Großhansdorfer streiten mit Baufirma über Verzögerungen - und leben im Wohnwagen

Großhansdorf. Der 6. April 2010 war ein freudiger Tag für das Ehepaar Golücke. An jenem Tag unterschrieben sie bei der Baufirma Team Massivhaus einen Vertrag über den Bau eines Doppelhauses in Großhansdorf. Nach dem Abriss des alten Hauses zogen Manda und Detlef Golücke in einen Wohnwagen auf dem Grundstück. Sie glaubten, das Weihnachtsfest in ihrem neuen Heim feiern zu können. Aus diesem Wunsch wurde jedoch nichts.

Noch heute wohnen sie wie Camper im eigenen Garten. Manda Golücke schüttelt den Kopf und sagt: "Im Winter habe ich gefroren, hatte ständig Entzündungen." Sie müsse durch den Garten zu den Nachbarn auf die Toilette gehen. Die resolute kleine Frau wühlt sich durch einen Papierstapel. Aus dem Haustraum ist ein handfester Streit mit dem Bauträger geworden, der mit Subunternehmern arbeitet. Schon bei der Planung sei es zu Verzögerungen gekommen, klagen die Golückes. Früh schalten sie einen Anwalt ein, um ihr Vorhaben voranzubringen.

Heiko Krug, 40, Geschäftsführer von Team Massivhaus, schildert den Fall ganz anders. "Zu Beginn wollten die Golückes den Auftrag für die Erdarbeiten selbst an eine Firma vergeben. Später sollten wir es dann doch plötzlich machen", erklärt Krug die Verzögerungen im Sommer vergangenen Jahres. Zudem verweist er auf ein Schreiben des Anwalts der Bauherren vom 20. September: "Darin haben die Golückes selbst einen Baubeginn ab 1. März 2011 verlangt."

Wegen des langen Winters hätten die Arbeiter dann erst im April anrücken können. "Ich habe noch einmal mit dem Bauleiter gesprochen. Der Bau läuft perfekt, wir liegen sogar vor dem Zeitplan", sagt Krug. "Sechs Monate Bauzeit halte ich ein."

Die Golückes sehen das anders. "Immer wieder kommt es zu Verzögerungen. Jetzt warten wir auf die Dämmung im Dach", sagt die 63-Jährige. Wenn es regnet, schütte es ungeschützt in den Rohbau.

Geschäftsführer Krug erklärt kurze Wartezeiten mit der aktuellen Auftragslage. "Derzeit gibt es einen Bauboom. So bekomme ich zum Beispiel keine Gerüste." Es gebe einen Mangel an Handwerkern sowie Baustoffen. "Ich weise unsere Neukunden darauf hin, dass sie derzeit rund zehn Wochen warten müssen, bis sie mit einem unserer Architekten sprechen können." Durch diese längere Wartezeit fahre das Unternehmen automatisch die Auftragseingänge herunter. Krug fügt hinzu: "Bei 100 Mitarbeitern, die wir hier beschäftigen, müssen wir aber pro Woche etwa zehn Aufträge abschließen, um die Kosten zu decken."

Ein anderer Großhansdorfer, der mit dem Unternehmen aus Büdelsdorf bei Rendsburg ähnliche Erfahrungen gemacht hat, ist Jens Buhrdorf. "Ich wollte ein Haus haben, das ziemlich von der Norm abweicht. Damit habe ich die Firma vermutlich an den Rand ihrer Möglichkeiten gebracht", sagt der 72-Jährige. Vereinbarte Zeiten, zu denen einzelne Bauabschnitte fertiggestellt sein sollten, seien nicht eingehalten oder nur unter massivem Druck einigermaßen realisiert worden.

"Überall wurde versucht, Zeit zu schinden - Hauptsächlich in der Planungs- und Vorbereitungsphase. Die Subunternehmen stehen enorm unter Druck", meint Buhrdorf. Kurzerhand habe er den ihm zugewiesenen Bauleiter auswechseln lassen. Der neue Bauleiter habe entsprechend seinen Möglichkeiten versucht, die Situation zu verbessern, so Buhrdorf. Dennoch: "Zu 85 Prozent habe ich die Bauleitung selbst gemacht." Team Massivhaus verstehe unter Bauleitung offenbar "etwas anderes" als er selbst. Buhrdorf: "Bei denen betreut ein Bauleiter zugleich bis zu 30 Häuser."

Der Großhansdorfer fügt hinzu: "Es wurden sehr viele Fehler und Falschlieferungen an Bauteilen etwa bei Fenstern und Türen gemacht, die zum Teil bis heute nicht behoben wurden." Statt eines Hauses fürs Leben sei ihm ein Leben für das Haus beschert worden. "Von der Geschäftsführung habe ich nie einen zu fassen bekommen." Buhrdorfs Fazit: "Wenn ich noch einmal mit dieser Firma bauen würde, dann nur mit terminlicher Absicherung in einem Vertrag, damit man etwas Handfestes hat." Heute wird der 72-Jährige sein neues Haus beziehen. "Wir werden dort einziehen, ohne eine Bauabnahme gemacht zu haben."

Früh die Reißleine gezogen hat dagegen Rainer Muhl aus Wakendorf im Kreis Bad Segeberg. "Nach sechs Wochen hatte ich noch keinen Bauantrag erhalten, obwohl das so vereinbart war. Bei Team Massivhaus konnte ich niemanden erreichen, der zuständig war", sagt der Beamte. Schließlich habe er den Verkäufer angerufen, bei dem er den Vertrag unterzeichnet hatte. Der Mann habe ihm versichert, sich um die Sache zu kümmern. "Als ich in der achten Woche noch immer keine Antwort hatte, habe ich die Notbremse gezogen und gekündigt", sagt Muhl. Dann habe sich prompt der Geschäftsführer gemeldet, um ihn umzustimmen. "Die Verzögerungen wurden mir mit Urlaubs- und Krankheitsfällen begründet", erinnert sich der 57-Jährige. "Ich habe mich jedoch nicht vertrösten lassen", so Muhl weiter. Nach der Kündigung beauftragte eine andere Firma mit dem Bau. "Innerhalb von zwei Wochen war der Bauantrag da."

Geschäftsführer Krug sagt dazu: "Ein Bauantrag braucht seine Zeit, allein der Architekt benötigt für seine Planung doch zwei bis drei Wochen." Andere Firmen seien kleiner und hätten nicht so viele Baustellen. Krug: "Im vergangenen Jahr haben wir 550 Häuser gebaut. In diesem Jahr werden es noch einige mehr sein."