es in dieser Saison, wie berichtet, an ehrenamtlichen Helfern, sodass sie nur noch am Wochenende und an Feiertagen eine Badeaufsicht stellen kann.

Aber jetzt ist er da, der Schweriner Abiturient, der die vergangenen Monate durch Südamerika gereist ist. "Ich war in Brasilien, Ecuador, Bolivien, Kolumbien und auf Kuba", erzählt er. Seine braunen Augen funkeln. Im Atlantik, in der Karibik und Pazifik konnte er bereits Erfahrungen bei der See-Rettung sammeln. Er sagt: "In Peru beobachtete ich, dass jemand Probleme hatte." Die starke Brandung zog Menschen weit aufs Meer hinaus. Ein Schwimmer war etwa 20 Meter vom Strand entfernt und bekam plötzlich Panik. "Ich bin erst einmal zu dem Mann hingeschwommen und habe ihn beruhigt", sagt Kleinow. Ruhe zu bewahren, sei das wichtigste bei Gefahrensituationen im Wasser. Wer gelassen bleibt, kann selbst Krämpfe durch Überstreckung der Gliedmaßen lösen oder seinen Fuß vorsichtig aus einer Schlingpflanze ziehen. Um den Geschwächten in Peru ans Ufer zu bringen, bat der Rettungsschwimmer einen Surfer um sein Brett. "Das gleitet fast wie von selbst mit den Wellen ans Ufer", sagt Kleinow.

Nun sorgt der zwei Meter große Mann am Großensee für Sicherheit im Wasser. Das Angebot für die Stelle erhielt er vom Arbeitsamt. "Der Job passt mit zeitlich sehr gut", sagt der 21-Jährige. Im Herbst will Kleinow Energie- und Umweltmanagement oder Bauingenieurwesen studieren.

Abitur gemacht hat Kleinow am Fridericianum, einem altsprachlichem Gymnasium in Schwerin. Er beherrscht Latein, spricht Englisch, Spanisch und Französisch, hat in der fünften Klasse ein Jahr übersprungen. Auch sportlich ist er vielfach aktiv. "Ich mag alles, was mit einem Ball zu tun hat." Gern spielt er Volleyball, Basketball oder Tischtennis. Auf all das muss er während seiner Zeit am Großensee erst einmal verzichten.

Noch ist aufgrund der schlechten Witterung am See nicht viel los. An sommerlichen Tagen besuchen aber bis zu 2000 Badegäste das Naturgewässer. Kleinere Einsätze hatte Kleinow allerdings schon. "Gestern ist ein Kind von der Bank gefallen, da habe ich seiner Mutter einen Kühlakku gebracht."

Sein Rettungsschwimmer-Abzeichen machte der Mecklenburger während seiner Zeit bei der Bundeswehr. "Nach meinem Grundwehrdienst habe ich noch um ein Jahr freiwillig verlängert. Ich wusste noch nicht, was ich genau studieren wollte. Zudem gab es beim Bund gute Verdienstmöglichkeiten", sagt er. Vor seinem Schulabschluss habe er sechs Jahre lang in einem Schwimmverein trainiert.

Das Schwimmen habe ihm sein Vater beigebracht. "Ich war damals vier Jahre alt und mochte anfangs lieber Tauchen als Schwimmen", sagt der 21-Jährige. Auch heute noch schaffe er es, eine Strecke von 25 Metern unter Wasser zu bleiben, ohne Luft zu holen. Jeden Abend schwimmt der neue Retter vom Großensee selbst ein paar Runden, um seine Ausdauer zu trainieren. Dass es im Naturbad auch einsam sein kann, empfindet er nicht als störend. "Manchmal ist es gar nicht schlecht, allein zu sein. So kann man gut seine Gedanken ordnen", sagt er. Wenn Alexander Kleinow nach Gesellschaft ist, fährt er nach Hamburg, Freunde besuchen. Gibt es bei seinen Schichten auf dem Wachturm des DLRG mal nicht viel zu sehen, schaut der Schweriner gern in ein Buch. Zur Zeit liest er "Das Gesetz der Resonanz". Das Sachbuch von Pierre Franck beschäftigt sich damit, dass Überzeugungen, die man immer wieder spricht oder denkt, ins Unterbewusstsein eindringen und somit im Leben real werden können.

Vielleicht denkt Alexander Kleinow in solchen Momenten an seine nächste Reise. Dann soll es über Australien nach Südostasien gehen. "Ab und zu braucht der Mensch nämlich etwas Neues, um dem Alltag zu entkommen", sagt er. Noch bis Mitte September wacht Alexander Kleinow aber über die Badegäste am Großensee. Wenn die rot-gelbe Fahne gehisst ist, ist der Rettungsschwimmer im Dienst.